Immuno-Begründer Johann Eibl und Immunologin Martha Eibl gestorben
Ein österreichisches Biotech-Pionierehepaar ist tot. Binnen weniger Stunden und im hohen Alter von mehr als 90 Jahren verstarben am 29. bzw. am 30. Jänner dieses Jahres der Gründer der ehemaligen Wiener Immuno AG, Johann Eibl, sowie seine Frau, die Immunologin Martha Eibl. Dies teilte eine enge Angehörige der Familie der APA mit.
Johann Eibl, geboren am 20. Februar 1926 in Wien, verstorben am 29. Jänner, hat nach einem Chemiestudium an der Universität Wien mit anderen Gesellschaftern 1953 das Österreichische Institut für Hämoderivate gegründet, das 1957 beispielsweise als erster kommerzieller Hersteller eines Polio-Impfstoffs in Europa auftrat. Das Institut stand am Anfang der späteren Immuno AG (ab 1960). Dieses Unternehmen erforschte und entwickelte zunächst auf der Basis einer eigenen Technologie der Plasmapherese Medikamente aus Spenderplasma: zum Beispiel Blutgerinnungsfaktoren für Hämophile, später den in der Chirurgie revolutionären Fibrinkleber und viele andere lebensrettende Produkte - besonders Antikörperkonzentrate. Die Immuno AG wurde weltweit zu einem führenden Unternehmen auf diesem Gebiet. In heftige Kontroversen kam man infolge der Aids-Erkrankungen vieler Hämophiler als Folge kontaminierter Blutgerinnungsfaktoren. Erst im Laufe der HIV/Aids-Pandemie - etwa ab 1985 - konnten Verfahren zur besseren Virusdiagnostik und Virusinaktivierung entwickelt werden.
Erster FSME-Impfstoff entwickelt
Martha Eibl, geboren am 8. April 1931 in Ungarn, gestorben am 30. Jänner, studierte Medizin an der Universität Wien und wurde zu einer international angesehenen Immunologin (Institut für Immunologie der damaligen Universität Wien). Im Rahmen der weltweit tätigen Immuno AG leitete sie die klinisch-immunologische Forschung. Das Unternehmen entwickelte gemeinsam mit dem österreichischen Virologie-Doyen Christian Kunz den ersten FSME-Impfstoff. Die Immuno AG verfolgte im Rahmen der Vakzineforschung auch Projekte wie Impfstoffe gegen Hepatitis B, HIV/Aids und Borreliose. Ein besonderes Anliegen waren Martha Eibl Patienten mit angeborener Immunschwäche. Für Diagnose und medizinische Versorgung in Wien wurde die Immunologische Tagesklinik in Wien-Alsergrund etabliert, welche die Expertin von 1986 bis 2017 leitete.
1986 wurde die Immuno AG an den US-Pharmakonzern Baxter verkauft. Der Jahresumsatz des Unternehmens hatte damals rund fünf Milliarden Schilling betragen. Für Forschung und Entwicklung hatte man jährlich rund 15 Prozent der Einkünfte verwendet.