Start-ups wünschen sich sichtbareres "Quantenökosystem"
Im Gegensatz zum Raum München oder den Niederlanden fehle in Österreich eine Art Marke für das sich eigentlich gut entwickelnde wirtschaftliche Ökosystem rund um Technologie auf Basis von quantenphysikalischen Erkenntnissen. Vor allem durch die starken Forschungsgruppen im Bereich der Grundlagenforschung gebe es hierzulande alle Zutaten, um ökonomisch erfolgreich zu werden, an Unterstützung fehle aber es noch, so der Tenor beim erstmals stattfindenden "nationalen QCI-Tag".
Organisiert wurde die noch bis zum Freitag mit den internationalen Tagen fortgesetzte Konferenz rund um das Thema "Quantentechnologie" vom Austrian Institute of Technology (AIT) in den Räumlichkeiten der Industriellenvereinigung (IV) in Wien. Tatsächlich wurde in Österreich aufseiten der akademischen Forschung einiges auf den Weg gebracht, das es nun erlaubt, die teils bizarren und der Alltagserfahrung zuwiderlaufenden Phänomene der Quantenmechanik in handfeste Produkte umzumünzen.
Die Pionierarbeit, die etwa Anton Zeilinger mit seinen mittlerweile Nobelpreis-prämierten Experimenten mit verschränkten Photonen geleistet hat, haben die Grundlagen für die Umsetzung von abhörsicherer Quantenverschlüsselung und Quantenkommunikation ermöglicht. An der Universität Innsbruck und dem Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist man seit Jahrzehnten bei der Entwicklung von Quantencomputer-Ansätzen weltweit vorne dabei. Aus diesem Expertenpool heraus haben bereits einige Ausgründungen (universitäre Spin-offs) stattgefunden, die sich nun am entwickelnden Markt positionieren möchten.
Ziel: Eine heimische Marke für Quantentechnologie
Das Niveau dieser Firmen sieht Anna Spandl vom in dem Sektor tätigen internationalen Risikokapital-Fonds "Quantum Exponential" auf "Bestlevel". Was im Gegensatz zum einschlägigen Dachverband in den Niederlanden namens "Quantum Delta NL" oder dem "Munich Quantum Valley" fehlt, sei eine Marke - ein "Brand" - für Quantentechnologie aus Österreich. Die Initiative zu einer Art "Quantum Hub Austria" sollte von der öffentlichen Hand kommen, meinte Spandl: "Den Start-ups fehlt Rückhalt eines solchen Ökosystems."
Das Gute sei, dass Österreich in dem Bereich eigentlich alles habe. Daher wäre es "verhältnismäßig einfach" so etwas aufzubauen, so die Expertin. Ob hier wirklich die öffentliche Hand tiefer in die Tasche greifen muss, bejahte Gregor Weihs von der Universität Innsbruck nicht so eindeutig. Das angesprochene Ökosystem "bildet sich schon", zeigte er sich am Mittwochabend überzeugt. Seitens der Universitäten und der akademischen Forschung könne man Spin-offs aber natürlich immer noch besser unterstützen, so der Leiter des im vergangenen Jahr eingerichteten hochdotierten Forschungs-Exzellenzclusters "Quantum Science Austria", in dem rund 600 Wissenschafterinnen und Wissenschafter vereint sind.
Auch für Spandl braucht es mehr Interesse an wirtschaftlicher Anwendung in der akademischer Welt, sichtbare Vorbilder, die diesen Weg gehen, und nicht zuletzt auch Investoren, die die finanzielle Kraft haben, auch die Wachstumsphase der Tech-Unternehmen, bei denen es oft auch um kostspieligere Hardware-Entwicklung geht, abzudecken. Hier hinke Österreich und der Großteil Europas hinterher.
An einem neuralgischen Entwicklungspunkt befindet sich die Wiener Firma "Quantum Technology Laboratories" (qtlabs). Das Start-up bietet mit seiner Schwesterfirma "Quantum Industries" (QI) Quantenkryptographie-Lösungen über Satellit und Glasfaser an. Das heißt eben auch sehr stark "Hardwareentwicklung". In der Frühphase sei man noch stark von staatlichen Mitteln abhängig, erklärte Manuel Erhard von qtlabs. Die EU habe hier zum Glück große Programme. Bis die ersten Missionen die Technologie aus Österreich tatsächlich ins All bringen, dauert es aber noch. Bis dahin befindet man sich auch im harten Wettbewerb um Mitarbeiter, die in dem neuen Technologiefeld ausgebildet sind, bzw. muss man diese selbst mit ausbilden.
Bereits in der Schule Interesse erwecken
Das Potenzial an quantenphysikalisch interessierten jungen Menschen möchte auch die HTL-Schülerin Somya Rathee mit ihrer "Quantum Society Austria" heben. So hätten Schülerinnen und Schüler, Studenten oder Informatiker vielfach noch kaum Ahnung von den Möglichkeiten dieses Bereichs. Hier brauche es auch mehr Engagements der Unternehmen und Hochschulen, um Leute für die Sache zu begeistern, sagte Rathee.
Damit es diese Firmen aber in ein paar Jahren immer noch gibt, müsse seitens der Politik mehr getan werden, so Werner Strasser, der mit seinem Unternehmen "fragmentiX Storage Solutions" quantenverschlüsselte Datenspeicherlösungen entwickelt und anbietet. Die Niederlande würden in etwa das Zehnfache in Quantentechnologie investieren wie Österreich. Man laufe Gefahr, hier trotz guter Voraussetzungen den Anschluss zu verlieren: "Die Politiker müssen aufwachen", so Strasser.
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