Orthopäden: Fitness vor Operation entscheidend
In Österreich werden pro Jahr 40.000 Operationen für den künstlichen Ersatz eines Knie- oder Hüftgelenks durchgeführt. Deutsche Experten betonten jetzt anlässlich ihrer Jahrestagung die Bedeutung der Fitness vor Endoprothetik-Eingriffen. "Eine Operation stellt eine relevante Belastung für den Organismus dar. Je besser die körperliche Verfassung, desto leichter verkraftet der Patient diese Belastung", so Stephan Kirschner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endoprothik.
"Fit werden für eine Operation, darum geht es bei 'Better in - Better out", so skizzierte Kirschner bei einer Pressekonferenz aus Anlass des Kongresses in Leipzig die Situation. Besonders wichtig wird die Vorbereitung auf einen solchen Eingriff auch durch eine neue Entwicklung auf dem Gebiet der Chirurgie: "Fast Track"-Eingriffe, bei denen der Aufenthalt im Spital möglichst verkürzt und die Remobilisierung der Patientinnen und Patienten praktisch sofort nach der Operation erfolgt. Schonendere und schnellere Techniken erlauben das und sollen auch die Komplikationsrate reduzieren.
Natürlich müssen vor einem chirurgischen Eingriff, das gilt auch für Endoprothetik-Operationen, die entsprechenden Vorsorge- und Kontroll- bzw. Freigabeuntersuchungen erfolgen. Vorliegen sollte auch ein individueller Medikationsplan mit allen eingenommenen Arzneimitteln.
Patienten können eigenen Beitrag leisten
Doch jeder Betroffene kann selbst zu einem besseren Behandlungsergebnis beitragen. "Ein nächster wichtiger Schritt für den Patienten besteht in einer gesünderen Lebensweise vier bis sechs Wochen vor der Operation. Der Konsum größerer Mengen Alkohol sollte im Vorfeld einer Operation unterbleiben. Ein 'riskanter' Alkoholkonsum beginnt hier bereits ab einer täglichen Trinkmenge von 0,5 bis 0,6 Liter Bier pro Tag oder 0,3 Liter Wein für Männer. Bei Frauen beginnt ein riskanter Konsum schon bei der Hälfte dieser Menge. Das Risiko einer postoperativen Komplikation kann bei diesen Patienten durch einen mehrwöchigen Verzicht fast halbiert werden", erklärte Kirschner. Es macht einen Unterschied, ob jemand mit einem "neuen" künstlichen Knie- oder Hüftgelenk binnen kurzer Zeit wieder "auf den Beinen" ist oder ein langer Spitalsaufenthalt wegen Problemen erfolgen muss.
Schließlich ist da auch noch ein allfälliger Zigarettenkonsum. "Auch für Raucher besteht ein zwei- bis fünffach erhöhtes Risiko einer Komplikation nach dem Eingriff, insbesondere einer Infektion. Ein Rauchverzicht für sechs Wochen vor der Operation reicht aus, um das Risiko relevant - ungefähr um 50 Prozent - zu senken", fügte der Orthopäde hinzu. Rauchen verschlechtert die Durchblutung und führt auf diesem Wege zu mehr Problemen im Rahmen von chirurgischen Eingriffen.
Spazieren hilft bereits
Fitness ist auf alle Fälle gut. Zum Erhalten der individuellen Gesundheit wird eine körperliche Aktivität von 150 Minuten pro Woche empfohlen. Durch eine einfache vermehrte Aktivität wie Spazierengehen oder Radfahren kann insbesondere bei sehr inaktiven Patienten die körperliche Leistungsfähigkeit für eine Operation deutlich gesteigert werden, so der Experte.
Schließlich ist eine bevorstehende geplante Operation - dazu gehören zumeist die Eingriffe für einen künstlichen Gelenksersatz - auch eine Möglichkeit, andere gesundheitliche Probleme besser in den Griff zu bekommen. Anämie (Blutarmut), Mangelernährung und Sarkopenie (Muskelschwäche), schweres Übergewicht, ein Vitamin-D-Mangel und nicht ausreichend behandelte chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel eine chronische Nierenschwäche, sollten angegangen werden, um einerseits die Erfolgsrate der Operation zu erhöhen und auch längerfristige gesundheitliche Risiken zu beheben.