Hochdotierte ERC-"Starting Grants" an 17 Forscher in Österreich
Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat hochdotierte "Starting Grants" an 17 in Österreich tätige Forscher vergeben. Insgesamt können sich in dieser Antragsrunde 408 Forscher in einer frühen Karrierephase über einen mit jeweils im Schnitt rund 1,5 Mio. Euro dotierten Förderpreis für fünfjährige Grundlagenforschungsprojekte freuen, gab der ERC am Dienstag bekannt.
In Summe schüttet der ERC 636 Mio. Euro in der aktuellen Vergaberunde aus. Die meisten "Starting Grants" gehen an Forscher in Deutschland (81 Projekte), den Niederlanden (40) und Frankreich (39). 70 Grants wurden in Großbritannien tätigen Forschern zuerkannt. Da aber noch nicht geklärt ist, ob Großbritannien nach dem "Brexit" weiter als assoziiertes Land an den EU-Forschungsförderprogrammen teilnehmen kann, stehen hinter diesen Projekten noch Fragezeichen, heißt es seitens dem ERC. Österreich liegt mit 17 Förderpreisen auf Rang acht, noch vor beispielsweise Schweden, Spanien und Dänemark.
17 Starting Grants gehen nach Österreich
Hierzulande gehen die meisten "Starting Grants" an Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) (4), gefolgt von der Universität Wien, dem Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg (NÖ) (je 3) und der Technischen Universität (TU) Graz (2). Jeweils eine Zuerkennung geht an die Johannes Kepler Universität (JKU) Linz, die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, die Montanuniversität Leoben, die Universität Salzburg und die Medizinische Universität Graz.
Die Pigmentindustrie in der griechisch-römischen Welt steht im Mittelpunkt des ERC-Projekts der Geologin Alexandra Rodler vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der ÖAW. Sie will eine Referenzdatenbank für Pigmente sowie ein Instrumentarium zu deren Analyse entwickeln. Rafal Stepien vom ÖAW-Institut für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens will der Beziehung zwischen Glaube und ethischem Handeln anhand der Lehren der chinesisch-buddhistischen Sanlun-Schule nachgehen und die erste umfassende Ausarbeitung der Sanlun-Philosophie in einer westlichen Sprache erstellen.
Joanna Jachowicz vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der ÖAW will in ihrem ERC-Projekt die Rolle des "dunklen" Genoms erforschen, wenn sich Embryonalzellen entscheiden, ob sie Teil der Plazenta oder des zukünftigen Körpers werden. Kelly Swarts vom Gregor Mendel Institut für molekulare Pflanzenbiologie (GMI) der ÖAW will anhand von Jahresringen analysieren, wie sich Waldbäume in Zeiten des Klimawandels an ihre sich verändernde Umwelt anpassen.
Nina Klimburg-Witjes vom Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Uni Wien will in ihrem ERC-Projekt am Beispiel der europäischen Trägerrakete "Ariane" die komplexen Beziehungen zwischen technologischen Großprojekten, europäischer Integration und Weltraumvisionen vor dem Hintergrund des neuen Wettlaufs um das All untersuchen. Die historische Entwicklung des syrischen, armenischen und kopto-arabischen Mönchtums im östlichen Mittelmeerraum von der byzantinischen Rückeroberung Nordsyriens und der fatimidischen Eroberung Ägyptens (969) bis zum Ende des Armenischen Königreichs in Kilikien (1375) wird der Historiker Adrian Pirtea an der Uni Wien anhand von Handschriften untersuchen. Im Mittelpunkt des Projekts von Christopher Wratil vom Institut für Staatswissenschaft der Uni Wien stehen bisher wenig beachtete Aspekte "politischer Repräsentation", also dem Verhältnis zwischen Politikern und Bürgern, die neue Erklärungen für die aktuell vorherrschende Enttäuschung vieler Menschen mit der repräsentativen Demokratie liefern könnten.
Am ISTA wird sich der Biologe Florian Schur mittels Kryo-Elektronenmikroskopie mit der Bewegung von Zellen beschäftigen. Im Rahmen des Projekts soll eine Art Atlas der daran beteiligten Strukturen entstehen. Mit der "Thermodynamik von Quantenmaterialien auf der Mikroskala" befasst sich Kimberly Modic. Ihr "Starting Grant"-Projekt ziele auf die Entwicklung neuer Experimente ab, um die Eigenschaften neuartiger Materialien für künftige Quantencomputer zu erforschen. Das ISTA-Trio komplettiert Matthew Kwan, der sich in seinem Projekt mit der Rolle des Zufalls im Rahmen der mathematischen Untersuchung diskreter Strukturen wie Netzwerke, Permutationen oder Mengensysteme, der Kombinatorik, beschäftigen wird.
IT-Systeme energieeffizienter machen
Daniel Gruss vom Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie der TU Graz, der 2018 jenem Team angehörte, das gravierende Hardware-Sicherheitslücken in Intel-Prozessoren aufdeckte, will in seinem Projekt untersuchen, wie man die Energieeffizienz von IT-Systemen erhöhen kann, ohne gleichzeitig Sicherheitslücken zu verursachen. Marcus Ossiander will am Institut für Experimentalphysik der TU Graz eine neue Nanooptik für Ultrakurzzeit-Mikroskope entwickeln, um mit ultraviolettem Licht kleinste elektronische Bewegungen mit Zeitauflösungen im Bereich von Attosekunden zu beobachten, etwa in Solarzellen.
Gerd Bramerdorfer vom Institut für elektrische Antriebe und Leistungselektronik der JKU Linz wird sich in seinem ERC-Projekt mit der Weiterentwicklung von elektrischen Maschinen und Antrieben beschäftigen. Am Institut für Wirtschaftsgeographie und Geoinformatik der WU Wien befasst sich Jürgen Braunstein mit dem Auf- und Abstieg großer Finanzzentren im Kontext von Veränderungen im Energiesystem. Der Physiker Aleksandar Matkovic beschäftigt sich an der Montanuni im steirischen Leoben mit polarisierten zweidimensionalen Materialien. Aus dem Bereich der Materialforschung kommt auch das Vorhaben, das Christian Prehal an der Uni Salzburg durchführen wird. Die Gruppe der österreichischen Preisträger komplettiert Thomas Vogl von der Meduni Graz mit seinem Projekt zur Entschlüsselung der Antikörper-Mikrobiota-Achse in frühen Stadien des Lebens.
Service: https://erc.europa.eu
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