Friederike Range: "Mein 'Marktwert' hat sich verbessert"
Die Kognitionsbiologin Friederike Range kennt das Gefühl, in der Öffentlichkeit zu stehen. In der dreiteiligen Universum-Dokumentation "Mit Wölfen unter einer Decke" folge 2010 ein Kamerateam ihr und ihren Kollegen bei ihrer Forschungsarbeit. Die gebürtige Deutsche hat ihr Biologie-Studium an der Universität Bayreuth absolviert und ihre Doktorarbeit an der University of Pennsylvania in Philadelphia (USA) geschrieben. 2007 gründete sie gemeinsam mit Ludwig Huber und Zsofia Viranyi das "Clever Dog Lab" im Umfeld der Universität Wien und 2008 mit Viranyi und Kurt Kotrschal das Wolf Science Center in Ernstbrunn (NÖ).
Dem nun am Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) angesiedelten "Clever Dog Lab" steht die derzeit karenzierte Kognitionsbiologin als Leiterin vor. 2010 erhielt sie den Förderpreis der Stadt Wien und den Young Investigator Award der Universität Wien, 2012 folgte ein "Starting Grant" des Europäischen Forschungsrats (ERC). Mit der mit knapp 1,3 Millionen Euro dotierten EU-Förderung will die Forscherin das Kooperationsverhalten von Hunden und Wölfen untereinander, aber auch mit dem Menschen untersuchen.
APA-Science: Was hat sich durch die Auszeichnung(en)/Grant(s) für Sie persönlich verändert bzw. welche(r) davon war am bedeutsamsten?
Friederike Range: Der Bedeutsamste ist sicherlich der ERC Starting Grant. Das Geld ermöglicht uns vor allem, mehrere interessante Themen zu bearbeiten und hoffentlich einen großen Schritt in unserem Verständnis von Wölfen und Hunden vorwärts zu machen. Durch die höheren Mittel und die längere Laufzeit, können vor allem auch komplexere Fragen erforscht werden. Für das Wolfsforschungszentrum, ein wissenschaftlicher Verein, bringt es natürlich auch eine gewissen finanzielle Sicherheit für die nächsten 5 Jahre, da zwei unserer Tiertrainer nun durch den ERC bezahlen werden können. Persönlich hat es für mich natürlich auch sehr viel Anerkennung gegeben – von Kollegen und auch von der Vetmed Uni Wien. Mein "Marktwert" hat sich verbessert, was zu einer besseren Verhandlungsbasis an der Veterinärmedizin geführt hat.
APA-Science: Braucht man in der Wissenschaft heute Auszeichnungen, um voran zu kommen?
Range: Es macht es auf jeden Fall einfacher. Der "Distinguished Scientific Award for Early Career Contribution to Psychology" 2012 von der American Psychological Association (APA) war sicherlich auch einer der Gründe, dass ich den ERC Starting Grant letztes Jahr bekommen habe.
APA-Science: Welche Preise und Förderungen sind gut, welche weniger, welche müssten erst erfunden werden?
Range: Natürlich sind alle Preise und Förderungen für junge Wissenschaftler gut. Es ist oft sehr schwierig, die ersten Förderungen zu bekommen, wenn nicht ein "Senior Scientist" beteiligt ist, unabhängig davon, wie gut der Antrag ist. Es geht ja oft um sehr viel Geld und daher gehen Drittmittel oft an Wissenschaftler, die schon gezeigt haben, dass sie das Geld gut und erfolgreich einsetzen können. Dadurch entsteht aber leider eine Art Teufelskreis. Aber da ist es eher die Ansicht der Gutachter und Entscheidungsträger, die sich ändern muss, als die Art der Förderungen, die zur Verfügung stehen.
APA-Science: Anton Zeilinger sagte kürzlich sinngemäß, dass man die Mittel für hoch dotierte Preise wie etwa den Wittgensteinpreis genauso gut Jungforschern zur Verfügung stellen könnte. Wie bewerten Sie diese Einschätzung?
Range: Puh, ich denke, es sollte auch Mittel für erfahrende Wissenschaftler geben und nicht nur für Jungwissenschaftler. Solche Preise ermöglichen oft Themen zu bearbeiten, die vielleicht nicht ganz so attraktiv sind oder auch Langzeitprojekte. Aber ich gehe davon aus, dass Anton Zeilinger weiß, wovon er redet.
APA-Science: Wie schätzen Sie den Stellenwert der Öffentlichkeit und von Öffentlichkeitsarbeit für die Wissenschaft und die Person des Wissenschafters selbst ein?
Range: Die Öffentlichkeit ist natürlich wichtig, da sie letztendlich unsere Grundlagenforschung bezahlt. Daher ist Öffentlichkeitsarbeit auch unumgänglich. Gerade für die Organisationen, also Universitäten, und auch das Forschungsgebiet sind Presseberichte sehr wichtig. Für den Wissenschaftler als Person in der Wissenschaft spielen Veröffentlichungen und Forschungsprojekte sicher eine größere Rolle.