Grazer Schauspielhaus lockt Schulen mit Vormittagsvorstellungen
Das Grazer Schauspielhaus bietet ab Oktober für Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, am Vormittag Vorstellungen zu besuchen. Damit soll der Besuch einer Aufführung besser in den Unterricht integrierbar sein und auch abendlichen Transportproblemen entgegengewirkt werden. "Es ist uns ein großes Anliegen, den Schulen entgegenzukommen und ihnen den Theaterbesuch so einfach wie möglich zu machen", betonte Schauspiel-Intendantin Andrea Vilter im APA-Gespräch.
"In der vergangenen Saison haben wir insgesamt knapp 4.000 Schülerinnen und Schüler im Klassenverband bei Vorstellungen in den drei Spielstätten begrüßen dürfen", berichtete Katharina Grilj, Theaterpädagogin im Schauspielhaus. Das Angebot für Schulen ist vielfältig: Materialmappen, Workshops, Warm-ups, Schulprojekte, Führungen, Nachgespräche, Offene Labore, Probenbesuche. Diese Angebote, die alle in Verbindung mit dem Vorstellungsbesuch kostenlos gebucht werden können, sind so beliebt, dass eine weitere Theaterpädagogin eingestellt werde, schilderte Grilj.
Der Besuch von Aufführungen am Abend gestaltete sich aber für Schülerinnen und Schüler oft nicht ganz einfach. Ein praktischer Aspekt sei laut Vilter die Heimreise, da besonders im ländlichen Raum am späteren Abend oft keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr zur Verfügung stehen. Beim regelmäßigen Austausch mit dem Lehrpersonal sei die Idee entstanden, Vormittagsvorstellungen anzubieten: "Viele Lehrkräfte hätten den Wunsch geäußert, Vorstellungen auch während der regulären Unterrichtszeit zu besuchen, da das logistisch einfacher ist und sich besser in den Schulalltag integrieren ließe", beschrieb Vilter. Außer den Vormittagsvorstellungen werden auch einige Aufführungen mit früher Beginnzeit (18.30 Uhr) angeboten.
Nicht unerheblicher Mehraufwand
Dass das Projekt einen Mehraufwand für das Theater bedeute, stellte die Intendantin gar nicht in Abrede. "Natürlich bedeutet das Angebot von Vormittagsvorstellungen einen nicht unerheblichen Mehraufwand für unser Theater und es erfordert viel Planung und Flexibilität. Die Probezeiten und Raumbelegungen müssen angepasst werden, da Vormittagsvorstellungen oft mit den üblichen Dienst- und Probenplänen kollidieren. Die Verfügbarkeit unseres technischen Personals muss genau koordiniert werden, da diese natürlich auch abends im Einsatz sind. Das betrifft auch unser Ensemble, das zum Teil zwei Vorstellungen an einem Tag spielen muss und für Proben nicht verfügbar ist."
Die Vormittagsvorstellungen sind nicht nur für Schulen, sondern können von allen Interessierten besucht werden. "Wir erhoffen uns davon, dass sie nicht nur für Schulen eine attraktive Alternative zu den Abendvorstellungen darstellen, sondern auch für andere Zuschauerinnen und Zuschauer, die aufgrund beruflicher oder familiärer Verpflichtungen am Abend nur schwer ins Theater kommen. Es gibt viele Menschen, die großes Interesse an Kultur haben, aber deren Alltag es ihnen oft nicht erlaubt, am Abend Vorstellungen zu besuchen. Indem wir unser Haus auch vormittags öffnen, schaffen wir neue Zugänge und hoffen, dass wir damit unser Publikum erweitern können. Es ist uns ein Anliegen, dass das Schauspielhaus ein Ort der Begegnung für alle ist - unabhängig von Alter, sozialem Hintergrund oder zeitlichen Einschränkungen", betonte Vilter.