"Wo sich Erfinder, Bastler und Tüftler treffen"
Was haben Kanus, Roboter, Küchen, 3D-Drucker, elektronische Haus- und Gartensteuerungen, Tiny Häuser, smarte Kleidungen, Gamerboards, animatronische Figuren und Großformat-3D-Drucker gemein? Alles und noch viel, viel mehr wird von Makern bei Maker Austria entwickelt, gebaut und zum Teil sogar produziert und vermarktet.
Bis vor kurzem waren die Maker noch unter einer Relevanzschwelle, aber von Monat zu Monat wird das Maker-Movement stärker und stärker - auch in Österreich. Was sind nun diese "Maker" und warum machen sie das, was sie machen?
Vor über vier Jahren habe ich den ersten und größten Maker Space in Wien gegründet. Mit einer Fläche von über 800 m2 und einer Top Ausstattung zählt die offene Werkstätte zu einer der größten und am besten ausgestatteten in Europa. Das wesentliche an einem Maker Space, zum Beispiel im Vergleich zu einem FabLab, welche auf digitale Produktion ausgerichtet sind, ist, dass es thematisch keinen Fokus gibt - sowohl digitale Produktionsmaschinen wie 3D-Drucker, CNC-Fräsen, Laser- und Vinyl-Cutter sind zu finden, aber auch normales Handwerk, Bereiche wie Holz, Textil, Keramik und Metall. Maker Austria ist als gemeinnütziger Verein organisiert, wurde anfangs privat vom Gründer finanziert und trägt sich mittlerweile durch seine Mitglieder.
Eine typische Zielgruppe hat Maker Austria, wie die meisten Maker Spaces, nicht. Der Maker Space wird von Leuten zwischen 9 und 80 Jahren mit den unterschiedlichsten Bildungsniveaus besucht. Die Motivation, um bei Maker Austria Mitglied zu werden, ist genau so unterschiedlich und breit gefächert wie die Ausstattung in der Werkstätte selber. Manche kommen, um einen Ausgleich zu einem stressigen oder rein digitalen Beruf zu finden. In diesem Fall sind es hauptsächlich die Handwerksbereiche, die genutzt werden. Viele der Mitglieder, obwohl sie sich meist selber so nicht bezeichnen, sind Tüftler und Erfinder, denen es Spaß macht, gänzlich neue Sachen zu bauen und zu erfinden oder bereits bestehende Dinge zweckzuentfremden und mit neuer Funktionalität zu versehen. Ein finanzieller Fokus steht oft nicht im Vordergrund. Es geht vielmehr einfach nur ums Tun und ums Lernen. Ein Teil der Maker arbeitet aber natürlich auch mit dem Ziel, ein Produkt zu entwickeln um damit selbstständig zu werden. Mit neuen Finanzierungsmöglichkeiten wie Crowdfunding ist auch dieser Weg viel einfacher und problemloser geworden. Man kann bereits im Vorfeld sehen, ob ein Produkt am Markt ankommt und Leute bereit sind, dafür Geld aus zu geben.
Der Maker Space ist ein riesiger Technik- und Handwerk-Spielplatz. Jede/r kann alles ausprobieren und versuchen - egal ob es ein 60.000 Euro Laser ist, ein 3D-Drucker oder einfach nur eine Handwerks-Maschine, auf der Mann/Frau noch nicht gearbeitet hat. Alles was man nicht kann, kann schnell gelernt werden. Dazu stehen im Maker Space immer genügend Leute zur Verfügung, von denen man lernen kann. Für alle Maschinen und Geräte gibt es Einschulungen, damit schnell losgelegt werden kann. Einer unserer wesentlichen Grundsätze lautet "Lernen und Lehren"!
Für uns ist es wichtig, das Maker-Movement nicht auf einzelne Maschinen wie Laser oder 3D-Drucker zu reduzieren oder im Movement nur ein Biotop der nächsten Gründerwelle zu sehen. Das Maker-Movement könnte einen gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel einläuten, der in Zukunft eventuell sogar den Kapitalismus alt aussehen lassen könnte.