Know-how zu Umwelttechnik- und Energie in aller Welt gefragt
Vernetzen, auf dem Weg zur Internationalisierung unterstützen, Technologie-Kompetenzen ausbauen: Das Aufgabengebiet von Cluster-Initiativen ist vielfältig. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Cluster zum Thema Umwelttechnik und Energie entstanden - jeder mit seinen Schwerpunkten. So setzt etwa der oberösterreichische Umwelttechnik-Cluster mit 137 Partnerunternehmen auf die Themen Abfallrecycling, Wasser und Luft, wobei die Querschnittsmaterie Ressourcen- und Energieeffizienz ist, wie Cluster-Geschäftsführer Markus Manz erläutert.
Ebenfalls in Oberösterreich beheimatet ist der Ökoenergie-Cluster, der 160 österreichische Unternehmen aus OÖ sowie mehr als 40 Unternehmen aus Südböhmen als Partner aufweist. Im Jahr 2006 wurde der Cluster von der Europäischen Kommission mit dem "European Cluster Award" als bester europäischer Cluster ausgezeichnet.
Mit Technologien zum Umweltschutz für gefährlichen wie ungefährlichen Abfall beschäftigt sich ECEXA (Environmental Concepts Exchange Association). Der als Verein organisierte Cluster hat mit seinen Partnern etwa ein innovatives Verfahren zur Herstellung hochwertiger Kunststoffe (TPE – thermoplastische Elastomere und Plastik-Compounds) auf Basis von Altreifen entwickelt, auch ein effizientes und kostengünstiges Verfahren für die Desinfektion und Sterilisation von infektiösem medizinischem Abfall in Krankenhäusern, Kliniken und Laboratorien entstand hier.
Alleinstellung im Gebäudebereich
Der einzige Cluster im Gebäudebereich, was nachhaltiges Bauen, Wohnen und Sanieren betrifft, ist der Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich. Er gehört zum ecoplus-Geschäftsfeld Cluster Niederösterreich und hat rund 210 Partner. Hier geht es unter anderem um F&E-Aktivitäten mit Pionierbetrieben wie Hartl, Elk oder Schiedel in der Weiterentwicklung vom Passivhaus zum Plusenergiehaus. Auch in der Althaussanierung wolle man weiter vorankommen. "Ziel ist ein Anstieg der Sanierungsrate von 2 Prozent auf 3 Prozent sowie die Senkung der Energiekennzahl von 80 kWh/m2 auf 50 kWh", erläutert Michaela Schmied, ecoplus-Projektmanagerin. Innovationen werden auch bei den verwendeten Baumaterialien verfolgt: So will der Cluster "weg von den erdölbasierten Bau- und Dämmstoffen hin zu nachwachsenden Rohstoffen", so Schmied.
International vernetzt: ECO World Styria
Priorität des ECO World Styria, der auf die Stärken Biomasse, Solar, Hydro und Recycling setzt, ist das "Green Tech Valley". "Mit einer Forschungsquote von 4,3 Prozent ist die Steiermark jetzt nach Baden-Württemberg die zweit-innovativste Region Europas", betont Bernhard Puttinger, Geschäftsführer des Energie- und Umwelttechnikclusters, im Gespräch mit APA-Science. "Innerhalb einer Fahrstunde sind – analog zum amerikanischen Silicon Valley für IT - mehr Technologieführer im Bereich Energie- und Umwelttechnologien als in anderen Regionen weltweit angesiedelt."
So kommt etwa die Hälfte der weltweiten Biomasse-Pelletierungs-Anlagen von ECO-Unternehmen. Zu den Technologien des Clusters zählen ebenso die innovative solare Kühlung, die Integration von erneuerbaren Energietechnologien in prämierte Glasfassaden, die Puttinger zufolge "effizientesten Pelletskessel, Wasserkraftwerke aller Größen, innovative Aufbereitungs- und Sortiertechnologien" etwa für Biomasse, Glas und Kunststoff, die von Brasilien bis China global im Einsatz sind.
Das jährliche Wachstum des Clusters liegt mit 18 Prozent übrigens über dem Weltmarktschnitt, die Exportquote macht 87 Prozent aus und der Umsatz beträgt sieben Mrd. Euro.
Dutzend globale Player
Im ECO-Cluster sind etwa ein Dutzend globale Technologieführer vereint, bis 2015 wolle man diese Zahl auf zwanzig steigern. Auch die Zahl der unmittelbar im Energie- und Umwelttechniksektor Beschäftigten wolle man von derzeit 15.000 auf 20.000 steigern, so Puttinger (fasst man den Begriff weiter, so sind es derzeit 32.000 Beschäftigte). Auch in den kommenden Jahren wolle man "Innovationen und Exporte stärken sowie auf Qualifizierungsmaßnahmen setzen", so der Technologieexperte. Um die Spitzenforschung zu stärken, sei auch das Zulassen bzw. gezielte Fördern von "Querdenken und Neudenken" ein wichtiges Mosaiksteinchen. "Wir veranstalten regelmäßig den Greentech Innovators Club, in dessen Rahmen sich Leiter der F&E-Abteilungen der Industrie mit den wichtigsten Leuten aus dem Hochschulbetrieb zusammensetzen und neue Themen diskutieren", so Puttinger.
Zu den Qualifizierungsmaßnahmen gehört auch ein neuer Unilehrgang zum Thema F&E-Leitung in Klein- und Mittelbetrieben, der an der Technischen Universität Graz geschaffen wurde. Langfristig werde der Fokus auch weiter darauf liegen, technologische Musterproduktionen bzw. Pilotanlagen zu initiieren. "Es gibt viel technologisches Know-how, unsere Unternehmen möchten Kunden ihre neuen Ideen vorstellen können, wenn es vielleicht auch noch keinen Markt für ein neues Produkt gibt", so der Geschäftsführer.
Synergien zum zweiten wirtschaftspolitischen Leitthema der Steiermark, der Mobilität, gebe es zahlreiche, etwa das Recycling von Autos, effiziente Antriebe oder intelligente Kühlung. "ECO unterstützt bestehende Industrien beim Einstieg in die Umwelttechnik beispielsweise mit der internationalen Publikation "ECO Future Radar", erläutert Puttinger.
Zukunftsmarkt China
Im Unterschied zu anderen Clustern Österreichs, die für gewöhnlich in Landeseigentum stehen, ist der ECO World Styria eine GesmbH, die sieben Eigentümern gehört - dem Land Steiermark sowie Unternehmen und Forschungseinrichtungen.
Ein wichtiger Zukunftsmarkt ist für den Cluster China. So fanden im Jahr 2011 80 B2B (Business to Business)-Gespräche mit ECO-Unternehmen in China statt. Daraus resultierten dem Cluster-Chef zufolge Millionen-Projekte für steirische Unternehmen, unter anderem im Bereich Energieeffizienz. Mitte April war der chinesische Träger des Alternativen Nobelpreises, Huang Ming, in der Steiermark zu Gast. Der Ökopionier, Ingenieur, Geschäftsmann und Politiker spiele für den Westen eine wichtige Rolle, so Puttinger. "Er bringt Produktion nach Europa und bezieht neue Technologien von uns", freut sich der Geschäftsführer über das Engagement des Solarvorreiters, mit dem der Cluster eine längerfristige Kooperation plane und der auch erster Botschafter des Green Tech Valley sei.
International vernetzt
Mit 182 zahlenden Mitgliedern- darunter Größen wie Andritz , Binder + Co, KWB, Siemens oder Saubermacher - zählt der steirische ECO World Styria neben den beiden oberösterreichischen Ökoenergie- Umwelttechnik-Clustern zu den größten seiner Art in Österreich - der international am stärksten Vernetzte ist er auf jeden Fall. "Wir sind im ECO Club, im International Cleantech Network ICN und in der Global Cleantech Cluster Association GCCA vertreten", so Puttinger. Im bisher einzigen weltweiten Cluster-Ranking wurde er als Nr.1 aller Umwelttechnik-Cluster durch eine US-Jury ausgezeichnet.
Außerdem erhielt der ECO World Styria das brandneue "World Class Label" der Europäischen Union verliehen: "Unser Clustermanagement wurde für sehr gut befunden", freut sich der Geschäftsführer. Ein weiterer Preis winkt: Beim EU-Regiostars Award, der die innovativsten Entwicklungsprojekte Europas prämiert, hat der Cluster schon das Finale in der Kategorie "Smart Growth" erreicht - dort gab es die Hälfte aller rund 800 Einreichungen. Ein endgültiges Ergebnis wird allerdings erst bei der Preisverleihung im Juni bekannt gegeben.
Branchenübergreifendes "Cross Cluster"-Projekt
Um eine Cluster- und branchenübergreifende Kooperation zwischen den heimischen Energie- und Umwelttechnologieunternehmen zu fördern, wurde vom Bund das "Cross Cluster"-Projekt initiiert. Dabei arbeiten 12 regionale Cluster - alle Energie- und Umwelttechnik-Cluster und sieben Branchencluster in den Bereichen Lebensmittel, Holz, Maschinen- und Anlagenbau, Fahrzeugindustrie, Elektronik/Elektrotechnik, Bauwirtschaft und Transportwirtschaft - mit insgesamt über 1.500 mitwirkenden Unternehmen, insbesondere KMU, sowie Forschungs- und Innovationseinrichtungen zusammen. "Damit wollen wir neue Kunden und Lieferanten zusammenbringen", erläutert Puttinger die Idee dahinter.
Im konkreten sind die teilnehmenden Cluster der ACstyria Autocluster, der oberösterreichische Umwelttechnik-Cluster, Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich der ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur, der Holzcluster Steiermark, das Netzwerk Automobil-, Kunststoff- und Energiewirtschaft der Innovations- und Technologietransfer Salzburg, der Ökoenergiecluster Oberösterreich des O.Ö. Energiesparverbands, der Cluster Erneuerbare Energien Tirol der Tiroler Zukunftsstiftung, der Cluster Mechatronik der Tiroler Zukunftsstiftung, der ECO World Styria, der Verein me2c – [micro] electronic cluster, der Verein Netzwerk Logistik sowie der Lebensmittel-Cluster OÖ der Wirtschaftskammer Oberösterreich.
Service: www.clusterplattform.at