Stör-Aquarium im Haus des Meeres eröffnet
Ein 13.000 Liter fassendes Aquarium, in dem Stör-Jungfische aufgezogen werden, um künftig als Elterntiere die Population in der Donau zu erhalten, soll im Wiener Haus des Meeres Bewusstsein für vier bedrohte Störarten schaffen. Zusammengearbeitet wird dabei mit der Initiative "LIFE-Boat 4 Sturgeon", über die bis zum Jahr 2030 mehr als 1,5 Millionen Jungfische im Donauraum ausgesetzt werden sollen. Am Donnerstag wurde das Aquarium vor Journalisten präsentiert.
"Störe sind die am stärksten bedrohte Tiergruppe der Welt", erklärte Thomas Friedrich vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, die das Projekt leitet. Zwei der sechs in der Donau ursprünglich vertretenen Arten seien bereits ausgestorben. Die in dem Aquarium lebenden, gut ein Jahr alten Sterlets, eine der kleineren Störarten, sollen künftig als Muttertiere für tausende Jungfische sorgen, die in Donauwasser heranwachsen und in der Oberen und Mittleren Donau, sowie March und Mur ausgewildert werden. Bis zur Geschlechtsreife dauere es drei bis vier Jahre.
Herzstück des Projektes "LIFE-Boat 4 Sturgeon" mit einem Volumen von knapp zwölf Millionen Euro ist eine schwimmende Fischaufzuchtstation an der Donau in Wien. Dazu wird das ehemalige Steintransportschiff MS Negrelli aktuell in einer Werft in Linz umgebaut. Es soll Ende des Jahres nach Wien übersiedeln und voraussichtlich im März 2025 zum Einsatz kommen, so Friedrich. Bis 2030 könnten rund 1,5 Millionen Störe der Arten Sterlet, Waxdick, Sternhausen und Hausen auf dem Schiff nachgezüchtet und die Jungtiere ausgewildert werden.
Wasser vom Geburtsort
Derzeit komme ein Container mit Donauwasser auf der Donauinsel für die Aufzucht zum Einsatz, da sich die Fische die Zusammensetzung des Wasser an ihrem Geburtsort einprägen. Die größte Bedrohung für die Störe sei noch immer die Wilderei - "auch im Herzen Europas", wie Friedrich anmerkte. Weibliche Fische könnten wegen des Kaviars mehrere 10.000 Euro wert sein. Jedenfalls sei ein langer Atem notwendig, weil Aufzucht- beziehungsweise Ansiedlungsprogramme auf Jahrzehnte angelegt werden müssten.
Auf die Bedeutung, Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen, bedrohte Arten zu schützen und die Problematik für eine breite Öffentlichkeit sichtbar zu machen, verwies Hans Köppen, Geschäftsführer des Haus des Meeres, das im Jahr 2023 mit mehr als 930.000 Besucherinnen und Besuchern einen neuen Rekord aufgestellt hat. Man sei von Anfang an "Feuer und Flamme" für das Projekt "vor der Haustür" gewesen.
"LIFE-Boat 4 Sturgeon" wird federführend von der Boku gemeinsam mit dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, Viadonau und der Stadt Wien durchgeführt. Internationale Partner sind Institutionen aus Ungarn, Slowenien, Rumänien, Bulgarien, Slowakei und Ukraine.
Service: Projekt LIFE-Boat4Sturgeon: https://lb4sturgeon.eu/