Österreich holt immer mehr EU-Forschungsgelder heim
Das ablaufende 7. Forschungsrahmenprogramm (FP7) der EU ist mit insgesamt rund 54 Mrd. Euro dotiert. Heimische Institutionen konnten bisher 3.180 Beteiligungen erzielen, was den zehnten Platz unter den EU-27 bedeutet. 2,65 Prozent der Gesamtfördermittel gingen bisher nach Österreich. Das entspricht einer Rückflussquote von 125 Prozent und einer Steigerung gegenüber dem Vorgängerprogramm.
Rechnet man die Mittel für das Euratom-Forschungsprogramm heraus, verbleiben rund 50,5 Mrd. Euro. Die Laufzeit von FP7 erstreckt sich über den Zeitraum zwischen 2007 und 2013. Die Dimensionen und Verzweigungen der innerhalb der Programme laufenden Projekte sind jedenfalls gewaltig. Mehr als 134.000 Projektvorschläge mit zumindest 575.600 einzelnen Beteiligungen von Forschungsinstitutionen wurden evaluiert. 22.341 Projekte wurden bewilligt, in denen sich nun 127.107 Projektpartner beteiligen. Das entspricht laut dem ministerienübergreifenden Projekt "PROVISO", in dessen Rahmen seit 1996 die Beteiligungsdaten an den Rahmenprogrammen analysiert werden, einer Bewilligungsquote von 16,7 Prozent. Mit Datenstand Ende November 2013 waren Ausschreibungen abgeschlossen und Forschungsvorhaben vertraglich gesichert, die mit einer Summe von 35,8 Mrd. Euro für 70,9 Prozent des insgesamt in FP7 vorhandenen Budgets stehen.
Fast einen Milliarde geht nach Österreich
Insgesamt weist PROVISO aktuell eine bisher vertraglich fixierte Summe von 949,1 Mio. Euro aus, die aus den Töpfen des FP7 an österreichische Partnerorganisationen flossen oder noch fließen werden. Das entspricht einer Rückflussquote von 125 Prozent der von Österreich eingezahlten rückholbaren Mittel, was nach 117 Prozent im 6. und 104 Prozent im 5. Rahmenprogramm (diese Programme liefen im Gegensatz zu FP7 jeweils über vier Jahre, Anm.) eine erneute Steigerung bedeutet. Die Rückflussquote zeigt den Erfolg eines Landes beim Einwerben von Geldern aus den Rahmenprogrammen in Relation zum Gesamtanteil des Landes am EU-Budget.
Mit 504,4 Mio. Euro wird der Großteil der Mittel an Wiener Institutionen gehen, 174,0 Mio. gehen in die Steiermark, 80 Mio. nach Tirol und 70,2 Mio. nach Niederösterreich. Das Burgenland belegt mit 1,7 Mio. Euro den letzten Platz in dieser Statistik.
Mit 2.291 bewilligten Projekten an denen zumindest ein heimischer Partner beteiligt ist, wurde knapp mehr als jedes zehnte eingereichte Projekt tatsächlich gefördert. Insgesamt 3.180 Beteiligungen von Forschungsinstitutionen entsprechen einer Beteiligungsquote von 2,5 Prozent. Im 6. Rahmenprogramm (2002 bis 2007) waren es insgesamt 1.972 Beteiligungen, was mit 2,6 Prozent sogar eine noch etwas höhere Quote ergab. Wenig überraschend besteht mit knapp über 4.000 beteiligten Partnerinstitutionen aus Deutschland im Rahmen der Projekte die größte Vernetzung in Richtung des größten Handelspartners.
Überdurchschnittliche Beteiligung
Aktuell belegt Österreich die zehnte Stelle unter den 27 EU-Mitgliedsländern. Auf Rang neun liegt Griechenland, unmittelbar hinter Österreich folgt Dänemark. Die mit Abstand erfolgreichsten Nationen in dieser Statistik - mit über 16.000 bewilligten Beteiligungen - sind die Forschungs-Großmächte Deutschland und Großbritannien. Umgerechnet auf die Anzahl der in einem Land arbeitenden Forscher kommt Österreich auf 85,7 Beteiligungen pro 1.000 Wissenschaftern und landet damit auf Platz acht. Das sei als starker Indikator dafür zu werten, dass sich Österreich im Hinblick auf seine Forschungskapazitäten überdurchschnittlich stark an FP7 beteiligt, heißt es in einer Schlussfolgerung von PROVISO.
Bei genauem Hinsehen schneidet Österreich auch hinsichtlich des Anteils bewilligter Projekte, die von heimischen Institutionen koordiniert werden, relativ gut ab. 352 Vorhaben unter heimischer Führung bedeuten ebenfalls eine überdurchschnittliche Quote. 3,3 Prozent aller Projekte werden von Österreich aus geleitet, was den neunten Platz unter den EU-27 bedeutet. Die Bewilligungsquote bei von Österreich aus koordinierten Forschungsvorhaben liegt bei fast 20 Prozent und damit deutlich über dem Durchschnitt.
Universitäten dominieren
Mehr als 60 Prozent der bewilligten Beteiligungen fallen in den Bereich der universitären (38 Prozent) und außeruniversitären (23 Prozent) Forschungseinrichtungen. Großunternehmen (sieben Prozent) sowie KMU (19 Prozent) kommen gemeinsam lediglich auf etwas mehr als ein Viertel der Beteiligungen. Fast 180 Mal und damit am häufigsten hat die Technische Universität (TU) Wien an EU-geförderten Projekten mitgewirkt. Die Universität Wien kommt auf etwas mehr als 150 und die Technische Universität Graz auf etwa 110 Beteiligungen. Ebenso oft beteiligte sich mit dem Austrian Institute of Technology - AIT die erfolgreichste außeruniversitäre Einrichtung. AVL List ist als erstes Industrieunternehmen mit knapp über 30 Beteiligungen erst etwas weiter hinten zu finden. Am häufigsten übernahmen bisher das AIT (19 Projekte), die TU Wien (18) und die Medizinische Universität Wien (16) die Koordination von Projekten.
Mit dem Europäischen Forschungsrat (ERC) nahm zum Start des siebenten Rahmenprogramms 2007 erstmals eine EU-Institution ihre Tätigkeit auf, die dezidiert Mittel für die Grundlagenforschung zur Verfügung stellt. Für exzellente Vorhaben in allen Bereichen der Grundlagenforschung vergibt der ERC hoch dotierte Förderungen (Grants) an einzelne Wissenschafter. Bisher waren das über alle Kategorien hinweg 4.032 Grants. 2,5 Prozent davon oder 102 Förderungen gingen an Forscher, die zum Zeitpunkt der Vergabe an heimischen Institutionen arbeiteten, was Österreich im Vergleich an die elfte Stelle bringt. Mit einer Bewilligungsquote von 14 Prozent liegt Österreich im Gesamtvergleich der EU-27 und assoziierten Staaten gleichauf mit den Niederlanden und Großbritannien an der vierten Stelle. Mit 2,7 Grants pro Tausend Forscher belegt Österreich im Vergleich den fünften Rang.