Themen
In regelmäßigen Intervallen taucht die Redaktion von APA-Science tief in ein neues Gebiet ein. Komplexe Sachgebiete lassen sich selten in eindimensionalen Beiträgen abhandeln – so ist es unser Anspruch, den vielfältigen Blickwinkeln in unseren Themen Raum einzuräumen. Lesen Sie neben den aufwendig gestalteten redaktionellen Beiträgen („Mehr zum Thema“) auch Gastbeiträge von Fachexpertinnen und -experten.
Im Format „NACHGEFRAGT“ kommen APA-Science-Partner in Ad-Hoc-Umfragen zu aktuellen Themen zu Wort.
Machen Sie sich ein Bild
Die Gestaltung eines Themenschwerpunktes erfolgt in Kooperation mit den APA-Science-Partnern: https://science.apa.at/partner/. Es handelt es sich um entgeltliche Informationen im Sinne des Medientransparenzgesetzes (§ 2 MedKF-TG). Die redaktionelle Letztverantwortung liegt bei APA-Science.
APA-Science hat NACHGEFRAGT
NACHGEFRAGT: Klimapolitik auf der Weltbühne
Die Ergebnisse der Weltklimakonferenzen hinken der Rasanz des Klimawandels hinterher. APA-Science hat bei Expertinnen und Experten im Vorfeld der „COP30“ im brasilianischen Belém „NACHGEFRAGT“, was globale Klimadiplomatie tatsächlich leisten kann.
NACHGEFRAGT: Die Vermessung des Menschen
Wearables sowie Lifestyle- und Gesundheits-Apps zur Selbstvermessung werden immer beliebter und wirtschaftlich bedeutsamer. APA-Science hat „NACHGEFRAGT“, an welchen Projekten hierzulande derzeit gearbeitet wird.
NACHGEFRAGT: Corona – Fünf Jahre danach
Was hat sich verändert? APA-Science hat bei Hochschulen und Forschungseinrichtungen „NACHGEFRAGT“, welchen nachhaltigen Einfluss die Corona-Pandemie auf den Forschungsalltag sowie Vor- und Herangehensweisen hat.
NACHGEFRAGT: KI in der Bildung
Welche Rolle kann und soll die Künstliche Intelligenz (KI) im Bereich Bildung und Lehre spielen? APA-Science hat „NACHGEFRAGT“ und unter Hochschulen oder Forschungseinrichtungen die Sichtweisen auf KI in Bezug auf Lehre und Weiterbildung eingesammelt.
NACHGEFRAGT: Wünsche im Wahljahr – von der Wissenschaft an die Politik
Vom 6. bis 9. Juni 2024 findet die Europawahl statt, voraussichtlich Ende September die Nationalratswahlen in Österreich. APA-Science hat „NACHGEFRAGT“ und die größten Wünsche der Wissenschaft an die Politik im Wahljahr eingesammelt.
NACHGEFRAGT: Frauen in Wissenschaft? Sichtbarer, aber…
Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März hat APA-Science einige Wissenschafterinnen, Forschungsmanagerinnen und Rektorinnen befragt, wie sie heute die Situation von Frauen in der Wissenschaft einschätzen und was noch zu tun ist, um Frauen und Diversität in diesem Bereich zu fördern.
APA-Science-Circle
Das Vernetzungsevent von APA-Science
Mindestens einmal jährlich lädt APA-Science zu einem Vernetzungstreffen exklusiv für Partner ein. Neben Inputs von Expertinnen und Experten zu einem aktuellen Thema gibt die APA Einblicke in laufende Projekte des Newsrooms. Zudem stehen Austausch und Diskussion in der Community im Fokus.
Nachlese zum ersten APA-Science-Circle am 4. November 2025 im APA-Pressezentrum
Wie KI die (Wissenschafts-)Kommunikation verändert
Wo und wie einsetzen? Autonom entscheiden lassen, kennzeichnen oder ganz darauf verzichten? Die Fragestellungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) sind vielfältig. Journalismus und Wissenschaftskommunikation stehen hier vor durchaus ähnlichen Herausforderungen, erklärten Expertinnen und Experten beim ersten „APA-Science-Circle“ in Wien. Sie gaben Einblick in aktuelle Entwicklungen, Forschungsergebnisse und praxisorientierte Empfehlungen, betonten aber gleichzeitig: „Wo die Reise letztendlich hinführt, ist noch schwer einzuschätzen.“
„Die Automatisierung der Kommunikation schreitet schnell voran. Das passiert, ob wir wollen oder nicht. Man muss sich damit in der Berichterstattung, wie auch in der Wissenschaft beschäftigen“, sagte Wiebke Loosen, Senior Researcher am Leibniz-Institut für Medienforschung und Professorin an der Universität Hamburg. In beiden Sektoren werde der Wandel von der „harten“ Automatisierung – ursprünglich vor allem ein Industrie-Thema – zur „weichen“ Automatisierung der Kommunikation für große Veränderungen sorgen.
Podium v.l.n.r.: Lena Yadlapalli (Leitung APA-Science), Wiebke Loosen (Forschungsgruppe „Kommunikative KI“), Katharina Schell (stv. CR APA), Florian Schmidt (Verification Officer, APA)
KI sei aus vielen Perspektiven betrachtet relevant für die beiden Bereiche: „Es ist eine Technologie, die die Umwelt verändert, in der Journalismus und Wissenschaft stattfinden, ist sowohl Berichterstattungs- als auch Forschungsgegenstand und ein Werkzeug, das im Beruf eingesetzt wird“, so die Kommunikationsforscherin, der bereits angeboten wurde, ihre Publikationen von KI in einen teilbaren Comic verwandeln zu lassen: „Da schwankt man zwischen fasziniert und oh Gott, oh Gott.“
Imitation durch ChatGPT und Co. sehr einfach
In der Wissenschaft wie im Journalismus würden die Publikationen einem bestimmten Format folgen, was es Anwendungen wie ChatGPT erleichtere, diese sehr gut zu imitieren. Inzwischen komme es bereits zu einer Form der Aneignung journalistischer Darstellungsformen, wenn KI-Modelle beispielsweise Podcasts aus Texten erzeugen. In der Wissenschaft stünden junge Doktorandinnen und Doktoranden unter hohem KI-Qualifizierungsdruck. Die Organisationen würden hier hinterherhinken, was zu einem gewissen Wildwuchs führe.
Einerseits müsse man schnell sein, um mitreden und forschen zu können, andererseits brauche es jemand, der sich mit der Methodik auseinandersetze. Man könne bei einer derart rasanten Entwicklung nicht warten, bis alles konkret geregelt sei, so die Co-Sprecherin der von DFG und FWF geförderten Forschungsgruppe „Kommunikative AI” (ComAI). Laut einer heuer publizierten „Eurobarometer“-Umfrage sei das Vertrauen in Forschung, die unter Zuhilfenahme von KI entstanden ist, durchaus hoch. In Österreich gebe es allerdings mit 15 Prozent den höchsten Wert bei „völligem Misstrauen“.
Inhalte kennzeichnen oder nicht
Vertrauen spielt naturgemäß auch bei journalistischen Inhalten eine große Rolle. Immer wieder diskutiert wird dabei über die Kennzeichnung eines KI-Einsatzes. Hier gebe es aber ein paradoxes Nutzerverhalten: Den Menschen sei wichtig, dass gekennzeichnet wird. Ist das der Fall, reagieren sie ablehnend, stellte Katharina Schell, stellvertretende Chefredakteurin und verantwortlich für digitale Innovation im Newsroom der Austria Presse Agentur, fest. Problematisch seien jedenfalls simple Labels wie „Made with AI“, da sie keine echte Information enthalten würden, wie KI im Journalismus eingesetzt wird.
Um zu entscheiden, was man transparent macht, müsse zuerst abgeklärt werden, wie und wozu KI genutzt wird – als Recherchewerkzeug, zur Erstellung von Inhalten oder nur zur Rechtschreibprüfung. Ein wichtiger Gradmesser sei die Autonomie der Systeme. „Wer trifft welche Entscheidungen, bei wem liegt die Autorenschaft – hier gibt es viele Faktoren“, verwies Schell auf die Möglichkeit zur Klassifizierung des „Hybriditätsgrades“ des jeweiligen journalistischen Anwendungsfalls. Dies könne bei der Entscheidung für oder gegen eine Kennzeichnung helfen.
Die neue Fähigkeit von Google, Antworten statt Links auszuspucken, bezeichnete die Expertin als „die nächste Stufe der Disruptionsspirale.“ Künftig würden die Nutzerinnen und Nutzer stärker direkt die KI fragen. Bereits jetzt komme generative KI in manchen Ländern häufiger zum Sammeln von Informationen zum Einsatz als zur Produktion von eigenen Inhalten. Hier sei die Frage, inwieweit das journalistische Geschichtenerzählen durch Dialoge mit der KI abgelöst werde, so Schell, die dem Argument, dass Chatbots zur Demokratisierung von KI beitragen würden, wenig abgewinnen kann.
Florian Schmidt (Verification Officer, APA)
„Deepfakes“ als Schattenseite
Dass KI-generierte Inhalte auch ihre Schattenseiten haben, zeigte Florian Schmidt, Leiter des APA-Faktencheck-Teams. Sogenannte „Deepfakes“, also durch KI erzeugte oder manipulierte Bild-, Ton- oder Videoinhalte, gebe es zwar bereits seit vielen Jahren. Bisher seien eine starke Zunahme und große Auswirkungen aufgrund hoher Zugangsschwellen aber ausgeblieben. „Neue Modelle erleichtern das jetzt deutlich“, sagte Schmidt, der künftig eine massive „Welle“ an „Deepfakes“ erwartet. Gleichzeitig zeige sich auch hier, dass Schatten und Licht nahe beieinander liegen. Bei Faktenchecks würden KI-Tools sehr gute Dienste leisten.
Als eine große Herausforderung für die Wissenschaftskommunikation sieht die Community vor allem auch die Frage, wie sich sicherstellen lässt, dass Large Language Models (LLMs) wie „Google Gemini“ und Co. die Leistungen von Forschungsinstitutionen und -Förderern überhaupt und dann auch korrekt darstellen. Die Sichtbarkeit hier zu „optimieren“, sei angesichts der schwindenden Relevanz von Suchmaschinenoptimierung (SEO) und institutionellen Websites als Informationsquellen von großer Bedeutung, wie in großer Runde als ein Aspekt diskutiert wurde. In diesem Zusammenhang stelle sich auch die Frage nach der Autorenschaft von von der KI wiedergegebenen Informationen – für die Wissenschaftskommunikation wie auch für die Medien gleichermaßen.