Ars Electronica - Erste IT:U-Projekte um Menschen und Medizin
Eine Mundsteuerung für Beeinträchtigte, Träume neu erleben und Traumata überwinden, in die Pflege mit KI eintauchen, eine eigene Smartwatch entwerfen und die Medizin des Mittelalters entdecken - das sind die fünf Projekte von sechs Studierenden der IT:U (Interdisciplinary transformation university Austria), die beim Ars Electronica Festival HOPE in der PostCity präsentiert werden.
Es sind wirklich interdisziplinäre Arbeiten, die aus der ersten Initiative der IT:U entstanden sind. Sie alle beschäftigen sich mit Menschen und Gesundheit, technisches Wissen, das die Studierenden nicht mitbrachten, bekamen sie an der IT:U vermittelt bzw. taten sich zwei Studentinnen zusammen. Die australische Künstlerin Amanda Bennetts und die Datenwissenschafterin Johanna Einsiedler aus Österreich ergänzen sich und beschäftigen sich mit Gesundheit. Sie fragen "Do Algorithms Care?" und erforschen die Vorhersagbarkeit von individuellem Wohlbefinden - wobei kritisch hinterfragt wird, was man über seinen Körper wissen und preisgeben möchte. Das Projekt verfolgt einen Open-Source-Ansatz und ist unter https://algorithmic.care frei zugänglich. Hier findet man auch die Anleitung zur von den beiden erstellten Smartwatch, die alle Daten bei sich behält.
Einen Rollstuhl mit dem Mund bewegen und Träume flüstern
Puneet Jain aus Indien entwickelte mit "Crip Sensorama" ein XR-Werkzeug, das sensomotorisch behinderte Menschen mit ihrem Mund steuern können. Herkömmliche Technologien müssen mit den Händen bedient werden, dazu sind aber nicht alle Betroffenen fähig. Jains "Mitarbeiter" Christian bewegt etwa seinen Rollstuhl mit dem Mund. Eine Familie hat Jain bereits kontaktiert und möchte seine Entwicklung auch für ihr Kind nutzen. In der PostCity kann man Crip Sensorama ausprobieren - eine Kamera mithilfe von aufgeplusterten Backen zu steuern ist ungewöhnlich, aber funktioniert.
Ins Träumeland führt "ReVerie" von Pinyao Liu und Keon Ju Lee aus Kanada und Südkorea. In einer interaktiven KI-Umgebung flüstert man seine Träume, die von der KI im virtuellen Raum generiert werden. Gemeinsam mit Traumwissenschaftern wird dadurch die "Dream Reliving"-Methode erforscht, mit der Träume wiedererlebt und an unbewussten Erlebnissen gearbeitet werden kann. "Das kann bei Traumabewältigung helfen", erklärte IT:U-Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt. Pinyao Liu war mit dem Projekt heuer bereits bei zwei Fachkonferenzen eingeladen, bei der ACM Chi publizierte der Künstler und Wissenschafter ein Paper.
Roboterpflege und mittelalterliche Medizin
Mit Roboterpflege beschäftigt sich "Ressembling Bolts of Care" der Performancekunst-Studentin Julie-Michele Morin aus Kanada. Sie will "das Thema demokratisieren", und die Zukunft der Technopflege diskutieren. Sie zeigt jeden Tag um 17.00 Uhr eine Performance, immer zu sehen sind Videos.
Mit mittelalterlicher Medizin und KI experimentiert der Brite Nathan Cornish in "GPT 1400: The AI Apothecary". Dazu fütterte der Historiker eine KI mit Diagnosen und Behandlungsmethoden aus dem Mittelalter, die sie nun wiedergibt - und manchmal auch mit aktuellen Daten mischt - wenn man ein Symptom per Tablet eingibt. Zwei per KI reich bebilderte Bücher bieten auch ein optisch-haptisch ansprechendes Erlebnis.
Diese sechs Studierenden sind der harte Kern von 75, die im Sommer 2023 im Foundation Lab von IT:U und Ars Electronica arbeiteten. 25 studierten im Wintersemester noch in Linz, aus ihnen kristallisierten sich die oben genannten Sechs. Sie blieben auch noch im Sommersemester und nutzten die sechs Lern-Labs an der IT:U, um ihre Projekte zu verfolgen.
Mehr Infos unter http://it-u.at und http://ars.electronica.art
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