Bis zu 17 Mal häufiger Infarkte bei Influenza-Erkrankung
Während einer Influenza-Infektion (PCR-Test) haben Menschen ohne sonst schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung ein um den Faktor 16,6 erhöhtes Herzinfarktrisiko. Das ist das alarmierende Ergebnis einer niederländischen Studie, die vor kurzem in "New England Journal - Evidence" veröffentlicht worden ist.
Dass eine Influenza akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen kann, ist seit langem bekannt. Doch erstmals haben Annemarijn de Boer (University Medical Center Utrecht) und ihre Co-Autoren den wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen einer Influenza und der Herzinfarktwahrscheinlichkeit ganz exakt bei Menschen belegen können, bei denen die Infektion in 16 medizinischen Labors in den Niederlanden eindeutig per PCR-Test belegt worden war.
Die Risikoabschätzung erfolgte für den Zeitraum von einem Jahr vor und einem Jahr nach der Influenza-Erkrankung (Kontrollperiode) im Vergleich zu bis zu sieben Tagen nach dem positiven Labortest (Risikoperiode). "Zwischen 2008 und 2019 identifizierten wir in der beteiligten Studienpopulation 158.777 PCR-Tests auf Influenza, von denen 26.221 positiv ausfielen und 23.405 einzelnen Influenza-Erkrankungen entsprachen. (...) Die relative Häufigkeit eines akuten Herzinfarkts während der Risikoperiode (akute Influenza-Infektion; Anm.) im Vergleich zur Kontrollperiode lag bei dem Faktor 6,16. Die relative Häufigkeit eines akuten Herzinfarkts bei Menschen ohne vorherigen Spitalsaufenthalt wegen einer koronaren Herzkrankheit lag beim 16,60-Fachen", schrieben die Experten in der wissenschaftlichen Zeitschrift (DOI: 10.1056/EVIDoa2300361).
Effekt auch bei anderen viralen Atemwegserkrankungen
Menschen mit einem vorangegangenen Krankenhausaufenthalt wegen einer Erkrankung der Herzkranzgefäße hatten hingegen "nur" eine um den Faktor 1,43 erhöhte Infarktgefährdung. Möglicherweise schützt sie die bei solchen Patienten oft vom Arzt verordnete Einnahme von Blutgerinnung-hemmenden Medikamenten. Auch bei Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) oder anderen viralen Atemwegserkrankungen zeigte sich eine höhere Infarktgefährdung.
Die britische Epidemiologin Raina MacIntyre schrieb dazu in einem Kommentar, dass die Ergebnisse mit der Beobachtung übereinstimmten, dass bei zehn Prozent der Infarktpatienten zumindest in der Grippesaison auch eine Influenza diagnostiziert wird. Man sollte die Influenza-Impfung auch als Möglichkeit sehen, die mit einer solchen Erkrankung einhergehende Infarktgefahr zu verringern. Die Studie wurde vom niederländischen Forschungsfonds finanziert.