Österreicher errichten Forschungsstation in Ostgrönland
Um den Klimawandel besser zu erforschen, wird in Ostgrönland eine rund 300 Quadratmeter große Forschungsstation errichtet. Diese soll bis zum Sommer 2024 fertiggestellt werden und Platz für den gleichzeitigen Aufenthalt von bis zu 25 Wissenschafterinnen und Wissenschaftern bieten. Der Direktor des Austrian Polar Research Institute (APRI) Wolfgang Schöner erzählte im Gespräch mit der APA über das Zustandekommen und die zukünftige Nutzung der Sermilik-Station.
Errichtet wurde das Forschungshaus, das man sich laut Schöner "wie eine Berghütte" vorstellen könne, auf Initiative von Christian Palmers. Der studierte Biologe ist der Enkel des österreichischen Unterwäsche-Unternehmensgründers Ludwig Palmers und unternahm immer wieder Reisen in die Arktis und Antarktis. Um einen Beitrag für die österreichische Polarforschung zu leisten, nahm er Kontakt zu Schöner auf.
Gemeinsam suchte man einen geeigneten Ort, um die Station zu errichten und stieß auf Ostgrönland, wo bereits die Universität Kopenhagen eine "deutlich kleinere" Station betrieb. Diese ist für rund sechs Personen ausgelegt und sei nicht mehr auf dem neuesten Stand. In einer Kooperation zwischen den Universitäten Kopenhagen und Graz, wo der APRI-Direktor am Institut für Geografie und Raumforschung tätig ist, erweiterte man nun die Station um ein zweigeschoßiges Gebäude.
Station soll fast ganzjährig nutzbar sein
Von den rund 1,8 Millionen Euro der Gesamterrichtungskosten des neuen Hauses trug Palmers den Hauptteil mit etwa 1,6 Millionen Euro. Die restlichen rund 200.000 Euro finanziere die Uni Graz. Trotz gemeinsamer Nutzung werde laut Schöner die Verwaltung getrennt erfolgen - um die bestehenden Gebäude kümmert sich weiterhin die Uni Kopenhagen, während das neue Haus von der Uni Graz betreut wird. Dafür werde man dann auch einen "Hausmeister" bei der lokalen Bevölkerung suchen.
Denn die Station soll fast ganzjährig nutzbar sein - zumindest möchte man sich "diese Möglichkeit offenhalten", so der Glaziologe. Die Hauptnutzung werde aber weiterhin im Frühjahr und Sommer stattfinden. Ein durchschnittlicher Aufenthalt werde etwa zwei bis drei Wochen dauern. Die Station soll aber nicht nur den rund zehn Grönland-Forschenden der Uni Graz zur Verfügung stehen, sondern auch interdisziplinär - wie beispielsweise von Biologie, Erd- und Sozialwissenschaften - sowie international nutzbar sein. Dafür werde ein gewisser Kostenbetrag pro Tag zu entrichten sein - mittels eines EU-Forschungsprogramms können dieser aber refundiert werden.
Das Haus stehe schon, aber bis zur Inbetriebnahme im Sommer 2024 müssen noch Innenarbeiten sowie die Versorgung mittels Solarenergie beziehungsweise im Winter mittels Dieselgenerator erledigt werden. Auch die Wasserversorgung sei "nicht ganz so einfach". Trotz dieser Herausforderungen sei der Bedarf an einer Forschungsstation in dieser Größe vorhanden: Das sehe man an vergleichbaren grönländischen Forschungsstationen wie jener in Zackenberg, die im Sommer komplett ausgebucht sei.