Psychotherapiestudium - FHs irritiert, Unis zufrieden
Die eben im Ministerrat beschlossene Reform der Psychotherapieausbildung hat für unterschiedliches Echo bei den Hochschulen gesorgt. Während Oliver Vitouch, Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), in einer Aussendung von einem "echten Meilenstein" sprach, äußerte die Fachhochschulkonferenz (FHK) ihre "große Verwunderung" darüber, dass FHs laut Regierungsentwurf keine Psychotherapie-Masterstudien anbieten dürfen sollen.
Mit der Reform soll die derzeit bis zu 50.000 Euro teure Psychotherapieausbildung von den privaten außeruniversitären Ausbildungseinrichtungen an die öffentlichen Unis wandern und in weiterer Folge das Therapieangebot ausgebaut werden. Anstelle des zweijährigen Propädeutikums und - je nach Fachrichtung - drei-bis sechsjährigen Fachspezifikums soll man nach einem fachlich passenden Bachelorstudium ein zweijähriges Masterstudium für Psychotherapie an den Unis abschließen. Dritter Ausbildungsteil ist eine postgraduelle psychotherapeutische Fachausbildung bei Psychotherapeutischen Fachgesellschaften, während der man schon unter Supervision therapeutisch arbeiten kann.
Für uniko eine große Reform
Für uniko-Chef Vitouch ist mit der Akademisierung der Psychotherapie-Ausbildung "unter Einbindung aller einschlägigen gesundheitsberuflichen Expert:innengruppen letztendlich eine große Reform zwischen Gesundheits- und Wissenschaftsministerium gelungen". Er erwartete, dass sie bald nachhaltig zu einer besseren psychosozialen Versorgung vor allem bei Kindern und Jugendlichen beitragen werde.
Die FHK forderte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) unterdessen "dringend zur Wiederaufnahme der Fachhochschulen ins neue Psychotherapiegesetz auf", seien die FHs doch "nach Zusage wieder herausgestrichen" worden. Im Ministerium wollte man von einer solchen Zusage auf APA-Nachfrage nichts wissen. Man kenne die Forderung der Fachhochschulen, ebenfalls Psychotherapeuten ausbilden zu dürfen, aus ihrer Stellungnahme zum Gesetzesentwurf. Da das Angebot aber bei einer Aufteilung der 500 Master-Studienplätze auf Unis und Fachhochschulen zu kleinteilig geworden wäre, habe man sich dagegen entschieden.
In der FHK betonte man, dass auch der Berufsverband der Psychotherapeut:innen und die Bundesländer ein Angebot an Fachhochschulen eingefordert hätten. Gerade in Regionen ohne Uni sei ein Angebot von Psychotherapiestudien an den FHs "unerlässlich und notwendig", um die Versorgung der Bevölkerung in allen Bundesländern sicherzustellen. Außerdem gebe es an den FHs mit u.a. Musiktherapie, Sozialer Arbeit und den Gesundheitswissenschaften Studien, die als Teil der Psychotherapie-Ausbildung anerkannt werden. Warum die Absolventinnen und Absolventen für den Master ihre Hochschule verlassen müssen, sei "nicht nachvollziehbar".