Erste Schulen starten mit Pilotprojekt Wirtschaftsbildung
Österreichs Schüler wissen relativ wenig über Wirtschaft, das Interesse am Thema ist laut Studien gering. Mit diesem Herbst wird deshalb an rund 30 Schulen das Pilotprojekt Wirtschaftsbildung gestartet, bei dem neue Zugänge erprobt werden sollen. Dabei wird Wirtschaftsbildung entweder als fächerübergreifendes Thema in den Unterricht eingebaut oder als eigenes Fach unterrichtet. Umgesetzt wird das Projekt in der Sekundarstufe I, also v.a. an Mittelschulen und AHS-Unterstufen.
Ziel des Programm ist es laut der Stiftung für Wirtschaftsbildung, die die Schulen bei der Umsetzung unterstützt, die Jugendlichen "gut auf ihr Leben nach der Schule vorzubereiten". Neben dem Umgang mit Geld sollen sie im Rahmen der Wirtschaftsbildung wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen lernen, weitere Themen sind das Wechselspiel von Wirtschaft und Demokratie bzw. Umwelt, Wirtschaft aus der Perspektive von Unternehmern bzw. Arbeitnehmern, unternehmerisches Denken und Handeln sowie ganz generell "Zukunftskompetenzen" wie kritisches Denken. Gestartet wird im Herbst mit einem vertiefenden Schwerpunkt auf Wirtschaftsbildung im Rahmen des neuen Lehrplans Geographie- und Wirtschaftsbildung, für das Projekt wurde auch u.a. mit Lehrplanentwicklern zusammengearbeitet.
Fächervernetzte Projektwochen
Bei der Umsetzung als fächerübergreifendes Thema finden in der 2., 3. und 4. Klasse fächervernetzte Projektwochen statt, als Themen sind Verwirklichung unternehmerischer Ideen, Umgang mit Geld und Erforschung nachhaltiger wirtschaftlicher Zusammenhänge geplant. Außerdem ist noch eine weitere Projektwoche zum Thema Berufsorientierung in der 3. oder 4. Klasse vorgesehen. Ein Thema soll dabei in vier bis fünf Schulfächern bearbeitet werden, zur Projektwoche selbst kommen jeweils noch mindestens zwei Wochenstunden Vor- und Nachbereitung dazu.
Entscheidet sich eine Schule für die Umsetzung als eigenes Unterrichtsfach, kann sie im Rahmen ihrer Schulautonomie in der 2. und 3. Klasse je eine Stunde und in der 4. ein bis zwei Wochenstunden Wirtschaftsbildung anbieten. Zusätzliche Ressourcen gibt es dafür allerdings nicht, der Lehrplan wird in Abstimmung mit den Pilotschulen entwickelt.
Förderbudget für Materialien und Veranstaltungen
Bei dem Projekt werden die Standorte von der Stiftung für Wirtschaftsbildung unterstützt, etwa durch teils neu entwickelte Lehr- und Lernmaterialien, jährliche Lehrerfortbildungen und Unterstützung beim Schulentwicklungsprozess. Außerdem gibt es ein jährliches Förderbudget etwa für Materialien, Veranstaltungen, Ausflüge oder zusätzliche Fortbildungen. Ob das Pilotprojekt in der Praxis funktioniert, wird im Rahmen einer Vergleichsstudie durch das Institut für Höhere Studien (IHS) untersucht.
An der Möglichkeit, Wirtschaft als eigenes Fach umzusetzen, ist noch vor der Umsetzung Kritik gekommen. So hat etwa das neu gegründete "Netzwerk für eine zukunftsfähige Wirtschaftsbildung", dem u.a. die Arbeiterkammer, Attac Österreich und die Armutskonferenz angehören, vor zunehmendem Einfluss von Wirtschaftslobbyisten auf die Schule gewarnt. Sie plädieren stattdessen generell für mehr fächerübergreifenden Unterricht, um Kinder zu informierten, kritischen Konsumenten und Konsumentinnen zu bilden.