COP26 - Klimaforscher: Welt noch immer auf gefährlichem Pfad
Der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström hat nach den Beschlüssen der Weltklimakonferenz in Glasgow eine schnelle Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen angemahnt. "Vor Glasgow war die Welt auf einem Desaster-Pfad, nach Glasgow sind wir noch immer auf einem gefährlichen Pfad", sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. "Das ist ein deutlicher Fortschritt, aber bei weitem nicht ausreichend".
Selbst wenn alle Ankündigungen umgesetzt würden - und das sei ein großes "wenn" - habe man nach aktuellen Berechnungen nur eine 50-prozentige Chance, die Erderhitzung unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten. Die Weltklimakonferenz bekannte sich jedoch eigentlich klar zu dem Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad stoppen, um katastrophale Folgen zu vermeiden. Dafür sollen die bisher völlig unzureichenden Klimaschutzpläne der Staaten bis Ende des nächsten Jahres nachgeschärft werden. Rockström bezeichnete dies als den "womöglich wichtigsten Satz der Abschlusserklärung".
Positive Signale aus der Wirtschaft
Nationale Regierungen seien nun in der Verantwortung, Gesetze zu beschließen, die den Beschlüssen von Glasgow entsprächen. "Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht", so der Klimaforscher. "Das ist etwas, worauf alle Beteiligten, worauf jeder drängen muss." Positive Signale sieht Rockström aus der Wirtschaft. Diese sei in vielen Teilen bereits dabei, sich klimafreundlich umzustellen. Noch nie hätten so viele Unternehmenschefs so viel Zeit auf einer Klimakonferenz verbracht wie in diesem Jahr.
Kritik übte der Schwede daran, dass noch immer nicht alle Subventionen für Kohle, Gas und Öl gestrichen werden sollen. "Das ist, als wären wir Drogenabhängige, die wissen, dass wir uns selbst schaden, aber einfach nicht damit aufhören können", so Rockström.
Klimapakt mit USA und China
Rockström hat die EU außerdem aufgefordert, einem von den beiden größten Treibhausgas-Produzenten - den USA und China - geschlossenen Klimapakt beizutreten. "Europa muss bei diesen beiden Supermächten mitmachen, und Deutschland muss dafür sein Gewicht in die Waagschale werden", forderte er.
"Die USA, China und Europa sind die größten Emittenten von Treibhausgasen und die drei größten Wirtschaftsräume der Welt", sagte Rockström. "Was immer sie tun, kann die globalen Spielregeln verändern." Unter Wissenschaftern gebe es schon seit längerem die Forderung, dass die größten Klimasünder eine Allianz bilden sollten.
China und die USA hatten auf der Weltklimakonferenz in Glasgow in dieser Woche überraschend angekündigt, im Kampf gegen die Erderwärmung enger kooperieren zu wollen. Ungeachtet ihrer sonstigen Unstimmigkeiten vereinbarten beide Mächte einen Pakt zum Klimaschutz, der noch weiter konkretisiert werden soll. Rockström sagte, gemeinsamer Klimaschutz könne in Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen auch eine Möglichkeit sein, die internationale Zusammenarbeit neu zu beleben.