Erdstall digital erfasst und vermessen
Erdställe kommen in mehreren Regionen Österreichs vor, sind zum Teil sehr alt und geben oft weiterhin Rätsel auf. Jetzt hält die Digitalisierung Einzug in die Bauten. Ein Team der Fachhochschule (FH) Oberösterreich Campus Wels wird künftig die unterirdischen Strukturen digital erfassen und bewahren, heißt es in einer Aussendung.
Die 3D-Vermessung des Erdstalls von Unterstetten in der Gemeinde Tollet (OÖ) sei ein Beispiel für diese unterirdischen Anlagen, die in Süddeutschland, Österreich und anderen Teilen Europas gefunden werden, schreiben die beiden FH OÖ-Forscher Raimund Edlinger und Kurt Niel. Der Erdstall ist laut den Angaben vor 800 Jahren entstanden, 35 Meter lang, reicht 7 Meter unter die Erdoberfläche und besteht aus sieben Räumen und sechs Verbindungsschlüpfen.
Bei der Digitalisierung setzen die Forscher auf 3D-Scantechnologien, 3D-Kartierung und Bildverarbeitung, um detaillierte virtuelle Modelle dieser unterirdischen Strukturen zu erstellen. Die Visualisierungen sollen es künftig ermöglichen, die Erdställe in nie dagewesener Weise zu erkunden und zu studieren. Die messtechnische Herausforderung bestehe dabei in der Enge, der Dunkelheit und der schwierigen Oberflächenstruktur der Gänge und Höhlen. Trotzdem sei es gelungen, ein aussagekräftiges 3D-Modell der gesamten Anlage zu modellieren.
"Durch die Digitalisierung der Erdställe erhalten wir nicht nur faszinierende Einblicke in ihre Architektur und Struktur, sondern auch in ihre potenziellen Verwendungszwecke und historische Bedeutung", sind sich die beiden Experten einig. "Die Initiative stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung Bewahrung und Erforschung dieses einzigartigen kulturellen Erbes dar."
Die digitalen Modelle werden nicht nur der wissenschaftlichen Gemeinschaft zugänglich gemacht, sondern sollen auch der Öffentlichkeit über Online-Plattformen und interaktive Ausstellungen präsentiert werden, ohne die Erdställe der Zerstörung durch oftmaliges Begehen auszusetzen.