Innsbrucker Anatomie setzt stark auf Sezierfortbildungen für Ärzte
Das Institut für Anatomie an der Medizinischen Universität Innsbruck legt weiter einen Schwerpunkt auf Sezierfortbildungen für Ärzte. Seit 2023 hatten bereits - neben jährlich rund 840 Studierenden - etwa 2.000 Mediziner aus 30 Ländern an entsprechenden Kursen teilgenommen. Für diese arbeite man eng mit der Innsbrucker Klinik, aber auch internationalen Universitätskliniken zusammen und setze dabei vorrangig auf Körperspenden, hieß es am Dienstag vor Journalisten in Innsbruck.
Diese Breite der "postpromotionellen Ausbildung" könne durchaus als Alleinstellungsmerkmal des Instituts für Klinisch-Funktionelle Anatomie gelten, sagte Institutsdirektor Marko Konschake bei einem Presserundgang. Die Ärzte - und natürlich die Studierenden - hätten jedenfalls den großen Vorteil, dass Innsbruck über "viele Körperspenden verfügt". "Jährlich sind es rund 200", konkretisierte Konschake auf Nachfrage. An diesen Körpern ließen sich "neue Operationsmethoden am besten erproben", so der Institutsdirektor.
Besonders gefragt im Bereich der Handchirurgie
Besonders gefragt sei die Erprobung von neuen Techniken im Bereich der Handchirurgie, sagte Rohit Arora, Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie, mit der das Institut kooperiert. Es handle sich hierbei um eine "etablierte Zusammenarbeit", bei denen Ärztinnen und Ärzte aus der ganzen Welt an Präparaten lernen, wie man die "Einengung von Nerven mit Hilfe von Ultraschall-Einsatz minimalinvasiv behandeln kann", führte Arora aus.
Die Innsbrucker Fokussierung auf "Haptik und Körperspenden" habe dabei entscheidende Vorteile, erklärte Konschake. Körper seien schlicht "jeweils unterschiedlich" und eine "rein digitale Ausbildung wird dieser Tatsache nicht gerecht", betonte Konschake. "Haptik lässt sich definitiv nicht am digitalen Seziertisch erfahren", erklärte er. Dennoch liege Potenzial in der Kombination von "menschlichen Körpern und digitalen Hilfsmitteln: "Mit Projekten wie 3D-Augenlidern will das Institut bei der Entwicklung von digitalen Möglichkeiten eine führende Rolle spielen."
Die "Vorherrschaft" der Haptik
Auch Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, brach eine Lanze für die "Vorherrschaft" der Haptik. "Der physische Kontakt mit Körpern ist für Studierende von allergrößter Wichtigkeit", unterstrich der Rektor. Man erlene dort "Respekt vor der toten Materie" und habe die Möglichkeit, "Dinge zu erlernen, die am lebenden Körper nicht gehen".
Zur Zeit findet am Institut übrigens ein Workshop mit 35 Teilnehmern unter dem Titel "Nervenkompressionssyndrome an der oberen Extremität" statt. Dazu lagen für die Teilnehmer bereits - noch gut verpackt - zahlreiche Präparate bereit. Im nahe gelegenen histologischen Labor widmet man sich indes der Erforschung von menschlichem Gewebe auf Zellebene. Dafür entnimmt man kleine Proben von Körperspenden, entwässert diese im Labor und bettet diese in Wachs ein. Daraus entstehe "ein Block", der mit einem speziellen Diamantmesser geschnitten werde, erklärte Konschake.