FH-Studiengang will IT-Brücken im Gesundheitswesen bauen
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen stößt nicht auf ungeteilte Gegenliebe. Eine Brücke zwischen den Gesundheitseinrichtungen und der IT will darum der Studiengang Gesundheitsinformatik/eHealth an der Fachhochschule (FH) Joanneum bauen, erklärte Studiengangsleiter Robert Mischak im Gespräch mit APA-Science.
Vorbehalte bei der Einführung digitaler Systeme wie der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) ortet der Experte aber eher aufseiten der Gesundheitsanbieter als bei den Bürgern. Mischak kennt auch die Anwenderseite - "ich war selbst bei einem Spitalsträger und fünf Jahre bei einem Krankenversicherer tätig" - und weiß, "da gibt es eine Fülle von Ängsten".
Digitalisierung ändert Spielregeln
Teilweise seien das "durchaus berechtigte Kontrollängste, weil wir in Österreich übertrieben technokratische und bürokratische Systeme haben, die sich in der Krankenkasse widerspiegeln, aber auch bei Sozialversicherungsträgern, Ministerien und nachgeordneten Behörden". Auf der anderen Seite bestehe auch ein Veränderungsdruck, der nicht für unumschränkte Freude sorge. Dabei sei eines klar: "Die Digitalisierung wird auch die Spielregeln ändern."
An der FH Joanneum sieht man sich für die geänderten Spielregeln bestens gerüstet: Die beiden Hauptforschungsgebiete des Studiengangs sind Smart Healthcare und Wearables im Gesundheitswesen. "Womit wir uns beschäftigen, sind pHealth-Themen, also Personalisierung in Richtung mobiler Endgeräte", so Mischak. In einem gemeinsamen Projekt mit der steirischen Aidshilfe werde etwa eine App programmiert, die Jugendliche über HIV-Prävention informiert. "Eine steirische App-Firma hat uns gesagt, die jungen Leute lesen keine Folder mehr. Man muss es interaktiv verpacken, vielleicht ein Spiel daraus machen."
"Ordentliche Grundausbildung in allen Fächern"
Die Studenten des Studiengangs bekommen "eine ordentliche Grundausbildung in allen Fächern". Von der technischen Seite her etwa Programmieren, Datenbanktechnik, Verschlüsselungstechnologien, Netzwerktechnik. Vermittelt werden aber auch medizinische Grundlagen wie Anatomie, Pathologie, Grundbegriffe, Bildgebende Verfahren, Gesundheitsrecht, Gesundheitsökonomie. Darüber hinaus Projekt-, Managementfähigkeiten, Qualitäts-Prozessmanagement - "damit sie das später auch realisieren können".
Angeboten wird ein dreijähriger Bachelor-Lehrgang. Im Master gibt es dann noch eine Vertiefung in Künstliche Intelligenz, Entscheidungsunterstützung, Mustererkennung, Fuzzy Logic, Big Data, Data Mining, etc. "Dazu kommen zum Beispiel aber auch - und das macht uns einzigartig in Österreich - Grundlagen in Public Health, Epidemiologie und Evidence Based Medicine. Wenn etwa in ganz Österreich die Mammakarzinomvorsorge propagiert wird, dann wissen meine Studenten, dass es von der wissenschaftlichen Literatur her eigentlich keine Empfehlung dafür gibt."
Vorteile überwiegen Nachteile
Digitale Technologien im Gesundheitswesen werden allein schon aus altersdemografischen Gründen immer wichtiger, ist sich Mischak sicher. Die heute alten Menschen, die Pflegeversorgung brauchen, könnten sich noch auf relativ intakte Versorgungsverhältnisse verlassen. "Das Problem wird meine Generation bekommen, die Baby Boomer. Da wird es nicht mehr so viele Pflegende geben. Ich persönlich bin vorbereitet auf ein Monitoring über Skype oder Pflegeroboter. Ich würde das in jeden Fall in Anspruch nehmen, um so lange wie möglich daheimzubleiben." Die Vorteile werden die Nachteile bei weitem überwiegen, meint der Experte: "Ich bin optimistisch. Was wir heute bauen und entwickeln bauen wir ja nicht für die heute Alten sondern für uns selbst."