Multiple-Sklerose-Medikament kann dem Arbeitsgedächtnis helfen
Ein Arzneimittel gegen Multiple Sklerose könnte Menschen mit reduziertem Arbeitsgedächtnis helfen. Damit könnte es laut einer Studie für Betroffene einfacher werden, sich zum Beispiel Codes zu merken oder an Gesprächen teilzunehmen.
Das Arzneimittel Fampridin kommt bisher bei Multipler Sklerose (MS) zum Einsatz, wie die Universität Basel auf ihrer Webseite schrieb. Laut der Studie könnte es auch Personen mit reduziertem Arbeitsgedächtnis helfen, wie es bei psychischen Krankheiten wie Schizophrenie oder Depression auftritt.
Erkrankungen schränken Arbeitsgedächtnis ein
Das Arbeitsgedächtnis kommt zum Einsatz, wenn wir uns einen Code kurz merken, um ihn einzutippen; ein Gespräch führen und auf das Gesagte angemessen reagieren. Es hält eine Erinnerung für einige Sekunden aktiv. Manche Erkrankungen wie Schizophrenie oder Depression, aber auch ADHS schränken das Arbeitsgedächtnis ein. Betroffene würden in Gesprächen den Faden verlieren und hätten Mühe, ihre Gedanken zu ordnen.
Das Medikament Fampridin könne in solchen Fällen Abhilfe schaffen, zeigten Forschende um Professor Andreas Papassotiropoulos und Professor Dominique de Quervain von der Abteilung für kognitive Neurowissenschaft der Universität Basel. Davon habe das Forschungsteam jüngst im Fachjournal "Molecular Psychiatry" berichtet, wie die Universität am Montag auf ihrer Webseite schrieb.
Wirkung nach drei Tagen
In ihrer Studie prüften die Forschenden die Wirkung von Fampridin auf das Arbeitsgedächtnis bei 43 gesunden Erwachsenen. Vor allem bei jenen Teilnehmenden, die bereits zu Beginn ein niedriges Ausgangsniveau beim Arbeitsgedächtnis hatten, zeigte Fampridin Wirkung: Sie schnitten nach dreitägiger Einnahme des Wirkstoffs bei entsprechenden Tests besser ab als unter Placebo. Die Arznei habe eine schnellere Reizverarbeitung ermöglicht. Bei Personen, die bereits über ein gutes Arbeitsgedächtnis verfügten, zeigte Fampridin hingegen keine Wirkung, wie es weiter hieß.
Fampridin sei aber kein Mittel, um das Arbeitsgedächtnis bei allen zu stärken. Aber es könnte bei reduziertem Arbeitsgedächtnis eine Behandlungsoption sein. Die Forschenden der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) planen nun Studien, um die Wirksamkeit von Fampridin bei Schizophrenie und Depression zu testen.
Weitere Studie zu Long Covid
Bisher wird das Medikament eingesetzt, um die Gehfähigkeit bei Multipler Sklerose (MS) zu verbessern. Bei einigen mildert Fampridin die geistige Erschöpfung, die mit MS einhergehen kann.
Das Medikament wird bei der UPK Basel auch auf seine Wirksamkeit bei Long Covid geprüft. Ziel ist eine Linderung der kognitiven Störungen, die zu den Langzeitfolgen einer Coronavirus-Infektion zählen. Die Arznei gehört zur Gruppe der sogenannten Kaliumkanal-Blocker und verhindert, dass Kaliumionen aus geschädigten Nervenzellen strömen können.