Kindergarten - Weiter Ruf nach Reformen
Im Vorfeld des achten Tags der Elementarbildung am morgigen Freitag gab es einmal mehr Rufe nach Reformen bei den Kindergärten. Gefordert wurden in Aussendungen neben mehr Geld für den Bereich eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine Personaloffensive. In einer aktuellen Integral-Onlineumfrage für das Netzwerk Elementare Bildung NEBÖ (500 Befragte) sprach sich die Mehrheit (53 Prozent) für Investitionen in kleinere Gruppen oder bessere Bezahlung des Personals aus.
Als größte Herausforderung für die Kindergärten sehen zwei Drittel der Befragten den Personalmangel. Eher oder überhaupt nicht gut finden 60 Prozent, dass in Österreich die Länder die Rahmenbedingungen für die Kindergärten vorgeben. "Das führt zu unterschiedlichen Arbeitsbedingungen, ineffizienten Ressourcenverteilung und zu Qualitätsunterschieden zwischen den Bundesländern", kritisierte NEBÖ-Vorsitzende Natascha Taslimi in einer Aussendung. Im Rahmen eines zweijährigen EU-Projekts wurden zuletzt mit Bildungsministerium und Ländern ein Qualitätsrahmen und eine Umsetzungsstrategie für bessere Rahmenbedingungen des Personals erarbeitet. Diese müssten die politischen Entscheidungsträger nun auch "konsequent umzusetzen", forderte sie.
Kinderfreunde gegen "Biedermeier"
Im Kindergarten werde das kognitive Fundament für das gesamte spätere Leben gelegt, hier würden Kinder ihre Fantasie, Frustrationstoleranz und Kooperationsfähigkeit schulen, betonte die zuständige Hilfswerk-Fachbereichsleiterin Isabella Ecker. In der Realität würden die Kindergärten dabei aber wegen des Mangels an Pädagoginnen und Pädagogen an ihre Grenzen stoßen, forderte sie eine Personaloffensive. Es brauche Anreize für die Ausbildung, etwa durch Übernahme der Ausbildungskosten, das pädagogische Personal müsse außerdem von Bürokratie entlastet werden, um mehr Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Kindern zu haben.
Vom Bund müsse "endlich kräftig Geld in die Hand genommen werden", forderten ÖGB, die Gewerkschaften GPA, younion, vida und die AK. Wenn im Kindergarten die Rahmenbedingungen nicht passten, müsse im späteren Bildungsverlauf vieles teuer nachgeholt werden. Konkret brauche es mehr Personal, eine bundesweit einheitliche Ausbildung für Assistenzkräfte und kleinere Gruppen. Ziel müsse ein flächendeckender Ausbau und der Rechtsanspruchs auf beitragsfreie Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag sein.
Kleinere Gruppen, mehr Inklusiv-Plätze, faire Arbeitsbedingungen für das Personal und ein "Recht auf beste Bildung statt Biedermeier" forderten die Kinderfreunde. "Anstatt Familien finanziell zu unterstützen, damit ein Elternteil zu Hause bleibt, sollten die Investitionen in den Ausbau qualitativ hochwertiger Betreuungsplätze fließen", plädierte der Bundesvorsitzende Jürgen Czernohorszky.
Wahlkampftöne in Wien
Mit einer "Social- Media-Soap" des Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds (waff) mit dem Titel "Alle lieben Ali" will unterdessen die Stadt Wien neue Zielgruppen für die Arbeit im Kindergarten gewinnen. Die Kampagne gehört zur Initiative "Jobs PLUS Ausbildung", bei der man neben einer kostenlosen Ausbildung eine fixe Jobzusage und während der Ausbildung mindestens 1.400 Euro erhält.
Harsche Kritik an der Situation der Kindergärten in Wien, wo Ende April vorzeitig gewählt wird, kam am Donnerstag hingegen von der Stadt-Opposition. Es gebe zu wenig Deutschförderung, der Fachkraft-Kind-Schlüssel sei weiter zu hoch und auch nach jahrelangem Kindergartenbesuch würden Kinder in Wien zu Schulbeginn nicht gut genug Deutsch beherrschen, um dem Unterricht folgen zu können, bemängelte die ÖVP. Die Wiener Grünen pochten ihrerseits auf bessere Arbeitsbedingungen, kleinere Gruppen, einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel, faire Bezahlung für das Personal und fixe Sprachförderkräfte für jeden Kindergarten, wo dies benötigt wird.
Wiens NEOS-Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr betonte unterdessen, dass Wien mit einer Milliarde Euro jährlich viel mehr als jedes andere Bundesland bisher in die Elementarbildung investiere. Den NEOS sei es etwa gelungen, die Stunden der Assistenzkräfte zu verdoppeln und mehr Sprachförderkräfte einzustellen. Außerdem habe man den Zugang von Kindern mit Behinderungen verbessert. An die Regierungsverhandler von FPÖ und ÖVP auf Bundesebene appellierten die NEOS, in der Elementarbildung eine "Aufholjagd" zu starten. Nötig wäre dafür laut der Bildungssprecherin im Nationalrat, Martina Künsberg Sarre, ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr, ein verbindlicher Stufenplan für kleinere Gruppen, eine Sprachförderoffensive und eine einheitliche, bessere Ausbildung für Assistenzpersonal.