Experten kritisieren "zu kleine" Schritte bei Biodiversitätspolitik
In nur drei von 19 Punkten erkennt der Österreichische Biodiversitätsrat bei seiner Evaluierung der hiesigen Artenschutzbemühungen positive Veränderungen. "Wir sehen, dass die politischen Unternehmungen noch viel zu mutlos sind, als dass sie dem fortschreitenden Artenverlust tatsächlich Einhalt gebieten könnten", resümierte Alice Vadrot, Politikwissenschafterin der Universität Wien, die Ergebnisse des Barometers zur Biodiversitätspolitik 2021 bei einer Pressekonferenz.
"Die wenigen gesetzten Schritte der Politik sind zwar richtig, aber viel zu klein, um größere Wirkungen zu erzielen", stimmte ihr Irmgard Greilhuber, Botanikerin an der Uni Wien, zu. Die Vielfalt der Arten und Ökosysteme reduziere sich auch in Österreich besonders rasch. "Die Aufstockung des nationalen Biodiversitätsfonds oder der Beitritt Österreichs in die High Ambition Coalition sind - wie vom Biodiversitätsrat auch gefordert - grundsätzlich erfolgt", berichtete Uni-Wien-Ökologe Franz Essl, "dennoch ist beispielsweise die Dotierung des Fonds mit 50 Millionen Euro weit von der geforderten Milliarde entfernt."
Die Experten kritisierten, dass Biodiversität nicht in alle politischen Handlungsfelder eingebettet wurde. Politiker würden sich derzeit auf die Klimakrise und zu wenig auf die damit einhergehende Biodiversitätskrise fokussieren. "Auch, wenn ein eigenständiges Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie geschaffen wurde, scheint es mit dem Mainstreaming in die unterschiedlichen Sektoren und anderen Ministerien nicht so zu funktionieren", kritisierte Vadrot und wünschte sich eine bessere Aufgabenverteilung zwischen unterschiedlichen Stakeholdern und Sektoren. Evolutionsbiologe Andreas Tribsch von der Paris-Lodron Universität Salzburg vermisste unter anderem finanzielle Mittel für ein nationales Biodiversitäts-Forschungsprogramm sowie das Bekenntnis zur Biodiversität in den Schul-Lehrplänen.
Der hohe, oft kritisierte Flächenverbrauch in Österreich lag 2021 bei 11,5 Hektar pro Tag -dieser soll laut dem Raumentwicklungskonzept vom Oktober bis 2030 aber auf maximal 2,5 Hektar täglich fallen. Essl hoffte auf eine schnelle Umsetzung. Im Frühjahr 2022 sollen bei der UNO-Konvention für Biodiversität im Chinesischen Kunming neue globale Biodiversitätsziele ausverhandelt werden.