"Klima-Insel" - Module bieten Lösung für rasche Abkühlung von Städten
Eine Innovation aus Oberösterreich verspricht rasche Abkühlung für überhitzte Innenstädte. Würfelförmige, dicht bewachsene Module können in Städten kühlende Räume, sogenannte Inseln, bilden. Diese Klima*Inseln sind bis Jänner 2024 in der Pionierphase, das erste Modul steht in Traun (OÖ) zur Besichtigung. Zahlreiche Gemeindevertreter aus Ober- und Niederösterreich haben laut Wolfgang Preisinger von der ARGE Klima*Insel schon konkretes Interesse angemeldet.
"Durch den weltweiten Hitzesommer ist eine neue Ernsthaftigkeit auf politischer und Beamtenebene spürbar", erklärt Preisinger im Gespräch mit der APA. Zwar stellt die Bepflanzung von Innenstädten mit Bäumen eine gute Lösung dar, die Überhitzung von Innenstädten infolge der Klimakrise zu bekämpfen. Doch brauchen neu gepflanzte Bäume viele Jahre, bis sie ein dichtes Blätterdach bilden, das zur erwünschten Kühlung beiträgt. Genau da setzen die 25 Quadratmeter großen, "cleveren" Module an. Sie erlauben die Ausbildung eines Blätterdachs, das schon in zwei bis drei Jahren den maximalen Kühleffekt erreicht - aber: "Jedes Blatt hilft ein bisschen, auch schon im ersten Jahr", fügt Preisinger hinzu.
Das System wurde von einem achtköpfigen Team mit wissenschaftlicher Begleitung von Univ.-Prof. Rosemarie Stangl von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) entwickelt. Die Aneinanderreihung der einzelnen Module führt zur Entstehung von Inseln, urbaner Räume mit angenehmer Temperatur. Die Art der Nutzung ermöglicht dabei eine Aufwertung des öffentlichen Raums, auch auf sozialer oder kultureller Ebene: Sitzplätze und Tische schaffen Begegnungszonen, Liegestühle laden zur Entspannung ein und Bühnenelemente machen das Blätterwerk zum Veranstaltungsraum. Auch Spielplätze oder Ausstellungsräume sind im Rahmen der Gestaltungsmöglichkeiten. Weiters sind die Module leicht verschiebbar, können also bei Bedarf zur Seite geräumt werden.
Der Kühleffekt wird durch Verdunstung erzielt. Dafür werden die Pflanzen mithilfe eines intelligenten Systems mit Grau- oder Regenwasser versorgt. Jenes reduziert die Wassermenge bei Regen automatisch, während sie bei Hitze erhöht wird. Durch die Verdunstung des zusätzlichen Wassers aus dem Blattwerk kann so ein positiver Effekt auf das Mikroklima erzielt werden. Dabei fällt der Verbrauch von Trinkwasser wie bei konventionellen Sprühnebelanlagen weg. Im Winter werfen die Pflanzen ihre Blätter ab und Sonnenlicht kann die Plätze ungehindert erhellen, die Module bleiben an ihrem Standort.
Preisinger macht aber auch auf andere wichtige bauliche Maßnahmen aufmerksam: die Architektur und Baumaterialien von Gebäuden, fehlende Außenraumbegrünung, Flächenversiegelung sowie die Vielzahl an parkenden Autos, die zusätzliche Wärmespeicher bilden, seien allesamt Faktoren, die die Hitze in der Stadt verstärken. Die Inseln sind dementsprechend im besten Fall eine "Reparaturmaßnahme" unter vielen notwendigen Veränderungen.