Signalstoffvariante erleichtert Metastasen in Gebärmutter einzunisten
Eine häufige Variante des weiblichen Entwicklungs-Signalstoffs "Wnt4" erleichtert Embryos nach einem Östrogenschub das Einnisten in die Gebärmutter. Doch auch Tochtergeschwülste (Metastasen) können dann besser in ihr Gewebe eindringen, berichtet die Wiener Evolutionsbiologin Mihaela Pavlicev im Fachmagazin "Nature Communications". Um das Risiko für das Streuen von Krebs gering zu halten, sollte man bei betroffenen Frauen in dieser Zeit keine Tumoroperationen durchführen.
Wnt4 ist ein Signalstoff, der die Entwicklung von weiblichen Geschlechtsmerkmalen wie der Eierstöcke fördert und von männlichen (wie der Hoden) unterdrückt. Es gibt eine Variante, bei der im Wnt4-Gen ein einziger "Buchstabe" (ein Basenpaar) verändert ist. Sie ist wahrscheinlich an mehreren Krankheiten in den weiblichen Geschlechtsorganen beteiligt, zum Beispiel gutartigen Wucherungen in der Gebärmutter (Fibroide) und -Schleimhaut (Endometriose) und Krebs.
Ein Forscherteam um Mihaela Pavlicev vom Department für Evolutionsbiologie der Universität Wien fand heraus, dass dieses mutierte Wnt4 zu einer bestimmten Zeit in der Gebärmutter überaktiv ist, nämlich nach Schüben von weiblichen Östrogen-Geschlechtshormonen. Sie steuern den weiblichen Menstruationszyklus und die Reifung der Eizellen.
"Nachdem Östrogen den Eisprung ausgelöst hat, also die Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt wird, ist die Gebärmutter für die Einnistung des Embryos empfänglich", erklärte Pavlicev der APA: "Dies ist ein normaler Prozess, der bei verändertem Wnt4 etwas früher einsetzt oder intensiver ist." Die Gebärmutter ist dann aber nicht nur für das Embryo-Einnisten empfänglicher, sondern auch für das Eindringen von Metastasen.
Bei den betroffenen Frauen besteht eine Krebsneigung also nicht etwa, weil mehr Krebszellen gebildet werden, sondern weil auf Östrogen ansprechende Gewebe - beispielsweise in der Gebärmutter, den Eierstöcken und der Brust - bei ihnen das Eindringen der Krebszellen weniger gut verhindern können, so Pavlicev in einer Aussendung: "Dieses neue Wissen darüber, dass sich Metastasen bei bestimmten genetischen Voraussetzungen und in einer bestimmten Phase des Menstruationszyklus leichter ausbreiten, kann man zum Beispiel beim Planen von Krebsoperationen nützen."
Service: https://dx.doi.org/10.1038/s41467-024-45338-4