Nachträgliche Gala zum 80er des Philosophen Peter Kampits in Krems
Seinen 80. Geburtstag feierte der Philosoph Peter Kampits zwar bereits am 28. Juni dieses Jahres, nachgefeiert wird allerdings am Freitag (9. Dezember) im Rahmen einer Gala an der Kremser Donau-Universität (NÖ). Anlässlich des Jubiläums wird dem Gründungsdekan der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaften der Uni Wien und Mitinitiator der Donau-Uni ein Buch mit Auszügen seiner gesellschaftskritischen Texte der vergangenen Jahre gewidmet.
Der am 28. Juni 1942 in Wien geborene Wissenschafter gilt nicht nur als Spezialist für das Werk Jean-Paul Sartres und Kenner der Gegenwartsphilosophie, er war in den vergangenen Jahrzehnten auch in wichtige hochschulpolitische Entscheidungen involviert. Nach der Matura im Gymnasium in der Geblergasse in Wien-Hernals studierte Kampits Philosophie, Psychologie und Geschichte an der Uni Wien. 1965 wurde er dort promoviert. Seine Dissertation trug den Titel "Das Bild des Menschen bei Albert Camus: ein Mythos vom Menschen". Darauf folgte ein Post-graduate-Studium an der Sorbonne in Paris, der Geburtsstadt des Existenzialismus.
Zurück an der Uni Wien habilitierte er sich 1974 mit einer Arbeit zum Werk von Sartre und Gabriel Marcel, mit dem er auch zusammengearbeitet und dessen Werk er ins Deutsche übersetzt hat. 1977 erfolgte Kampits' Ernennung zum Professor. Von 1987 bis 1991 sowie 2001 bis 2004 fungierte der Philosoph, der das Bild seines Faches neben zahlreichen Veröffentlichungen auch in Radio- und Fernsehauftritten prägte, als Vorstand des damaligen Instituts für Philosophie, dessen Neuorientierung er einleitete. Von 1988 bis 1990 war er Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie. In Folge der Neuorganisation der Uni Wien wurde Kampits 2004 zum ersten Dekan der neuen Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft (bis 2008).
Kritischer Geist
Gegenüber der Entwicklung der Universitäten im Zuge des Bologna-Prozesses hat sich Kampits immer wieder kritisch geäußert. Stellung nahm er auch im Diskurs um ein selbstbestimmtes Sterben und in der Debatte um das Sterbehilfegesetz. In den vergangenen Jahren äußerte er sich auch kritisch zu Entwicklungen während der Covid-19-Pandemie. So meldete er sich u.a. als "großer Skeptiker der Impfpflicht, vor allem aber des diesbezüglichen Gesetzes", zu Wort. Auch zum Ukraine-Krieg äußerte sich der Ehrendoktor der Universität Kiew.
Eingehend befasst sich Kampits mit medizinethischen Fragen - so auch seit 2007 als Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt. Seit vielen Jahre hinweg engagiert sich der Philosoph überdies für einen allgemein verpflichtenden Ethikunterricht an den Schulen und Universitäten. So sieht es der Wissenschafter durchaus kritisch, ethische Fragen im Religionsunterricht zu diskutieren. Hier sei "immer eine gewisse Dogmatik im Hintergrund". Das betreffe etwa bioethische Fragen wie der Anfang oder das Ende des Lebens, Embryonen oder Genetic Engineering.
Einer von Kampits' bekanntesten Schülern war der frühere Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP). Als dessen Dissertation aus dem Jahr 1987 wegen des Vorwurfs wissenschaftlichen Fehlverhaltens in die Kritik geriet, verteidigte Kampits als Doktorvater den nunmehrigen EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung und bezeichnete die Vorwürfe als "Beckmesserei".
Kampits war als Gastprofessor in der Türkei, den USA, der Slowakei, Kroatien, Frankreich oder Rumänien tätig. Er ist Träger des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Niederösterreich und der Stadt Wien sowie des Großen Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich.
Service: Reinhard Linke & Christoph Mayer (Hg.): "Peter Kampits. Zum 80. Geburtstag des Philosophen", Edition Donau-Universität Krems, 172 Seiten. Link zur Gala der Waldviertelakademie: http://go.apa.at/cOBi2sym