Resistente Bakterien etablieren sich auch jahrelang in Spitälern
Gefährliche und gegen die meisten Antibiotika resistente Bakterien können sich jahrelang in Kliniken "herumtreiben". Nach vermehrten, länger dauernden Ausbrüchen in einem oberösterreichischen Spital sequenzierten Experten der Agentur für Ernährungssicherheit und Gesundheit (AGES) Keime und konnten die Ursachen identifizieren. Gegenmaßnahmen waren erfolgreich.
"Im Frühjahr 2022 wurde an einem oberösterreichischen Krankenhaus ein Anstieg der Infektionen mit Metallo-Beta-Laktamase-produzierenden Pseudomonas aeruginosa-Keimen (MBLA-Pa) entdeckt", schrieben die Wissenschafter mit Erstautorin Adriana Cabal vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der AGES und ihre Co-Autoren in "Microbiology Spectrum" der amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie (DOI: 10.1128/spectrum.00740-24).
Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten deutlich eingeschränkt
Bakterien, die sogenannte Beta-Laktamasen produzieren, schützen sich dadurch vor Antibiotika und sind resistent. Das führt im Falle von Infektionen bei Schwerkranken zu einer erhöhten Sterblichkeit. Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten sind deutlich eingeschränkt. Pseudomonas aeruginosa-Keime zählen laut dem deutschen Robert Koch-Institut weltweit zu den "häufigsten Ursachen von spitalsbedingten Lungenentzündungen bei (künstlicher; Anm.) Beatmung, Wund- und Harnwegsinfektionen." Sie können auch lebensgefährliche Sepsis hervorrufen.
Aufgrund des vermehrten Auftretens der Pseudomonas aeruginosa-Infektionen in dem Spital in Oberösterreich entschloss man sich zu einer intensiven Aufarbeitung der Sachlage. Zunächst konzentrierte man sich auf alle Fälle zwischen den Jahren 2020 und 2023, dann wurden die Erhebungen bis auf das Jahr 2017 ausgedehnt. Man konnte 54 Keim-Proben von Patienten und acht Isolate aus dem Spital untersuchen. Zur Aufklärung der "Verwandtschaftsverhältnisse" der Bakterien wurden deren Genome sequenziert.
Verbreitung durch Abflüsse im Waschraum der Intensivstation
Die Ergebnisse: Alle bis auf neun der Keim-Isolate gehörten drei Clustern von Pseudomonas aeruginosa-Erregern mit Resistenzgenen an. Man stieß auch auf die möglichen Verbreitungswege der Keime. "Die wahrscheinlichste Infektionsquelle für den Cluster 1 (...) und den Cluster 2 (...) waren (Wasser-; Anm.) Abflüsse im Waschraum der Intensivstation (ICU). Der Cluster 3-(Bakterien-; Anm.) Klon könnte seinen Ursprung im Jahr 2020 auf der urologischen Bettenstation gehabt haben und sich Jahre später auf die Intensivstation verbreitet haben", stellten die Fachleute fest. Resistente Bakterien können sich jahrelang im Spitalsumfeld etablieren und für Ausbrüche sorgen.
Die Experten bekamen jedenfalls die Situation in den Griff. "Im März 2023, nach der Anwendung von Kontrollmaßnahmen (Handling der Kleidung, Isolierung betroffener Patienten, Überwachung und tägliche Desinfektion), wurden keine Metallo-Beta-Laktamase-produzierenden Pseudomonas-Keime mehr entdeckt. Der Ausbruch wurde als beendet betrachtet", heißt es in der wissenschaftlichen Arbeit. Speziell auf Intensivstationen sollte die Überwachung auf gefährliche Keime engmaschig sein.