Wissenschaftsjahr 2025: Fokus auf Viren, Gletscher, Quanten, Politik
Das Wissenschaftsjahr 2025 steht im Zeichen von Viren, Gletschern, Quanten und Politik. Die UNO hat 2025 nicht nur zum "Internationalen Jahr der Erhaltung der Gletscher", sondern auch zum "Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie" erklärt. Fünf Jahre nach Beginn der COVID-19-Pandemie widmet sich in Österreich ein neues Institut für Infektionsforschung neuen Krankheitserregern. Mit Spannung erwartet die Wissenschaftscommunity die Forschungspolitik der neuen Regierung.
Rund um den Jahreswechsel ist noch völlig unklar, wann Österreich eine neue Regierung bekommt und wie sie zusammengesetzt ist. Daher steht auch die Wissenschafts- und Forschungspolitik der kommenden Jahre noch in den Sternen. Spannend wird dabei, wie die Politik den Spagat zwischen Budgetnot und zukunftsweisender Schwerpunktsetzung hinbekommt. Vertreter diverser Forschungseinrichtungen haben bereits dazu aufgerufen, Forschung, Technologie und Innovation langfristig abzusichern, etwa durch Erhöhung der Forschungsquote auf vier Prozent (derzeit 3,34 Prozent).
Relativ entspannt zurücklehnen können sich die Universitäten, deren Budget für die Jahre 2025 bis 2027 mit insgesamt 16,2 Mrd. Euro bereits fixiert ist. Dagegen ist die Verlängerung des "Fonds Zukunft Österreich" offen: 140 Millionen Euro wird dieser 2025 zum letzten Mal ausschütten. Auch ein neuer "Pakt für Forschung, Technologie und Innovation" (FTI-Pakt) wird Thema für die neue Regierung sein, die laufende, 5,05 Mrd. Euro umfassende Finanzierungsvereinbarung für die zentralen Forschungsförderagenturen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen des Landes läuft 2026 aus.
Internationales Jahr der Quantenwissenschaft
Ein Stärkefeld der heimischen Forschung ist die Quantenphysik - sie wird im neuen Jahr auch ein dominierendes Thema sein. Anlass ist die Ausarbeitung der Quantenmechanik im Jahr 1925 durch den deutschen Physiker Werner Heisenberg (1901-1976). Die Vereinten Nationen wollen mit dem "Internationalen Jahr der Quantenwissenschaft" (IYQ; https://quantum2025.org/) nicht nur an die Geburtsstunde der Quantenmechanik erinnern, sondern mit Aktivitäten weltweit das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung der Quantenphysik stärken. Das offizielle Eröffnungsevent ist am 4. Februar am UNESCO-Hauptquartier in Paris geplant.
Für die IYQ-Aktivitäten in Österreich will der Exzellenzcluster "Quantum Science Austria" eine Plattform schaffen und auf seiner Website eine Übersicht über die geplanten Events geben (https://www.quantumscience.at/quantum2025). Fix ist derzeit noch nicht viel, aber vieles in Planung, wie Marion Wieser, Scientific Manager des Exzellenzclusters, gegenüber der APA erklärte. Mit unterschiedlichen Aktivitäten wolle man "das Quantenjahr ganz verschiedenen Zielgruppen präsent machen", geplant seien Vorträge, ein Online-Magazin, Outreach-Events, Science-Slams, eine Podcast-Reihe, themenspezifische Career-Days und ein großes Event in Wien im Herbst. In einem Projekt sollen Jungforscher an Schulen ein "Quanten-Escape-Game" durchführen und Quantenforschung soll auch beim "Ball der Wissenschaften" am 25. Jänner in Wien im Fokus stehen. Dieses "Society-Event der Wissenschaft" begeht 2025 übrigens sein Zehn-Jahr-Jubiläum. Sehr gut ins IYQ passt auch der 80. Geburtstag von Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger am 20. Mai.
Erster Welttag der Gletscher
Der anhaltende Gletscherschwund, etwa auch in den Alpen, und Herausforderungen durch den Klimawandel haben die Vereinten Nationen dazu veranlasst, das "Internationale Jahr der Erhaltung der Gletscher" auszurufen. Zudem wird erstmals der "Welttag der Gletscher" am 21. März begangen (https://www.un-glaciers.org/en/). Damit will man auf die Bedeutung der Gletscher aufmerksam machen, die für die Regulierung des globalen Klimas und die Versorgung mit Süßwasser von Milliarden von Menschen wichtig sind. Expertise rund um alle brennenden Gebirgsthemen werden von 14.-18. September mehr als 800 Wissenschafterinnen und Wissenschafter bei der "International Mountain Conference" (https://imc2025.info/) in Innsbruck aufs Tapet bringen.
Nicht nur Gletscher und Berge, sondern ein globaler Blick auf die Klimakrise steht im November bei der UNO-Klimakonferenz COP30 in Belém (Brasilien) im Mittelpunkt. Es ist, wie der Konferenzname schon sagt, die 30. derartige Klimaverhandlung der Vereinten Nationen.
Ignaz Semmelweis Institut für Infektionsforschung startet
Ein Dauerthema der vergangenen Jahre sind Viren: Covid, H5N1 oder andere Erreger werden wohl 2025 eine wichtige Rolle spielen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt auf ihrer aktuellen Liste der Erreger, die die nächste Pandemie auslösen könnten, mehr als 30 Mikroorganismen, darunter etwa die Viren, die Dengue-Fieber und MPOX auslösen können. Solchen und neuen Erregern will sich das Anfang des Jahres startende Ignaz Semmelweis Institut für Infektionsforschung (ISI) auf die Fersen heften (https://semmelweisinstitute.ac.at/). Fünf Professuren an den Medizin-Unis Innsbruck, Graz und Wien, der Medizinfakultät Linz sowie der Veterinärmedizinischen Uni Wien umfasst das "interuniversitäre Institut", das von dem lange in den USA tätigen Virologen und Impfstoffforscher Florian Krammer geleitet wird.
Krammer leitet auch das neue Ludwig Boltzmann-Institut zur "Wissenschaftsvermittlung und Pandemievorsorge" - und nicht nur dort wird sich im Bereich Wissenschaftskommunikation 2025 viel tun: Im neuen Jahr beginnen die Bauarbeiten für das "Austrian Science Communication Center" in der bisherigen "Aula der Wissenschaften" in der Wiener Innenstadt. Bis 2027 wollen dort die Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die Universität Wien und die Technische Universität (TU) Wien auf 4.500 Quadratmetern Österreichs größte Wissenschaftsvermittlungsstätte schaffen. Auch am Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg soll im Oktober 2025 das "VISTA Science Experience Center" eröffnet werden, wo man auf 1.500 Quadratmetern Interessierten ermöglichen will, Wissenschaft zu erleben und ins Gespräch mit Forschenden zu kommen (https://www.vistascience.at/).
"Nature" erwartet neue Welle von Behandlungen gegen Fettleibigkeit
Das Fachjournal "Nature" erwartet in seinem Ausblick auf das Wissenschaftsjahr 2025 (https://go.apa.at/EaGsPsF6) eine neue Welle von Behandlungen gegen Fettleibigkeit, nachdem in den vergangenen Jahren das "Wundermittel" Wegovy (Semaglutid) und andere GLP-1-Agonisten einen durchschlagenden Erfolg feierten. Das Journal verweist auf mehrere Phase-III-Studien mit Medikamenten von Pharmaunternehmen wie Eli Lilly oder Amgen.
In Europa hoffen Wissenschafterinnen und Wissenschafter, dass 2025 die Europäische Spallationsquelle (ESS) in Lund (Schweden) nach über einem Jahrzehnt Bauzeit zumindest zum Teil ihren Betrieb aufnehmen kann (https://europeanspallationsource.se/). An der zweiten großen multinationalen Neutronenquelle in Europa - neben dem Institut Laue-Langevin (ILL) in Grenoble - werden mit Hilfe eines linearen Protonenbeschleunigers intensive Neutronenstrahlen erzeugt, um die Struktur von Materialien zu untersuchen.
Machbarkeitsstudie für neuen CERN-Supercollider
Am Europäischen Kernforschungslabor CERN soll 2025 eine detaillierte Machbarkeitsstudie für einen geplanten neuen Supercollider abgeschlossen werden. Der "Future Circular Collider" (https://home.cern/science/accelerators/) genannte Teilchenbeschleuniger mit einem Umfang von 91 Kilometern soll den derzeitigen Large Hadron Collider (LHC) ersetzen, eine Entscheidung über seinen Bau wird nicht vor 2028 erwartet.
Neben 100 Jahre Quantenmechanik hat 2025 noch viele weitere Jahrestage und runde Geburtstage renommierter Wissenschafterinnen und Wissenschafter zu bieten: Vor 150 Jahren, am 20. Mai 1875, wurde die Internationale Meterkonvention beschlossen. In dem Vertrag einigten sich die 17 Unterzeichnerstaaten, darunter Österreich-Ungarn, auf das metrische System und beschlossen die Herstellung von Urmeter und Urkilogramm für die Maßeinheiten "Meter" und "Kilogramm".
100 Jahre "Pauli-Prinzip"
Am 25. April jährt sich der 125. Geburtstag des österreichischen Physikers Wolfgang Pauli (1900-1958). Er war einer der einflussreichsten Physiker des 20. Jahrhunderts und konnte mit seinem 1925, also vor 100 Jahren, formulierten Ausschließungsprinzip maßgeblich zur quantenmechanischen Erklärung des Aufbaus von Atomen beitragen.
Am 15. März feiert Chemie-Nobelpreisträger Martin Karplus seinen 95. Geburtstag. Der US-Forscher musste 1938 vor den Nazis als Kind aus seiner Geburtsstadt Wien fliehen, 2013 wurde er gemeinsam mit US-Kollegen für bahnbrechende Arbeiten zur Entwicklung universeller Computermodelle für die Voraussage chemischer Prozesse mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet. Der österreichische Zeithistoriker Oliver Rathkolb, ein akribischer Aufarbeiter der NS-Vergangenheit in Österreich, wird am 3. November 70 Jahre alt.
Das Gregor Mendel Institut für molekulare Pflanzenbiologie (GMI) der ÖAW feiert im neuen Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Zur Jubiläumsfeier kommt die US-amerikanische Biochemikerin und Nobelpreisträgerin Jennifer Doudna und wird am 5. Mai im Festsaal der Akademie einen Vortrag halten.