Universität Salzburg weiter ohne Nachfolge für Rektor Lehnert
Die Paris Lodron Universität Salzburg könnte ab Anfang Oktober ohne Führung dastehen. Wegen einer laufenden Beschwerde von sechs Mitgliedern des Uni-Senats kann der Universitätsrat aktuell keine neue Rektorin oder einen neuen Rektor wählen. Der Ball liegt derzeit beim Wissenschaftsministerium, welches als Aufsichtsbehörde die Vorgänge prüft. Wie die "Salzburger Nachrichten" am Freitag berichteten, könnten nun die Vizerektoren für eine Übergangslösung in die Bresche springen.
Der Senat der Universität Salzburg hat im Februar eine überraschende Entscheidung getroffen. Der Name des amtierenden Rektor Hendrik Lehnert fand sich nicht mehr auf dem Wahlvorschlag, den der Senat laut Universitätsgesetz an den Universitätsrat übermitteln muss. Das ist jenes Gremium, das letztlich die neue Rektorin oder den neuen Rektor kürt. Die 26 Senatsmitglieder hatten sich mehrheitlich auf einen Zweier-, statt des üblichen Dreiervorschlags geeinigt. Die Wahl fiel auf die Rechtswissenschafterin Viola Heutger, derzeit Rektorin der Universität von Aruba, und den österreichische Informatiker und derzeitigen Senatsvorsitzenden der Universität Klagenfurt, Martin Hitz. Lehnert war hingegen aus dem Rennen.
Dabei würde der 69-Jährige gerne eine zweite Amtszeit bestreiten. Lehnert ist seit Oktober 2019 in Salzburg tätig, seine Amtszeit endet am 30. September 2023. Er gilt universitätsintern aber als umstritten. Immer wieder war von tiefen Gräben zwischen einzelnen Fakultäten oder Gruppen an der Uni die Rede. Sechs Befürworter von Lehnert im Senat, die ihn gerne auf dem Wahlvorschlag gesehen hätten, legten in der Folge Aufsichtsbeschwerde ein. Sie kritisieren, dass dem Universitätsrat nur zwei "geeignete Kandidaten" vorgeschlagen wurden, obwohl das Universitätsgesetz einen Dreiervorschlag erfordere. Die Senatsmehrheit hatte hingegen argumentiert, dass ein Zweiervorschlag - wenn begründet - durchaus legitim sei.
Ball liegt beim Ministerium
Das Ministerium prüft momentan Unterlagen und Stellungnahmen, die seitens der Betroffenen an der Universität Salzburg übermittelt wurden. "Es ist jedenfalls eine zeitnahe Entscheidung angestrebt. Auch im Hinblick auf den bevorstehenden Start des Wintersemesters", teilte ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums den "Salzburger Nachrichten" mit. Dann wird auch feststehen, ob der Zweiervorschlag rechtmäßig war - oder der Senat doch einen Dreiervorschlag hätte erstellen müssen.
Die beiden Kandidaten aus Aruba und Klagenfurt stünden laut "Salzburger Nachrichten" trotz Verzögerung noch zur Verfügung. Und auch Lehnert zeigte sich der Zeitung gegenüber optimistisch, Rektor zu bleiben. Findet keine Wahl statt, können die amtierenden Vizerektoren im Amt bleiben und die Universität temporär führen. Die Bereitschaft dazu scheint vorhanden: "Wir übernehmen die Verantwortung für die Uni", betonte Martin Weichbold, Vizerektor für Lehre und Studium. Und Nicola Hüsing, Vizerektorin für Forschung und Nachhaltigkeit, meinte, sie wolle die "gute Entwicklung der Uni der vergangenen Jahre nicht gefährden".