Positive Entwicklung bei Darmkrebs: Immuntherapie als Chance
Der Darmkrebsmonat März rückt nicht nur die Vorsorge, sondern auch neue Therapiemöglichkeiten in den Fokus – mit dem Ziel, die Behandlung individueller und wirksamer zu gestalten. Im Wiener Gesundheitsverbund setzt man verstärkt auf diese modernen Therapieformen, darunter die Immun- sowie zielgerichtete Therapien. Diese haben in den letzten Jahren die Krebsmedizin maßgeblich verbessert – auch die Behandlung von Darmkrebs. Die Immuntherapie ist für etwa 15 % der Patient*innen mit bestimmten genetischen Merkmalen geeignet.
Immuntherapie: eine vielversprechende Option
Für Patient*innen, bei denen eine spezielle Mutation im Tumor nachweisbar ist, ist die Immuntherapie die am besten geeignete Therapie. Dies trifft auf 10-15% der Darmkrebspatient*innen mit nicht metastasierendem Tumor und auf 4-5% der Patient*innen zu, bei denen bereits Metastasen nachweisbar sind. Bei der Immuntherapie erhalten Patient*innen alle drei Wochen eine Infusion über einen Zeitraum von sechs Monaten in einer onkologischen Ambulanz. "Die Immuntherapie aktiviert das körpereigene Immunsystem, sodass es Krebszellen eigenständig bekämpft", erklärt Michael Wünsch, Onkologe auf der 5. Medizinischen Abteilung – Innere Medizin mit Hämatologie und Onkologie in der Klinik Hietzing.
Auch immer mehr wissenschaftliche Studien bestätigen den Erfolg der Immuntherapie. "Die Immuntherapie hat die Behandlung der Kolorektalen Karzinome auf eine neue Ebene gebracht. Eine zusätzliche Chemotherapie ist nicht erforderlich" so Dora Niedersüß-Beke, Onkologin in der Klinik Ottakring. "Bei Rektal-Karzinomen kann der Krebs sogar oft mit alleiniger Immuntherapie behandelt werden und es bedarf keiner Operation im Vorfeld", ergänzt Niedersüß-Beke. "Vorteile der Immuntherapie sind die allgemein ausgezeichnete Verträglichkeit, jedoch treten natürlich auch hier Nebenwirkungen auf," erklärt die Onkologin. Auftretende Nebenwirkungen sind immun-assoziierte Reaktionen und vergleichbar mit den Symptomen von Autoimmunerkrankungen. Auch bei den individualisierten Therapien gab es in den letzten Jahren enorme Fortschritte. "Für die Zukunft wünschen wir uns mehr individualisierte bzw. risikoadaptierte Therapien für unsere Patient*innen," so Niedersüß-Beke.
Zusätzliche Behandlungsoptionen
Neben und ergänzend zur operativen Entfernung des Tumors kommen bei Darmkrebs je nach Stadium und Mutation verschiedene Therapieformen zum Einsatz. Dazu gehören neben der Immuntherapie die Chemotherapie, die Strahlentherapie und zielgerichtete Therapien, zu denen auch die Antikörper-Therapie zählt. Diese ist ein etablierter Ansatz, der seit über 20 Jahren erfolgreich angewendet wird: "Antikörper bremsen entweder direkt oder indirekt - durch Hemmung der Bildung neuer Blutgefäße im Bereich des Tumors - das Tumorwachstum", so Michael Wünsch.
Patient*innen im Wiener Gesundheitsverbund
Onkologische Erkrankungen der Verdauungsorgane gehören zu den häufigsten Krebsdiagnosen. Im Wiener Gesundheitsverbund wurden im Vorjahr fast 1.900 Darmkrebs-Patient*innen behandelt. Mit 56 % waren etwas mehr als die Hälfte männlich und die Mehrheit (52 %) war zwischen 60 und 79 Jahre alt. Etwa jede*r zehnte Patient*in (11 %) war dennoch unter 50 Jahre alt.
Vorsorgeuntersuchungen: Der Schlüssel zur Früherkennung
Unter "Darmkrebs" werden die Krebserkrankungen des Dickdarms und des Rektums zusammengefasst. Jährlich sterben in Österreich etwa 2.000 Menschen an diesen bösartigen Tumoren. Denn: Darmkrebs verursacht in den meisten Fällen erst Beschwerden, wenn er schon weit fortgeschritten ist. Mithilfe von Früherkennungsuntersuchungen kann Darmkrebs rechtzeitig, das heißt in einem heilbaren Stadium, entdeckt werden. Vorsorgeuntersuchungen sind in Österreich ab 45 Jahren empfohlen, bei familiärer Vorbelastung entsprechend früher und sie werden im niedergelassenen Bereich durchgeführt.
Wie lernen Ärzt*innen die Durchführung einer Darmspiegelung?
Die Darmspiegelung (Endoskopie) ist die zentrale Vorsorgeuntersuchung zur Darmgesundheit. In der Klinik Landstraße ist seit wenigen Wochen ein österreichweit einzigartiges Gerät im Einsatz, mit dem Ärzt*innen in Ausbildung das Verfahren der Darmspiegelung auf einem ganz neuen Niveau erlernen und üben können. "Der Endoskopie-Simulator bietet die Möglichkeit, mit einem Originalgerät eine virtuelle Darmspiegelung durchzuführen. Die Darstellung ist täuschend echt, geübt wird an echten Fällen – das ist eine völlig neue Dimension der Ausbildung. Bisher wurde an Darm-Nachbildungen aus Plastik gelernt", erklärt Christan Madl von der Medizinischen Abteilung für Gastroenterologie an der Klinik Landstraße. "Bevor die Assistenz-Ärzt*innen bei unseren Patient*innen eine Darmspiegelung durchführen, müssen sie am Simulator alle Fallbeispiele erfolgreich absolvieren, inklusive Entfernung von Polypen oder Entnahme von Gewebeproben."
Mit 1450 zu oncare.wien – Unterstützung für Betroffene
Mit oncare.wien, einem Projekt des Wiener Gesundheitsverbundes in Kooperation mit dem Vienna Cancer Center und der Stadt Wien, erhalten Patient*innen innerhalb von 10 Werktagen einen Ersttermin. Das Team von oncare.wien ist über die Gesundheitsberatung Wien unter 1450 telefonisch erreichbar.
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Rückfragehinweis: Wiener Gesundheitsverbund Pressesprecherin Mag.a Gabriele Egartner Telefon: + 43 664 8566205 E-Mail: presse@gesundheitsverbund.at