RSV-Impfung für Schwangere und Ältere bereits verfügbar
Die für Schwangere und Personen ab 60 Jahren empfohlene neue Impfung gegen das RS-Virus (RSV) ist bereits in Österreich verfügbar. Risikopersonen sind neben Älteren vor allem Säuglinge, von denen bei der großen RSV-Welle in der Erkältungssaison 2022/23 viele hospitalisiert waren und teils auch starben. Nun können zumindest Schwangere geimpft werden und das Kind ist nach der Geburt rund ein halbes Jahr geschützt, hieß es am Mittwoch vom Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH).
Symptome sind Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und/oder Fieber. Mit RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) infizieren sich jährlich rund 3,3 Prozent der Bevölkerung, also in Österreich rund 303.000 Personen. 1.530 Betroffene werden aufgrund der Atemwegserkrankung hospitalisiert, 85 Prozent davon fallen auf das erste Lebensjahr. Tödlich endet eine RSV-Infektion hierzulande im Schnitt pro Jahr für 170 Personen - großteils Erwachsene ab 60 Jahren, aber auch für etwa fünf Säuglinge, ergab eine Analyse des Instituts für pharmaökonomische Studien (IPF) im Auftrag des ÖVIH.
Risikofaktor für einen schweren Verlauf bei Erwachsenen sind neben höherem Alter chronische Lungenerkrankungen wie COPD und Asthma, erläuterte Arschang Valipour, Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie der Wiener Klinik Floridsdorf. Außerdem gefährlich bei RSV sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinsuffizienz und Koronare Herzkrankheit sowie Diabetes oder ein schwaches Immunsystem. Die Infektion kann nur symptomatisch behandelt werden, antivirales Mittel gegen RSV gibt es keines. Nach einer überstandenen Infektion haben ältere Personen zudem erhöhte Risiken für Herzinfarkte und Schlaganfälle, berichtete Valipour.
Der erste Kontakt mit dem Virus passiert "sehr, sehr früh, schützt aber nicht vor weiteren Infektionen, betonte Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien bei dem Medientermin. Etwa acht von zehn Babys erkranken innerhalb des ersten Lebensjahres daran. Bis zum zweiten Geburtstag haben fast alle Kinder eine RSV-Infektion durchgemacht. Ausnahme war die Coronapandemie, wo die sonst jährlich auftretende RSV-Welle einmal ausgesetzt hat, worauf zwei starke RSV-Saisonen 2021/22 und 2022/23 folgten, erläuterte Redlberger-Fritz.
Noch kein zugelassener Impfstoff für Kinder
"Es werden auch im kommenden Winter Kinder sterben an RSV", betonte der Kinderarzt Peter Voitl vom Ersten Wiener Kindergesundheitszentrum Donaustadt. Das sei aber "vermeidbar, weil wir Prävention zur Verfügung haben." Einen zugelassenen Impfstoff für Kinder gibt es jedoch noch nicht. Risikogruppen sind vor allem Frühgeborene, Säuglinge mit angeborenen Herzfehlern, neurologischen Erkrankungen oder Immundefekten, erläuterte der Mediziner.
Derzeit werden diesen Kindern zur Prävention Medikamente verabreicht, die jedoch nur ein Monat wirken. Die Eltern müssen also monatlich wieder kommen und die Behandlung muss in Österreich auch monatlich neu chefärztlich bewilligt werden, "was widersinnig ist", sagte Voitl, weil das Medikament öfter gebraucht wird. Im kommenden Jahr könnte dann ein länger wirksames Medikament zur Verfügung stehen. Weitere Präventionsmaßnahmen seien hygienisches Husten und Niesen sowie regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren.
Vor der heurigen Erkältungssaison wurden in Europa erstmals die zwei Impfstoffe Arexvy und Abrysvo gegen RSV zugelassen. Beide sind als Einzeldosis vom Nationalen Impfgremium (NIG) in Österreich für Personen ab 60 Jahren empfohlen und können laut Impfplan auch für Risikogruppen ab 18 Jahren erwogen werden. Abrysvo wurde Ende August von der EU-Kommission auch zum passiven Schutz von Neugeborenen durch die Impfung von Schwangeren in der 24. bis 36. Schwangerschaftswoche zugelassen. Wegen des rund ein halbes Jahr andauernden Schutzes für das Kind und des saisonalen Auftretens von RSV empfiehlt sich die Impfung vorzugsweise bei Geburtsterminen zwischen September und März, erläuterte Voitl.
Welchen der beiden Impfstoffe nicht-schwangere Erwachsene erhalten oder wählen sollen, werde vermutlich von der Verfügbarkeit in der Apotheke abhängen, sagte Redlberger-Fritz auf Nachfrage. Die Vakzine sind jedoch für alle Impfwilligen privat zu bezahlen und kommen auf rund 275 Euro. Das Institut für pharmaökonomische Studien errechnete im Auftrag des Verbands der Impfstoffhersteller neben den Erkrankungs- und Todeszahlen auch die Krankheitskosten durch RSV-Infektionen in Österreich. Diese betragen direkt durch Behandlung und Spitalsaufenthalte sowie indirekt durch u.a. Arbeitsausfälle und im Schnitt 8,4 Krankenstandstagen pro Erkranktem rund 248 Millionen Euro, so das Ergebnis. Daher "würde eine Kostenübernahme der RSV-Impfung eindeutig Sinn machen", sagte ÖVIH-Präsidentin Renée Gallo-Daniel in Richtung Gesundheitspolitik.
Service: Infos zu RSV und Impfplan: www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen.html