Lehrermangel - Kritik an Kettenverträgen für Junglehrer
Obwohl sich der Lehrermangel zuletzt verschärft hat, bekommen Junglehrer beim Berufseinstieg weiterhin nur unsichere Kettenverträge, kritisieren Lehrergewerkschaft und NEOS. Bis zu fünf Jahre müssen Einsteiger warten, ehe sie einen Fixvertrag anstelle befristeter Jahresverträge bekommen. Die Lehrergewerkschaft forderte am Dienstag schnellere Fixverträge für Berufseinsteiger, die JUNOS - Junge Liberale Studierende die Abschaffung von Kettenverträgen für Junglehrer.
Laut Vertragsbedienstetengesetz und Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz dürfen Berufseinsteiger maximal fünf Jahre lang mit befristeten Verträgen arbeiten. Bei den Bundesschulen (AHS, BMHS) seien die Bildungsdirektionen vom Bildungsministerium allerdings dazu angehalten, die Höchstgrenze nicht auszureizen und Verträge maximal vier Jahre lang zu befristen, berichtete AHS-Gewerkschafter Hebert Weiß (FCG) im Gespräch mit der APA. Befristete Verträge nach dem Berufseinführungsjahr (Induktionsphase) sind außerdem nur dann zulässig, wenn jemand keine einzige gesicherte Stunde hält, sondern etwa ausschließlich als Karenzvertretung, in Freigegenständen, der Nachmittagsbetreuung oder in der Lehrerreserve eingesetzt wird. Oft kämen Junglehrer aber als Vertretung an eine Schule und würden dann, weil sie sich bewährt haben, Fixstunden übernehmen.
Umstellung von Verträgen funktioniert nicht
"Sobald man auch nur eine fixe Stunde übernommen hat, müsste der Vertrag sofort umgestellt werden - dann gibt es gar keine Wartezeit von fünf Jahren", betonte Weiß. Das werde aber leider nicht umgesetzt. "Das ist glatter Gesetzesbruch." Das werde von der Gewerkschaft auch seit Jahren kritisiert.
Ähnlich ist die Lage an den Pflichtschulen (v.a. Volks- und Mittelschulen). Auch hier können Verträge maximal fünf Jahre lang befristet werden. In der Praxis werde aber teilweise deutlich früher auf Fixverträge umgestellt, sagte der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) zur APA. In Oberösterreich sei das etwa - abhängig von Vordienstzeiten - spätestens nach drei Jahren der Fall. Dass man in Zeiten des Lehrermangels die gesetzliche Frist ausreizt, könne er "überhaupt nicht verstehen. Aus meiner Sicht sollte man sehr schnell umstellen auf einen unbefristeten Vertrag". In einem weiteren Schritt könne man dann darüber nachdenken, ob man die befristeten Dienstverträge überhaupt abschafft.
Im Bildungsministerium wird gegenüber der APA auf einen Erlass aus 2015 verwiesen, wonach Junglehrer mit einer gesicherten Verwendung nach erfolgreich absolvierter Induktionsphase einen unbefristeten Vertrag bekommen sollen, "wenn nicht besondere Umstände des Einzelfalles ausnahmsweise dagegen sprechen". Es sei sein Anliegen, dass immer genügend qualifizierte Lehrkräfte in den Klassenzimmern stehen, so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer schriftlichen Stellungnahme. Im Rahmen der Ressortstrategie "Klasse Job" gegen den Lehrermangel arbeite das Ministerium intensiv mit den Bildungsdirektionen daran, dass Junglehrer gut in der Schule ankommen. "Die aktuelle gesetzliche Lage ist dabei klar und befristete Verträge sollten nicht die Regel darstellen."
Lukas Schobesberger, JUNOS-Vorsitzender und Spitzenkandidat bei den kommenden Wahlen zur Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) forderte am Dienstag in einer Aussendung die Abschaffung der Kettenvertragsregel. Immerhin würden Kettenverträge für Junglehrer eine Menge Unsicherheit bedeuten und sie von den Direktionen abhängig machen. Der Bachelor bei der Lehrerausbildung dauere bereits ein Jahr länger als bei allen anderen Studien. "Und nach dem Studium erwarten einen Kettenverträge, die einem jede Planungssicherheit für die Zukunft nehmen. Das zeigt erneut, welchen geringen Stellenwert Minister Polaschek der Bildung gibt."