Fünf "Proof of Concept"-Förderpreise des ERC gehen nach Österreich
Fünf in Österreich tätige Forscherinnen und Forscher erhalten je einen mit 150.000 Euro dotierten Proof of Concept-Förderpreis (PoC) des Europäischen Forschungsrats ERC, wie dieser am Donnerstag mitteilte. Damit soll das kommerzielle bzw. gesellschaftliche Potenzial von Projekten aus der Grundlagenforschung ausgelotet und Ergebnisse näher an den Markt gebracht werden. Die PoC-Grants stehen nur Forschern offen, die schon zuvor in einer der ERC-Förderschienen erfolgreich waren.
Insgesamt 134 derartige Förderpreise wurden in der aktuellen Vergabetranche zuerkannt. 36,75 Millionen Euro fließen damit an Ideen zur kommerziellen Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, die auf ERC-Projekten fußen. Die meisten PoC-Preise gehen dieses Mal mit jeweils 15 nach Deutschland, Italien und in die Niederlande. Es folgen Großbritannien und Spanien, wo 14 dort tätige Wissenschafterinnen und Wissenschafter bedacht werden. Hinter Israel (12 PoC-Grants), Belgien (11), Frankreich (10) und Dänemark (6) folgt Österreich mit seinen fünf Zuerkennungen.
Zwei davon gehen an Vertreter der Universität Wien: Für Markus Muttenthaler, seit 2017 am Institut für Biologische Chemie der Fakultät für Chemie tätig, ist es bereits der zweite PoC- und der dritte ERC-Grant. Der Forscher möchte Methoden zur Diagnose von Brustkrebs und die Nachverfolgung des Behandlungserfolges mittels sogenannter "Peptid-Tracer" verbessern. An den Max Perutz Labs der Uni Wien will Jonas Ries eine Mikroskopietechnik weiterentwickeln, mit der künftig Strukturänderungen von Proteinen in lebenden Zellen nachverfolgt werden könnten. Das Ziel des Forschers ist es, die noch sehr teure MINFLUX-Technologie kostengünstiger zu gestalten und damit breiter verfügbar zu machen.
Mikroporöse Tinte "erkennt" toxische Verbindung
An der Technischen Universität (TU) Graz arbeitet das Team von Paolo Falcaro an mikroporösen Materialien, die auf die Innenseite von Verpackungen aufgebracht werden und in Zukunft Auskunft über die Frische von verpackten Lebensmitteln geben sollen. Sogenannte Metall-organische Gerüstverbindungen (MOF) bestehen aus Kristallstrukturen, die von Hohlräumen durchzogen sind und dadurch enorme "innere Oberflächen" haben. Diese können dazu genutzt werden, dort chemische Prozesse ablaufen zu lassen, die etwa auf toxische Verbindungen hinweisen. Im konkreten Fall wird eine Tinte eingebracht, die ihre Farbe ändert, wenn Speisen bereits verdorben sind und entsprechende giftige Verbindungen abgeben. "Wenn Verpackungen mit unserem MOF laufend die Frische der Lebensmittel überwachen können, sollte das vorzeitiger Entsorgung noch genießbarer Speisen ebenso vorbeugen wie dem Konsum verdorbener Lebensmittel", so Falcaro.
Am Institut für Logic and Computation der TU Wien beschäftigt sich Laura Kovacs mit dem Auffinden von logischen Fehlern in Computerprogrammen, die mitunter verheerende Systemausfälle, wie beim "Crowdstrike-Computerausfall" im Sommer 2024 verursachen können. Mit der PoC-Förderung - es ist Kovacs' dritter ERC-Grant - soll ein Interface namens "LEARN" entstehen, mit dem solche Fehler automatisch erkannt werden. So sollen "gewaltige Kosten" eingespart werden, "die für das Korrigieren fehlerhafter Software-Updates immer wieder anfallen", sagte die Forscherin.
Auf dem Weg zu "zweidimensionalen Ionenkristallen"
In Kooperation mit dem Tiroler Unternehmen Alpine Quantum Technologies (AQT) will ein Team um Christian Roos vom Institut für Experimentalphysik der Uni Innsbruck neue Wege in Sachen Quantenprozessoren gehen. Gerechnet werden soll hier nicht mit quasi-herkömmlichen Ketten an gefangenen, geladenen Atomen - Ionen - sondern mit "zweidimensionalen Ionenkristallen". Das erlaube mehr Möglichkeiten, um die Rechenkapazitäten von Quantencomputern zu erhöhen oder diese Hightech-Rechner mit herkömmlichen Computern zu verbinden, heißt es in einer Aussendung.
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