COP29 - Klimaforscher: Europa droht, in Steinzeit stecken zu bleiben
Angesichts von Donald Trump an der Spitze der USA und des stark unter Druck geratenen EU-Green Deals könnte in den kommenden Jahren vor allem China das klimapolitische Heft des Handelns in die Hand nehmen - das hat auch die UNO-Weltklimakonferenz COP29 in Baku gezeigt. Für Europa, Deutschland und Österreich sei zu befürchten, dass man "technologisch in der Steinzeit" zurückbleibe, so Klimaforscher Douglas Maraun. Die künftige Regierung müsse "den Klimawandel ernst nehmen".
Blicke man auf die laufenden Koalitionsverhandlungen, sollte die Politik aufpassen, auf wen sie höre, so der Leiter der Forschungsgruppe Regionales Klima am Wegener Center for Climate and Global Change der Universität Graz im Gespräch mit der APA. Eigentlich gelte es, die anstehenden Veränderungen auch als Chance zu begreifen und nicht "technologisch mit falschen Argumenten in der Steinzeit bleiben zu wollen".
Ideologischer Kampfbegriff "Steinzeit"
Wenn konservative Akteure etwa argumentieren, dass uns Klimaschutz, Energiewende und Co zurück in die graue Vorzeit katapultieren würden, vergesse man, "dass wir in der Steinzeit gelernt haben, mit dem Feuer umzugehen". Seither basiere aber jeder Zugang zur Energiegewinnung darauf, "dass wir Sachen verbrennen", so Maraun. Wer nun mit "albernen Argumenten" unbedingt daran festhalte, laufe Gefahr, "die Zukunft zu verschlafen und den eigenen Wohlstand in Europa kaputt zu machen".
Sehe man sich die mageren Ergebnisse der COP an, stelle sich die Frage, wer sich dem Thema künftig tatsächlich annehme. Die EU sei hier zuletzt nicht mehr "am Pushen" gewesen, von Deutschland sei in nächster Zeit diesbezüglich politisch wenig zu erwarten, meinte Maraun, einer der Mitautoren des letzten größeren Berichts des Weltklimarats IPCC.
Maraun : "China stellt schon massiv um"
China hingegen sei ein Land, das einerseits massiv vom Klimawandel betroffen ist und andererseits ein gewisses politisches und wirtschaftliches Gewicht habe. Und: "China stellt schon massiv um." Zwar seien die CO2-Emissionen dort noch sehr hoch, die Technologieentwicklung und der Ausbau der E-Mobilität schreite aber rasch voran. Deutschland dagegen stemme sich gegen ein Aus des Verbrennermotors - eine Argumentationslinie die auch hierzulande viele Wählerstimmen bringt. Vorgaben zum Ausstieg für die Autoindustrie würden vielfach fehlen, selbst wenn diese mitunter beklage, dass sie dazu mehr Klarheit brauche. Hier würden Vorstellungen ventiliert, die teilweise vor 30 Jahren alt und älter seien, so Maraun.
Ob Konferenzen wie die COPs wirklich noch entscheidende Impulse setzen könnten, sei zweischneidig zu bewerten. Als Forum für den informellen Austausch seien sie wichtig. Auch die sonst oft überhörten Entwicklungsländer könnten hier ihre Stimme erheben. Ob bei der Treibhausgaseindämmung auf so einem großen Event noch etwas weitergehe, sei fraglich. Das funktioniere vielleicht eher parallel in "kleineren Treffen von Vorreiter-Staaten".
Augen zu, Problem weg
In Baku sei tatsächlich wirklich wenig vorangebracht worden - abgesehen von der etwas größeren zugesagten Summe für Klimawandelschäden für Entwicklungs- und Schwellenländer. Das Thema "Treibhausgaseindämmung" sei gewissermaßen ein Opfer der fragilen weltpolitischen Sicherheitslage. Die Erdölländer würden dies auch nutzen, um auf der Bremse zu stehen. Letztlich regiere vielerorts die Kleinkindattitüde: Augen zu, Problem weg. "Genauso wird halt gerade Politik gemacht", so Maraun.