Bildungsministerium testet als erstes Ressort KI-Anwendungen
Seit einigen Wochen testen Mitarbeiter im Bildungsministerium die Anwendung von Künstliche Intelligenz-Systemen (KI) in ihrem Arbeitsalltag. Damit sei man das erste Ressort, in dem systematisch KI-Erfahrung gesammelt wird, hieß es bei einer Projekt-Präsentation. Durch die starke Verbindung zu den Schulen und Hochschulen, an denen ChatGPT und Co schon länger stark im Kommen sind, sei man "näher am Thema als andere", so Ressortchef Martin Polaschek (ÖVP).
Seit April können 250 Bedienstete des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) auf das System zugreifen, das Experten des Hauses am Wiener Minoritenplatz über die Cloud-Computing-Plattform Microsoft Azure realisiert haben. Genutzt wird jene Technologie, die OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, entwickelt hat. Man habe hier eine auf die Bedürfnisse des BMBWF abgestimmte Lösung gefunden, erklärte der Leiter der Abteilung Informations- und Kommunikationstechnologie, Thomas Egger.
Microsoft verwende keine der gesendeten oder erhaltenen Daten an oder aus dem Ministerium zum Trainieren seiner KI-Systeme und speichere die Informationen auch nicht. Ohne eine solche Abmachung hätte man diesen Weg auch nicht gewählt, sagte der Leiter der Gruppe IT, Digitalisierung und Medien im Ressort, Martin Bauer, zur APA.
Datensicherheit soll auch weiterhin gegeben sein
Die Nachfrage aus dem Haus nach einer eigenen Lösung sei jedenfalls "extrem groß" gewesen, und in der Folge habe man sich für eine "pragmatische Herangehensweise" entschieden, mit der Datensicherheit sowie die Hoheit über die eigenen Daten weiter gegeben bleiben und einer "ungeregelten Nutzung" vorgebeugt wird, erklärten die Experten. Auf Basis der bereitgestellten Systeme wurde eine eigene Oberfläche im Intranet des Hauses entwickelt, über die die Testnutzer auf die Anwendungen zugreifen und sehen können, welche Kosten eine Abfrage verursacht.
Genutzt werden können beispielsweise ChatGPT, eine Anwendung zur Generierung von Bildern, ein Tool zum Zusammenfassen und Übersetzen von Texten oder zur Transkription von Audioaufnahmen. Da sich die Kosten mit rund 20 Cent pro User und Monat bisher in sehr engen Grenzen hielten und das Angebot gut angenommen wurde, wird es im Herbst für alle rund 1.200 Bediensteten freigeschalten. Die Erfahrung habe gezeigt: "Die Leute benutzen nur, was sie wirklich brauchen", so Egger.
Überdies arbeite man am Aufbau einer KI-unterstützten "BMBWF-Wissensdatenbank", die als eine Art interner Leitfaden, etwa über die Beschaffungsvorgänge im Ministerium, dienen soll, der die Mitarbeiter bei Anfragen unterstützt. Basis dafür sind interne Dokumente, die dafür eigens ins System hochgeladen werden.
KI soll auch Mathe-Zentralmaturaaufgaben erarbeiten
Eine weitere Anwendung dient zur Generierung von potenziellen Mathematik-Beispielen für die Zentralmatura. Auf Basis von alten einschlägigen Aufgaben kann dieses im "Proof of Concept"-Stadium befindliche System neue Vorschläge für Beispiele in verschiedensten Schwierigkeitsstufen liefern. Dahinter liegen eigens entwickelte Vorgaben, nach denen die KI ihre Aufgabe erfüllt ("Prompts").
Die Schwierigkeit für die Zentralmatura-Entwickler sei nämlich genau das Abwägen der Schwierigkeit der einzelnen Mathematik-Aufgaben. Dazu muss eine Vielzahl an Beispielen ersonnen werden, die dann in kleineren Überprüfungen Schülern zur Lösung vorgelegt werden. Um zu einer Reifeprüfung mit angemessenem Niveau zu kommen, braucht es also einen entsprechend großen Pool an vergleichbaren Aufgaben, die sich aber auch nicht zu ähnlich sein dürfen. Hier könne KI unterstützen, selbst wenn sie teils Beispiele vorschlage, die einfach falsch sind, so die Experten. Sie betonten überdies, dass auch in Zukunft eine KI keineswegs wichtige Teile der Zentralmatura erstellen wird, den Fachabteilungen aber Hilfestellungen dabei anbieten könne.
BMBWF: Andere Ministerien "profitieren von Know-how"
Mit dem Vorstoß sei das Bildungsministerium, das das Thema u.a. auch im Rahmen von bundesweit 100 KI-Pilotschulen vorantreibt, jedenfalls ein Vorreiter innerhalb der öffentlichen Verwaltung, so Polaschek: "Die anderen profitieren von unserem Know-how", zeigte sich der Minister überzeugt. Während das Innenministerium an einem eigenen KI-System arbeite, sei das Interesse seitens anderer Ressorts mittlerweile groß, auf Basis der Erfahrungen aus dem BMBWF über das Bundesrechenzentrum (BRZ) ähnliche Zugänge zu bestehenden KI-Plattformen zu schaffen, so Bauer und Egger. Das damit verbundene Potenzial zur Effizienzsteigerung in der öffentlichen Verwaltung sei jedenfalls vorhanden, das Projekt "KI im BMBWF" ein erster Schritt in diese Richtung.