Mit Hardware-Start-up auf dem Sprung in die USA
In ländlichen Gebieten schnelles Internet anzubieten, das hat sich Franz Böhm mit seinem Start-up "Roofnode" zum Ziel gesetzt. Ein Hardware-Start-up sei in Österreich "etwas sehr, sehr Exotisches" und als Einzelunternehmer habe man es laut dem burgenländischen Innovationspreisträger 2009 in der heimischen Förderlandschaft schwer. Im Rahmen des "Go Silicon Valley" Programms der Außenwirtschaft Österreich (AWO) gelangte Böhm zu der Erkenntnis, dass die USA in vielerlei Hinsicht anders ticken. Gerade deshalb strebt der Gründer nun die Weiterentwicklung seines Projekts in den USA an, wie er im Gespräch mit der APA erklärte.
Im Rahmen von Roofnode beschäftigt sich Böhm mit Funktechnologie für den Ausbau von Breitband-Internet in ländlichen Räumen. "Wir bauen spezielle Funkstationen für sogenannte vermaschte Funknetzwerke", mit denen in kleinen bis mittelgroßen Gemeinden in entlegeneren Gebieten "sehr schnelle Internetanschlüsse" angeboten werden sollen. Er selbst kommt aus der kleinen Gemeinde Unterrabnitz im Burgenland. "Wir hatten aber seit eh und je das Problem, dass wir nie so schnelle Internetanschlüsse hatten, wie eine Großstadt. Mit dem speziellen Konzept schaffen wir es, trotz niedriger Sendeleistungen, sehr hohe Übertragungsgeschwindigkeiten bis zum Endkunden zu transportieren."
Erster Test im Burgenland
Der erste Schritt war es, das Konzept zu überprüfen. Einen "sehr frühen Feldversuch" hat er in seiner Heimatgemeinde aufgebaut. Der Test habe die Unterschiede in der Netzwerkleistung zwischen der innovativen und der Standardtechnologie aufgezeigt. "Das Ding wurde erprobt - es funktioniert", so Böhm. "Der Plan war, mit diesem Feldversuch auch nach außen hin zu zeigen, was das ist, was es kann, dass es tatsächlich funktioniert, um dann Investoren zu interessieren, um Förderungen für weitere Schritte zu beantragen."
Die Erfahrungen mit den heimischen Fördersystemen seien bei einem Hardware-Projekt "sicher etwas speziell". Böhm: "Ich bin ja burgenländischer Innovationspreisträger und auch für den Staatspreis für Innovation nominiert - eine eher außergewöhnliche Sache, als Einzelunternehmer - muss aber leider zugeben, dass mir das bei der Suche nach Förderungen rein gar nichts gebracht hat." Als Einzelperson falle man bei vielen Förderprogrammen durch den Raster.
Bessere Perspektive in den USA
Klar sei ihm nun, dass die Voraussetzungen für einen Marktstart in den USA besser sind. Die Technologie wäre zwar auch für Gegenden in Österreich interessant, aufgrund der hohen Anbieterdichte im heimischen Provider- und Mobilfunkmarkt seien die Preise entsprechend gering. Böhm: "Ein Amerikaner glaubt gar nicht, wie günstig das bei uns zu haben ist." Sich hier als neuer Anbieter zu etablieren sei extrem schwierig, dazu käme, dass in den USA entsprechend mehr Menschen am Land wohnen, für die "besseres Internet" interessant wäre.
Im Zuge des "Go Silicon Valley" Programms, mit dem sich heimische Start-ups für drei Monate bei einem Business Accelerator im Silicon Valley niederlassen können, ging Böhm von Juli bis September dieses Jahres in die Staaten. "Es war sehr spannend und aufschlussreich, für mich jedoch weniger erfolgreich, weil diese drei Monate auch zu kurz waren". Die Fertigstellung des Prototyps hat sich bis Mitte August verzögert, "dann ist es aber erst richtig interessant geworden". In den verbleibenden Wochen konnte er trotzdem einige Kontakte knüpfen und "ein paar Dinge lostreten". Er habe dort auch gelernt, das Businessmodell besser auf den amerikanischen Markt zuzuschneiden.
Suche nach Business Angel
Das Programm biete einen Büroplatz und "einen sehr guten Zugang zu Investoren, Mentoren, aber auch zu großen Unternehmen". Um vor den großen Firmen vorsprechen zu können, brauche man allerdings schon sehr weit gediehene Projekte und Produkte, erklärt Böhm. Für Unternehmen, wie das seine, das erst auf der Suche nach einem Business Angel ist, sei das noch eine Nummer zu groß.
Kontakte mit heimischen Business Angels hätten bisher zwar überraschend viele Rückmeldungen gebracht, "dadurch, dass wir Hardware produzieren, ist das natürlich sehr kapitalintensiv - mehr als eine kleinere Softwaregeschichte." Für einen nächsten, großen Feldversuch würde Roofnode bereits etwa 300.000 Dollar benötigen, das könnten sich viele potenzielle österreichische Investoren aber einfach nicht leisten. Heimische Business Angels seien bereit gewesen, "ungefähr zehn Prozent der gesuchten Summe zu investieren, um den Fuß in die Tür zu bekommen. Man müsste also jetzt zehn solche Business Angels vertraglich unter einen Hut bekommen - das ist so gut wie unmöglich."
Idee wichtiger als Zahlen
In Österreich würden auch extrem detaillierte Businesspläne "mit Kalkulationen für die nächsten drei bis fünf Jahre" verlangt. Das sei in Böhms Fall "ein Ding der Unmöglichkeit. Der amerikanische, oder hauptsächlich der Silicon Valley-Investor versteht das, wenn man wirklich etwas Innovatives, etwas Einzigartiges machen will - vor allem in dieser frühen Phase". Man achte mehr auf Grundkriterien, die erfüllt werden müssen, wie die Teamzusammensetzung, Chancen auf Patente, den potenziellen Markt, oder die Situation der Mitbewerber. "Wenn das gegeben ist, kann man dort darüber sprechen", so Böhm. Problematisch sei es, die Kontakte von Europa aus aufrechtzuerhalten. "Die wollen dich sehen und persönlich sprechen, weil es ja auch immer ein K.O.-Kriterium ist, ob man die Person ausstehen kann und ob man das demjenigen zutraut."
Von Nikolaus Täuber/APA-Science