Pandemie verschlechterte psychische Gesundheit von Kindern
Ein neuer Bericht des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF) offenbart das Ausmaß der Probleme, die Jugendliche in Bezug auf ihre psychische Gesundheit haben. Demnach sei Suizid bereits die zweithäufigste Todesursache unter jungen Menschen in Europa. Erst während der Corona-Pandemie hätte das Thema ausreichend Aufmerksamkeit erhalten. Nun gelte es den Betroffenen rasch zu helfen, hieß es bei einer Pressekonferenz der UNICEF und Österreichs Liga für Kinder- und Jugendgesundheit.
Denn laut UNICEF seien die Zahlen alarmierend. Bei einer Befragung von Anfang 2021 gaben 19 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren an, sich häufig deprimiert und antriebslos zu fühlen. "Die Zahlen dokumentieren eine Krise, die sich schon lange angebahnt hat", kommentierte Corinna Geissler von UNICEF Österreich den Bericht. Bereits vor der Pandemie und ihren verheerenden Auswirkungen auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen war in Europa bei jedem Siebenten zwischen zehn und 19 Jahren eine psychologische Störung diagnostiziert worden - dieser Trend hätte sich nun ohne Zweifel verstärkt, meinte Geissler.
In Österreich sind laut Schätzungen von UNICEF aktuell 160.000 Kinder und Jugendliche psychisch belastet. "Sie alle hätten psychosoziale Betreuung nötig, aber nur 36.000 Betroffene werden derzeit behandelt", kritisierte die klinische Psychologin Caroline Culen Engpässe in der Versorgung. Trotz des großen Bedarfs gäben Regierungen weltweit nur 2,1 Prozent ihres Gesundheitsbudgets für Hilfe bezüglich der mentalen Gesundheit ihrer Bürger aus. Der Bedarf an Hilfseinrichtungen könnte aber weiter steigen, meinte die Expertin. Durch die Pandemie wären natürliche Entwicklungsaufgaben gestoppt worden, die Jugendlichen hätten sich während der Lockdowns nicht sozial in unbekannten Netzen bewegen und beweisen können. "Das ist so als würde man einem Jugendlichen sagen du darfst nicht mehr wachsen", meinte Culen.
Es sei deshalb notwendig Unterstützungsangebote auszubauen, forderte UNICEF von der heimischen Politik: "Die Kinder in Österreich müssen wissen, wo und an wen sie sich wenden können, wenn es ihnen nicht gut geht. Beratungen sollten in mehreren Sprachen vorhanden und auch im digitalen Raum zu finden sein", sagte Geissler. Es brauche niederschwellige und vor allem kostenfreie Angebote. Elternprogramme sollten auch die Aufmerksamkeit der Erziehungsberechtigten auf Probleme der Kinder schärfen, denn bei psychischen Belastungen gelte es rasch zu handeln und "nur nicht abzuwarten und wegzuschauen". Denn was der aktuelle UNICEF-Bericht auch zeigt: 83 Prozent der 15- bis 24-Jährigen würden vorhandene Hilfsangebote bezüglich psychischer Probleme annehmen.