ISTA-Chef Hetzer: Ohne "Kulturschock" auf Identitätsfindungsmission
Der seit Jahresbeginn amtierende Präsident des Institute of Science and Technology Austria (ISTA), Martin Hetzer, hat die Übersiedlung von Südkalifornien ins Wiener Umland gut verdaut, wie er am Donnerstagabend vor Journalisten erklärte. Der Wechsel an das 2009 gegründete Institut habe bei ihm keinesfalls einen "Kulturschock" ausgelöst, sondern die Lust geweckt, auf eine Identitätsfindungsmission zu gehen: "Wir wollen kein typisches Forschungszentrum sein", betonte Hetzer.
Es hätten durchaus Kollegen in den USA die Augen gerollt, als er ihnen erklärte, dass es ihn an das etwas außerhalb von Klosterneuburg (NÖ) angesiedelte ISTA zieht. Immerhin war der Molekularbiologe seit 2004 am The Salk Institute for Biological Studies in La Jolla (US-Bundesstaat Kalifornien) tätig - einer der großen Adressen in dem Bereich. Bedenken konterte Hetzer mit den ambitionierten Ausbauplänen für das ISTA und die längerfristig gesicherte Unterstützung seitens der öffentlichen Hand. Würde man so etwas in den USA versuchen, sei man mehr oder weniger komplett auf private Gönner angewiesen, gab er zu bedenken. Das gehe nicht unbedingt schneller und bringe mitunter Probleme, die Kontinuität der Weiterentwicklung aufrecht zu erhalten.
Allerdings: Um die großzügige Finanzierung des ISTA gab es in der Vergangenheit durchaus Querelen. So übten Universitätsvertreter rund um die Gründung Kritik am Aufbau eines derartigen, für Österreich neuen Elite-Forschungsinstitutes bei gleichzeitig fast traditionell klammen Kassen für die eingesessenen Hochschulen des Landes. In seinem ersten knappen Jahr als ISTA-Chef habe er nichts mehr von Animositäten seitens der Unis verspürt. Das zum Beispiel im Einwerben von hochdotierten Förderpreisen der Europäischen Forschungsrates (ERC) höchst erfolgreiche Institut sei im heimischen Wissenschaftssystem mittlerweile etabliert und werde kaum als Konkurrenz gesehen.
Auf stattliche Größe wachsen
Die grundlegende Aufbauarbeit sei zu einem gewissen Grad also abgeschlossen, auch wenn man vorhat, auf stattliche Größe weiter zu wachsen. Aktuell zähle man um die 1.100 Personen aus 80 Ländern. Im vollständigen Ausbau bis 2036 will man auf 150 Forschungsgruppen und mehr als 2.000 Mitarbeiter wachsen. Seine Amtszeit werde daher voraussichtlich in erster Linie dadurch geprägt sein, "eine eigene Identität zu finden". Die könne dann irgendwo zwischen dem Mindset, das er in den USA kennengelernt hat, und einer ein Stück weit europäisch-österreichischen Prägung liegen, so der gebürtige Wiener.
Acht neue Professorinnen und Professoren wurden in Hetzers erstem Jahr ans ISTA berufen. Darunter beispielsweise erstmals auch Astrophysiker. Der Campus ist weiter angewachsen und erst kürzlich erfolgte der Spatenstich für das "VISTA Science Experience Center" mit dem man verstärkt Wissenschaft für Kinder, Jugendliche, aber auch der breite Öffentlichkeit vermitteln will.
Auch wenn ihm vorschwebt, dass man das ISTA vielleicht in zehn bis 15 Jahren in einem Atemzug mit Kalibern wie der Cambridge University und Co nennen könnte, wolle man sich von "typischen" Forschungsinstituten ein Stück weit abheben. Die Wissenschaft sei klar die Kernkompetenz, man suche aber auch aktiv den Kontakt zu Gesellschaft, zur Start-up-Community und anderen Wirtschaftsbereichen oder auch zur Politik.
Insgesamt verfolge man auch das übergeordnete Ziel, den Stellenwert der Forschung hierzulande ein Stück weit zu heben. Er sehe es zum Beispiel sehr positiv, dass in Österreich das kulturelle Leben auch medial so tiefgehend behandelt und diskutiert wird. "Es wäre toll", wenn auch die Wissenschaft derartige Aufmerksamkeit erfahren würde, betonte Hetzer.
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