"Mit 'Medical Imaging' zur personalisierten Medizin"
Die Medizinische Universität Wien hat die medizinische Bildgebung als einen ihrer fünf Forschungscluster definiert und damit die Bedeutung des Medical Imaging in der Wissenschaft und Forschung sowie im klinischen Einsatz unterstrichen. Der Cluster besteht aus der Kooperation von in der Bildgebung tätigen Instituten und Forschungseinrichtungen der MedUni Wien.
Das gemeinsame Interesse liegt in der Weiterentwicklung und Erforschung der morphologischen, funktionellen und molekularen Bildgebung mit dem Ziel, Krankheiten früher zu diagnostizieren, verbessert zu charakterisieren, neue therapeutische Ansätze zu evaluieren und somit einer personalisierten Medizin künftig noch näher zu kommen. Die Synthese von anatomischer, funktioneller und molekularer Information mit Hilfe der verschiedensten bildgebenden Verfahren spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Ganz aktuell ist es uns gelungen, das österreichweit erste PET-MR-Gerät nach Wien ins AKH und an die MedUni zu holen. Diese neue Technologie kombiniert die Möglichkeiten der Positronen-Emissions-Tomografie und der Magnet-Resonanz-Tomografie. Diese Verbindung zwischen PET- und MR-Technik war bis vor kurzem nicht möglich. Das neue Gerät ermöglicht es uns, gleichzeitig innere Strukturen darzustellen sowie verschiedenste Stoffwechselvorgänge und Stoffwechselprodukte sichtbar zu machen und wird unter anderem zur Diagnose, Therapieplanung und Verlaufskontrolle von Krebserkrankungen sowie neurologischen und kardiologischen Erkrankungen eingesetzt. Einen Zugewinn stellt die neue Anschaffung auch für die wissenschaftliche Arbeit im Bereich der molekularen Hybrid-Bildgebung dar. Zudem ist die Strahlenbelastung deutlich niedriger als beim bisher gebräuchlichen PET-CT.
Imaging hat seit langem einen signifikanten Stellenwert an der MedUni Wien. Bereits 1896, ein Jahr nach der Entdeckung der nach Wilhelm Conrad Röntgen benannten X-Strahlen, wurden die Röntgenstrahlen an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien angewandt.
Diese herausragende Rolle der medizinischen Bildgebung in Wien hat sich bis in die Gegenwart noch verstärkt. Das Exzellenzzentrum Hochfeld-Magnetresonanz an der MedUni Wien etwa wurde von Marktführer Siemens zur Referenzsite für Klinische 7-Tesla-Applikationen ernannt. Das Zentrum ist weltweit einzigartig, da es biomedizinische Grundlagenforschung und Methodenentwicklung mit funktionell-metabolisch orientierter klinischer Forschung vereinigt. Der gemeinsame Standort mit MedUni Wien und AKH Wien erlaubt es uns, die Methoden auch sehr rasch klinisch einsetzen zu können.
Mit Hilfe des 7 Tesla-Ultrahochfeld-Magnetresonanz-Tomografen können unter anderem Aktivitäten von Hirnarealen mit hoher räumlicher Auflösung, Leberstoffwechselstörungen bei Zuckerkrankheit und frühe Schädigungen des Gelenksknorpels nach Trauma oder bei Rheuma untersucht werden. Wir können Vorgänge auf molekularer Ebene bildlich darstellen und damit zuvor nicht mögliche Einblicke in die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten wie Brust- und Prostatakrebs oder Diabetes gewinnen.
Moderne Hybridgeräte wie PET/CT, SPECT/CT und nun auch PET/MR ermöglichen an der Schnittstelle Nuklearmedizin/Radiologie die Visualisierung molekularer Prozesse zur Therapieselektion, zum Therapiemonitoring oder auch zur Risikostratifizierung von PatientInnen. Insbesondere der klinische Erfolg der [18F]-FDG PET/CT zur Bildgebung des Tumormetabolismus hat die Akzeptanz nuklearmedizinischer Verfahren weitreichend erhöht und zu einem Umdenken im Verständnis der Tumorbiologie beigetragen. In den letzten Jahren wurden zudem zahlreiche Radiopharmaka entwickelt, die spezifischer an molekulare Zielstrukturen von Tumoren binden und damit ein höheres Potenzial aufweisen, das Ansprechen auf moderne medikamentöse Therapien vorherzusagen. Funktionell bildgebende Verfahren könnten hier künftig Therapieentscheidungen und damit die Auswahl potenziell wirksamer Medikamente durch den Einsatz hochspezifischer Biomarker zur in-vivo Charakterisierung der Tumorläsionen und ihrer Mikroumgebung entscheidend beeinflussen. All diese Trends werden den Wandel der medizinischen Bildgebung hin zu einem zentralen Baustein der modernen personalisierten onkologischen, neuropsychiatrischen und kardiologischen Medizin ermöglichen.
Um diese Entwicklungen umsetzen zu können, bedarf es der Zusammenarbeit verschiedenster Fächer und Disziplinen wie der Radiologie, Nuklearmedizin, medizinischen Physik, Molekularbiologie, Chemie, Informatik und klinischen Fächern wie der Strahlentherapie und Onkologie, um nur einige zu nennen. Diese Interdisziplinarität wird im Medical Imaging Cluster umgesetzt und ist die Grundlage für die personalisierte Medizin. Eine besondere Rolle kommt der Informatik und Mathematik zu, die beide dazu beitragen, dass wir die Daten, die wir aus dem menschlichen Körper gewinnen (der Mensch ist ein Datensatz), analysieren und visualisieren können.
Kontakt:
Forschungscluster Medizinische Bildgebung Web: cluster.meduniwien.ac.at/mic E-Mail: mic@meduniwien.ac.at