"Horizon Europe": Erste Ausschreibungen und Feinschliff am Programm
Seit Jahresbeginn läuft das neue EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon Europe". Nun starten erste Ausschreibungen für das mit 95,5 Mrd. Euro für die Jahre 2021-2027 ausgestattete Forschungsprogramm. Parallel dazu erfolgt der letzte Feinschliff daran, etwa bei den geplanten Clusterschwerpunkten, den EU-Partnerschaften und den "Missionen". Am Montag (22.3.) formulieren bei einem Event der FFG sechs österreichische Minister die politischen Erwartungen an das Programm.
Finanzstärkstes Element des Programms ist mit 53,5 Mrd. Euro die Säule "Globale Herausforderungen und europäische industrielle Wettbewerbsfähigkeit", wo neben thematischen Clustern durch eine neue "Missionsorientierung" Ziele mit hoher gesellschaftlicher Relevanz erreicht werden sollen. Der neue "Europäische Innovationsrat" EIC soll mit einem Budget von rund zehn Mrd. Euro die Umsetzung vielversprechender Technologien vom Labor bis zur Marktreife unterstützen. Bewährte Elemente wie die Förderung exzellenter Grundlagenforschung durch den Eurpean Research Council (ERC) werden fortgeführt.
Grundlagenforschung mit 1,9 Mrd. Euro gefördert
Als erstes Instrument in "Horizon Europe" hat der Europäische Forschungsrat (ERC) bereits Förderungen im Ausmaß von 1,9 Mrd. Euro ausgeschrieben. Damit werden herausragende Grundlagenforscher gefördert, erste Antragsfristen enden bereits im April.
Der neue "Europäische Innovationsrat" legt am 18. März mit ersten Ausschreibungen los, vorgestellt werden sie im Rahmen einer zweitägigen Auftaktveranstaltung. Der EIC will "Start-ups, Klein- und Mittelbetriebe sowie Forschungsteams bei der Entwicklung risikoreicher, bahnbrechender Innovationen mit hoher Wirkung unterstützen und einen Schwerpunkt auf bahnbrechende Lösungen legen, die zu den Zielen des Europäischen Green Deal und des Konjunkturprogramms für Europa beitragen".
Spätestens im Mai soll es voraussichtlich mit den Ausschreibungen der großen Säule "Globale Herausforderungen" losgehen und damit mit den teilweise neuen sechs thematischen Clustern, erklärte Andrea Höglinger von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG gegenüber der APA. In allen Clustern würden sich dabei viele Themen dem "Green Deal" widmen, also etwa Energiesysteme, Biodiversität oder Bekämpfung der Umweltverschmutzung.
5 Missionen: Von Krebs bis Klimawandel
Auch Vorbereitungsmaßnahmen für die fünf geplanten "Missionen" werden bald ausgeschrieben. Mit diesen "Missionen" sollen ja Ziele mit besonders hoher gesellschaftlicher Relevanz erreicht werden. Als Themenfelder wurden dafür "Krebs", "Klimawandel", "Gesunde Ozeane und Gewässer", "Klimaneutrale und smarte Städte" sowie "Bodengesundheit und Lebensmittel" definiert. Dafür wurden konkrete Ziele formuliert, etwa 100 klimaneutrale Städte in Europa bis 2030 zu schaffen oder im Rahmen der "Mission Krebs" bis 2030 mehr als drei Millionen Leben zu retten.
Notwendig ist hier auch eine entsprechende Implementierung der "Missionen" auf nationaler Ebene. Das gehört mit zu den Arbeiten am letzten Feinschliff des Rahmenprogramms. Dieser Tage wurde auf politischer Ebene auch ein strategischer Plan zu "Horizon Europe" abgesegnet, der für 2021 bis 2024 gelten soll. Darin geht es um die zentralen Leitlinien für Investitionen im Forschungs- und Innovationsbereich in Verbindung mit gesamteuropäischen Prioritäten. So soll Forschung zur "strategischen Autonomie" der EU im Technologiebereich sowie zur Wiederherstellung der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt in Europa beitragen, Europa zur ersten digitalen klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft sowie zu einer widerstandsfähigeren, inklusiven und demokratischen Gesellschaft verhelfen, die auf Bedrohungen und Katastrophen vorbereitet ist und darauf reagieren kann.
In Österreich hat die FFG in den vergangenen Wochen zahlreiche Informationsveranstaltungen über die Struktur des Programms, kommende Ausschreibungen und Vernetzungsmöglichkeiten für die heimischen Forscher und Unternehmen angeboten. Zum Abschluss dieser Kampagne gibt es am kommenden Montag (22.3.) ein Online-Event zum Thema "Horizon Europe: Unsere Zukunft gestalten!", in dem neben EU-Forschungskommissarin Mariya Gabriel gleich sechs Minister und der Präsident der Wirtschaftskammer gemeinsam mit Akteuren aus der Wirtschaft und Forschungsszene die politischen Erwartungen an das EU-Programm formulieren werden und offene Fragen an die Politik gestellt werden können.
Service: FFG-Event "Horizon Europe: Unsere Zukunft gestalten!" am 22. März, 10.00 Uhr: http://go.apa.at/AISRJtIQ; Fakten zu "Horizon Europe": https://ec.europa.eu/info/horizon-europe_en