"Pflanzenzüchter entwickeln Anpassungsstrategien für den Klimawandel"
Der Klimawandel stellt für die Landwirtschaft und hier insbesondere für die Pflanzenproduktion eine große Herausforderung dar. Für Mitteleuropa ist mit deutlich steigenden Temperaturen, längeren Trockenperioden aber auch der Zunahme von Starkniederschlägen zu rechnen.
Getreide ist hier besonders empfindlich, da das Temperaturoptimum für eine optimale Kornfüllung und Ertragsbildung (die je nach Getreideart von Anfang Mai bis Mitte Juli stattfindet) bei 20-25°Celsius liegt und vermehrte Hitzetage kombiniert mit Trockenstress in dieser Phase deutlich ertragsmindernd wirken.
Die Saatzucht Donau führt zusammen mit Partnerfirmen aus der Türkei und Rumänien seit sieben Jahren Forschungsprojekte durch, um bei Getreide und hier vor allem bei Winterweizen, der die meistangebaute Getreideart in Europa darstellt, das genetische Material auf Anpassung an diese Stressbedingungen zu testen. Dazu werden hunderte Zuchtstämme, die die potenziellen Sorten der Zukunft darstellen, in aufwändigen Feldversuchen an insgesamt 18 Standorten in der Türkei, Rumänien, Serbien, Ungarn, der Slowakei und Österreich getestet. Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit kann so in jedem Jahr Trocken- und Hitzestress beobachtet und darauf selektiert werden, was bei einer Prüfung nur in Österreich nur in manchen Jahren der Fall wäre. Damit werden die zukünftigen Weizensorten stressstabiler werden, aber auch eine breitere Anpassungsfähigkeit aufweisen (was insofern wichtig ist, da man beim Anbau im Oktober ja nicht weiß, wie das Wetter im nächsten Mai/Juni wird).
Im Bereich der Produktion der Braugerste, die den Hauptrohstoff (Malz) für die Biererzeugung liefert, sind seit ca. zwei Jahrzehnten durch Trockenstress deutlich zunehmende Ertragsschwankungen und Qualitätsprobleme (zu hoher Eiweißgehalt, zu niedrige Kornsortierung) zu beobachten. Als Lösungsansatz wurde die Brauqualität der Sommergerste durch intensive Kreuzungszüchtung und anschließende Selektionsarbeit in die deutlich ertragsstärkere und vor allem ertragsstabilere Wintergerstenform übergeführt.
Im Jahr 2014 konnte als erster großer Erfolg die erste österreichische Winterbraugerstensorte MONROE nach 3-jähriger amtlicher Prüfung in die österreichische Sortenliste eingetragen werden. Aktuell finden Pilotversuche mit der österreichischen Malz- und Brauindustrie statt.
Der Vorteil der Wintergerste liegt im ca. drei Wochen früheren Ährenschieben gegenüber Sommergerste (Anfang Mai statt Ende Mai), wodurch die Kornfüllung in einer überwiegend noch kühleren Zeit stattfinden kann und damit höhere Erträge und bessere Malzqualitäten erreicht werden.
Eine Kulturart, die wegen ihres hohen Wärmebedarfs tendenziell vom Klimawandel in Europa profitieren dürfte, ist die Sojabohne. Ähnlich wie beim ebenfalls hitzeliebenden Mais, der seit einigen Jahrzehnten in Europa deutlich im Zunehmen ist und immer weiter nach Norden vorstößt, ist seit einigen Jahren auch ein steigender Sojaanbau in vielen europäischen Ländern bemerkbar. Das ist insofern sehr positiv als andere Eiweißpflanzen wie Erbsen oder Ackerbohnen stark rückläufig sind und sehr viel Soja aus Übersee für die Fütterung der Nutztiere (Schweine, Geflügel, Rinder) nach Europa importiert wird.
Während dieses Import-Soja aus USA, Brasilien und Kanada überwiegend gentechnisch verändert ist und teilweise unter ökologisch bedenklichen Bedingungen produziert wird, wird in der EU nur GVO-freie Sojabohne angebaut.
Die Saatzucht Donau hat im Jahr 2006 ein eigenes Züchtungsprogramm für GVO-freie Sojabohnen für Europa gestartet und konnte in den Jahren 2014 und 2015 mit ABELINA, ALEXA und AMADEA die ersten drei Sorten registrieren, die aktuell in der Markteinführung in Österreich und anderen europäischen Ländern sind.
Die wichtigsten Züchtungsziele bei Sojabohnen für Europa sind neben der Ertragsleistung sowie gutem Protein- und Ölgehalt vor allem Frühreife und Kältetoleranz (bei kühlen Nächten im Juni/Juli reagieren Sojabohnensorten genetisch unterschiedlich mit mehr oder weniger Blütenabwurf).