"Artificial Intelligence: Eine Wissenschaft und Technik verändert die Welt"
Artificial Intelligence: Im Jahr 1956 erhielt der amerikanische Wissenschafter John McCarthy Geld von einer Foundation, um Wissenschafter einzuladen, die Computer nicht dafür verwendet hatten, aus vielen Zahlen wenige, möglichst relevante Zahlen herauszurechnen ("number crunching"), sondern Worte, Begriffe, Strukturen, etc. abzubilden und zueinander in Beziehung zu setzen. Die große Überraschung dieser Tagung bildete ein Computerprogramm, das ein bekanntes Spiel gegen Menschen spielte und gegen das der Programmierer, der das Programm geschrieben hatte, verlor. Bisher hatte man angenommen, dass ein Programm nur so gut spielen konnte wie der Programmierer selbst, aber nie besser. Der Programmierer aber hatte das Programm lernfähig gemacht, es gegen gute Spieler spielen lassen, so dass es besser spielen konnte als er selbst!
John McCarthy hatte einen Namen für diese Tagung gebraucht und entschied sich für "Artificial Intelligence". Seitdem haben viele Wissenschafterinnen und Wissenschafter auf der ganzen Welt an zwei Zielen der Artificial Intelligence (AI) gearbeitet: AI-Programme zu entwickeln, die intelligente Leistungen, wie sie bisher nur der Mensch erbringen konnte, durch den Computer vollbringen zu lassen und dies fallweise sogar besser als der Mensch es vermag, und Modelle des menschlichen Denkens zu entwickeln, um uns Menschen besser zu verstehen.
Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten finden wir bereits in Gegenständen des Alltags: Im Navi, das uns den kürzesten Weg zu einem Ziel ermittelt und uns den Weg dorthin ansagt, in der Kamera, der wir mitteilen können, auf welche uns wichtigen Gesichter sie scharf stellen soll und nur dann auszulösen, wenn diese Person lächelt oder lacht, im Smartphone, dem wir mittels Sprache auch komplexe Aufgaben übertragen können, u.v.m. Die Leistungen reichen bis zu AI-Programmen, gegen die selbst ein Schachweltmeister verliert, und ein AI-Programm ("Watson"), das in einem komplexen Ratespiel ("Jeopardy"), das ein umfangreiches, strukturiertes, verbalisiertes Wissen und rasche Schlussfolgerungsmechanismen voraussetzt, gegen die bisherigen Sieger in einer TV-Sendung gewinnt. Dieses Programm wird derzeit u.a. zur Unterstützung von Ärztinnen und Ärzten bei komplexen Diagnosen weiterentwickelt.
Derzeit zeichnen sich drei weitere Entwicklungen im Bereich der AI ab:
1. Selbstfahrende Autos
Bereits jetzt können Autos mancher Hersteller auf Autobahnen nicht nur einen Sicherheitsabstand zu einem davor fahrenden Auto durch selbsttätiges Bremsen aber auch Beschleunigen einhalten, sie können auch durch selbsttätiges Lenken die Spur halten. Voraussichtlich ab 2025 werden Autos selbsttätig fahren können. Dadurch wird es zu einer deutlichen Verringerung von Unfällen kommen - im Gegensatz zu menschlichen Fahrerinnen und Fahrern werden diese Programme weder abgelenkt, riskant, schläfrig oder betrunken fahren -, die Straßen werden viel zweckmäßiger ausgenützt, so dass keine oder nur mehr wenige neue Straßen gebaut werden müssen, auch ältere Menschen oder solche mit Behinderungen behalten ihre Mobilität, u.v.a.
2. Synthetische Persönlichkeiten, mit denen Menschen interagieren können
Grundlage ist eine vereinfachte Persönlichkeitsstruktur wie z.B. im BDI-Modell, bestehend aus Beliefs, d.h. Annahmen über die Welt, nicht nur in ihrer physikalischen Beschaffenheit sondern auch in dem zu erwartenden Verhalten von Menschen ("Theory of Mind") u.v.a, Desires, den Trieben und Bedürfnissen des Menschen, und den aus dem Zusammenwirken von Desires und Beliefs resultierenden Intentions, als Absichten und längerfristigen Plänen und deren Auswahl zur Umsetzung. Emotionen spielen hiebei eine wichtige Rolle. Natürlich handelt es sich dabei nur um ein sehr vereinfachtes Bild der menschlichen Persönlichkeit, viele weitere Aspekte müssen noch hinzugefügt werden und werden auch hinzugefügt. Im Film "Her" von Spike Jonze, der für das Drehbuch zu diesem Film verdientermaßen einen Oscar bekam, wird dieses Thema ausführlich behandelt.
3. Assistive Roboter
Neben der Weiterentwicklung technischer Roboter werden Roboter mit synthetischen Persönlichkeiten eine große Bedeutung gewinnen, u.a. im Servicesektor, im Haushalt und zur Ermöglichung eines selbstbestimmten Lebens für ältere Menschen in der eigenen Wohnung ("Active and Assisted Living", AAL). Manche Autoren gehen dabei so weit, dass sie annehmen, dass in Zukunft sogar die Eheschließung mit solchen Robotern möglich sein wird. Anm.: Im österreichischen Ehegesetz wird (noch?) nicht die Eheschließung mit Robotern ausgeschlossen, weil als Voraussetzung angenommen wird, dass das Gesetz nur für Menschen gilt. Allerdings gilt als Voraussetzung für die Eheschließung, dass die Partner ein Alter von 16 Jahren erreicht haben und ein 16 Jahre alter Roboter ...
Voraussetzung dieser drei AI-Systeme sind Sensorik, insbesondere visuelle und akustische Wahrnehmung, Raumorientierung und Navigation, Sprachverstehen, -verarbeitung und Sprechen, Emotionen erkennen, verarbeiten und äußern, bei Robotern Aktuatoren und selbstverständlich das, was man allgemein unter "Intelligenz" versteht, wie Wissensrepräsentation, Schlussfolgern, Planen.
Eines der führenden europäischen Forschungsinstitute auf dem Gebiet der Artificial Intelligence ist das "Österreichische Forschungsinstitut für Artificial Intelligence (OFAI)", ein unabhängiges Institut mit derzeit 25 angestellten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, neben weiteren Personen mit Werkverträgen. Die europäische Anerkennung folgt z.B. daraus, dass das OFAI seit der Mitgliedschaft Österreichs bei der EU Partner oder sogar wissenschaftlicher Koordinator bei 32 multinationalen EU-Projekten war. Auf mehreren der oben angeführten Forschungsgebiete hat das OFAI wichtige Arbeit geleistet, so wurde z.B. bereits 1997 von Wissenschaftern des OFAI ein Buch "Creating Personalities for Synthetic Actors" und 2003 "Emotions in Humans and Artifacts" veröffentlicht. Zahlreiche 1. Preise bei internationalen wissenschaftlichen Kongressen und die Zusammenarbeit mit österreichischen Firmen sowie Firmen aus dem europäischen Ausland und aus Asien bestätigen ebenfalls die Bedeutung der Forschungsleistungen. Auch das zweite Ziel der AI-Forschung wurde und wird vom OFAI erfolgreich verfolgt: In Anerkennung dessen wurde das OFAI als Partner als eines nur von vier österreichischen Instituten in das Flagshipprogramm der EU "Human Brain Project" aufgenommen.
Anfang der 10er Jahre hat eine österreichische Wissenschaftsministerin, deren Name inzwischen berechtigterweise in Vergessenheit geraten ist, allen kleinen und mittleren unabhängigen Forschungsinstituten, weil sie das Geld wo anders gebraucht hat, die Basissubvention, die EU-Anbahnungsfinanzierung für Projekteinreichungen und die Zusatzfinanzierung für von der EU bewilligte Projekte, wenn ein EU-Programm nicht die vollen Kosten gedeckt hat, gestrichen. Den Hinweis, dass z.B. das OFAI mehr als das Dreifache an österreichischen Steuergeldern aus Brüssel zurückgeholt hat als es jemals an Förderung bekam, hat diese Frau ignoriert.
Das OFAI hat und wird diesen rücksichtslosen Akt von Kürzungen, ohne vorhergehende Evaluierungen, überstehen, dies im Gegensatz zu einigen anderen Instituten, die inzwischen ihre Aktivitäten beenden mussten. Der Preis ist aber hoch: Die Einreichung bei wichtigen EU-Programmen wird verhindert, Wissenschafterinnen und Wissenschafter müssen Projektanträge in der Nacht und an Wochenenden schreiben, um nur einige der Probleme zu nennen. Die AI-Community setzt daher große Hoffnung auf den neuen Wissenschaftsminister Vizekanzler Dr. Mitterlehner, dass er sich der Bedeutung der AI-Forschung für Österreichs Wissenschaft und Wirtschaft bewusst ist und dementsprechend handelt.
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