Pkw-Anteil erstmals in allen Landeshauptstädten gesunken
Im Vorjahr ist erstmals in allen heimischen Landeshauptstädten die Anzahl der Pkw im Verhältnis zur Einwohnerzahl zurückgegangen. Den geringsten Motorisierungsgrad verzeichnete Wien mit 372 Autos je 1.000 Bewohnern. Die meisten Fahrzeuge gab es 2015 mit 653 pro 1.000 Einwohner in Eisenstadt (inklusive Rust), hieß es am 18. Februar bei einer Pressekonferenz des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in Wien.
Wien und Graz waren vor rund zehn Jahren die ersten Städte mit sinkendem Motorisierungsgrad, hieß es bei der Vorstellung der VCÖ-Publikation "Urbaner Verkehr der Zukunft". In der Bundeshauptstadt werden 73 Prozent aller Alltagswege mit Öffis, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt. In Innsbruck sind es 70 und in Bregenz 60 Prozent. Auch in Salzburg, Graz und Linz wird von der Bevölkerung weniger als die Hälfte der Alltagswege mit dem Auto gefahren. Eisenstadt bildet auch bei dieser Statistik hinter Klagenfurt und St. Pölten das Schlusslicht.
Platz "stark begrenzt"
"Was alle Städte gemeinsam haben ist, dass der Platz in der Stadt stark begrenzt ist", sagte Markus Gansterer vom VCÖ. Der Pkw-Verkehr benötige bei durchschnittlicher Auslastung von Fahrzeugen am meisten Platz für den Transport. "Urbaner Verkehr der Zukunft muss sauber sein, klimafreundlich und eben auch platzsparend", erläuterte der Verkehrsexperte. Elektromobilität sei zwar lokal schadstofffrei und ein Beitrag zu den Klimazielen, biete aber keinen Vorteil im Platzbedarf.
Rund 650.000 Beschäftigte pendeln laut Verkehrsclub in die Landeshauptstädte zur Arbeit. Der VCÖ forderte daher den verstärkten Ausbau der Schnellbahnen. "Die S-Bahn wird ein zentrales Element des Verkehrs im Stadt-Umland-Bereich sein", betonte Gansterer. Da die Arbeitszeiten immer flexibler werden, brauche es "dichte Takte auch in den Abendstunden, damit das Angebot attraktiv ist".
Öffi-Ausbau empfohlen
Generell empfahl Gansterer den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in der Stadt und bei den Verbindungen zwischen Stadt und Umland. Außerdem sprach er sich für eine Vernetzung der Angebote mit Car- und Bike-Sharing aus. Der Güterverkehr sollte emissionsfrei und urbane Logistikkonzepte umgesetzt werden.
"Die Stadt- und Verkehrsplanung muss nach diesen Prioritäten - emissionsfrei und platzsparend - die Flächen verteilen, damit der urbane Verkehr auch in Zukunft reibungslos stattfinden kann", sah Gansterer zur Erreichung der Ziele in erster Linie die Politik gefordert. Fußwegen und dem Radfahren sollten größere Priorität eingeräumt werden. Wettergeschützte und gut absperrbare Abstellanlagen für Fahrräder würden beispielsweise "wesentlich die Akzeptanz fürs Radfahren verbessern". Wenn das Angebot verbessert werde, dann würden umweltfreundliche Verkehrsangebote verstärkt genutzt, erläuterte der Experte.
Service: Die Publikation "Urbaner Verkehr der Zukunft" auf der VCÖ-Webseite: http://go.apa.at/1ZCSB9s1