"Erfreuliche Entwicklung mit Optimierungspotenzial"
Dem österreichischen Kompetenzzentrumsprogramm COMET ist es in den vergangenen Jahren sehr gut gelungen, die gesteckten Ziele zu erreichen und die Kooperationskultur zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in gemeinsamen Forschungsverbünden weiter zu stärken: Rund 900 Unternehmen aus dem In- und Ausland haben sich bereits an den Forschungsprogrammen der COMET-Zentren beteiligt. Die Unternehmen legen die Forschungsschwerpunkte der COMET-Zentren mit fest und leisten einen substanziellen Beitrag zur Finanzierung der gemeinsamen Forschungsprojekte. Bis Ende 2019 werden die Unternehmen rund 350 Mio. Euro an Barmitteln für die COMET-Forschung bereitgestellt haben. Einen zumindest gleich großen Betrag bringen die Firmen als Eigenleistungen zusätzlich in die COMET-Projekte ein.
Die Unternehmen engagieren sich aus unterschiedlichen Motiven im COMET-Programm: Einige Firmen lagern Teile ihrer industriellen Grundlagenforschung und Vorentwicklung in die COMET-Zentren aus, um ihre personellen und finanziellen Ressourcen möglichst effizient einzusetzen. Andere wollen durch die COMET-Forschung Fragen geklärt wissen, die für Entscheidungen in der Produktentwicklung wichtig sind. Dritte legen den Schwerpunkt auf Technologiescreening und Marktbeobachtung. Viele Unternehmen wollen durch die firmenübergreifende Zusammenarbeit von ihren Partnern - gerade auch von jenen außerhalb der eigenen Branche - lernen. Schließlich erwarten sich zahlreiche Firmen durch die COMET-Kooperation ein frühzeitiges Feedback zu eigenen Entwicklungsansätzen aus dem Lieferanten-, Kunden- und Branchenumfeld.
Die Rückmeldungen der Unternehmen zu den Ergebnissen und Wirkungen der COMET-Projekte zeichnen insgesamt ein sehr erfreuliches Bild: Vor allem der Aufbau von Know-how, der Zugang zu firmenrelevantem technologischem Wissen, die Einbettung in Kooperationsnetzwerke sowie die Weiterqualifizierung der Beschäftigten werden durch das COMET-Programm besonders stark unterstützt. Diese Faktoren tragen ganz wesentlich dazu bei, in den Firmen Innovationen anzugehen und erfolgreich umzusetzen: Acht von zehn Unternehmen gelingt es in relativ kurzer Zeit, Ergebnisse aus COMET-Projekten wirtschaftlich zu verwerten. Etwa zwei Drittel der Firmen haben Projektergebnisse bereits zur Entwicklung neuer oder erheblich verbesserter Produkte und Dienstleistungen genutzt. Fast die Hälfte der Unternehmen konnte über COMET-Projekte die internen Prozesse und Abläufe verbessern, und damit zum Teil beträchtliche Kosteneinsparungen realisieren. Erfreulich ist auch, dass große und kleine Unternehmen gleichermaßen von der Beteiligung am COMET-Programm profitieren.
Nur einzelne Unternehmen sind in der Lage, den wirtschaftlichen Nutzen von COMET auf Euro und Cent anzugeben. Eine Abschätzung der wirtschaftlichen Effekte des mit COMET durchaus vergleichbaren schwedischen Kompetenzzentrumsprogramms zeigt jedoch beispielsweise, dass alleine der zusätzlich generierte Umsatz der Unternehmen mit Produkten und Dienstleistungen, die unmittelbar auf Projektergebnissen aufbauen, das gesamte öffentliche Investment über eine zehnjährige Förderperiode hinweg sehr deutlich übersteigen dürfte.
Optimierungspotenzial im COMET-Programm besteht vor allem bei der Einbettung und Verschränkung der COMET-Zentren mit der universitären Forschung. Universitäten nehmen COMET-Zentren nach wie vor (auch) als Konkurrenz um Fördermittel und Industriekontakte wahr. Universitäten müssten als wissenschaftliche Partner zwar Leistungen in die COMET-Zentren einbringen, könnten aber deren Ergebnisse und Erfolge nicht ausreichend für sich verbuchen, so die Meinung vieler Beteiligter aus den Universitäten.
Die organisatorische Eigenständigkeit der COMET-Zentren und der große Spielraum bei der Gestaltung der Eigentumsverhältnisse sind vom Fördergeber bewusst gewählt, um möglichst effiziente und effektive Forschungsstrukturen unter einem verantwortlichen Management zu ermöglichen. Gleichzeitig wird damit die Abstimmung und Koordination der Forschungsschwerpunkte zwischen den COMET-Zentren und den an den Zentren beteiligten Universitäten erschwert. Synergien der Zusammenarbeit zwischen COMET-Zentren und Universitätsinstituten werden daher bisher nicht ausreichend genutzt. Universitäten haben in erster Linie die finanziellen Rückflüsse aus COMET-Projekten an die eigenen Institute als Nutzen der Kooperation im Auge. Der Mehrwert von COMET in "wissenschaftlicher Währung" ausgedrückt, etwa in Form von besseren Publikationsmöglichkeiten, neuen Chancen für Doktorandinnen und Doktoranden, einem leichteren Zugang zu Forschungsinfrastruktur und einer insgesamt größeren internationalen Sichtbarkeit durch die Bündelung der Forschung in einem Zentrum wird hingegen von den Universitäten häufig noch nicht ausreichend wahrgenommen.
Um in Zukunft mehr Aufmerksamkeit für den wissenschaftlichen Nutzen von COMET zu erreichen, könnten im Programm neue Anreize gesetzt werden. Eine Möglichkeit dazu wäre, von COMET-Zentren als Teil des geplanten Forschungsprogramms ein Konzept für die strukturierte Doktorandenausbildung, beispielsweise in Form eines Doktoratskollegs, zu fordern. Damit wäre bereits im Vorfeld der Einrichtung von COMET-Zentren eine stärkere Abstimmung mit den universitären Partnern notwendig. Gleichzeitig wären damit positive Auswirkungen auf die Qualitätssicherung in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie auf die Abstimmung und Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Schwerpunkte an den beteiligten Universitäten zu erwarten.
Alles in allem ist das Kompetenzzentrumsprogramm COMET jedoch ganz klar eine erfreuliche Erfolgsgeschichte in der österreichischen Forschungsförderung, in dem es wesentlich zum Auf- und Ausbau leistungsfähiger Forschungsstrukturen an der Schnittstelle Wissenschaft und Wirtschaft beigetragen hat.