"Moon Village - die Vision für globale Kooperation und Space 4.0"
Die Erkundung und Nutzung des Weltalls hat sich über Astronomie, Wettlauf im All und Anwendungen stetig weiterentwickelt. Mit der Internationalen Raumstation ISS ist eine nie da gewesene Intensität der Kooperation erreicht worden, die auch irdische Krisen zu überbrücken in der Lage ist: Amerikaner, Russen, Japaner, Kanadier und Europäer arbeiten hier zusammen und beweisen tagtäglich die besondere Bedeutung der Investition für Forschung und Technologie. Der Paradigmenwechsel, der sich in der Raumfahrt seit geraumer Zeit abzeichnet, ist sehr umfassend und wird durch den Begriff "Space 4.0" - in Anlehnung an "Industrie 4.0" - bezeichnet. Das Konzept "Moon Village" will diesen Paradigmenwechsel in konkrete Aktionen umsetzen und internationale Kooperation und Kommerzialisierung der Raumfahrt gleichermaßen ermöglichen.
Die Internationale Raumstation ISS hat viele bis dahin visionäre Ideen in die Praxis umgesetzt. Zugleich sind die Grenzen der Möglichkeit der ISS auch erkennbar, die für eine zukünftige, internationale Aktivität in der Raumfahrt überwunden werden sollten. Nach einer gründlichen Analyse wurde das Konzept Moon Village entwickelt und weltweit kommuniziert. Für das Verständnis ist es zunächst sehr wichtig zu verstehen, dass es sich nicht um ein Projekt oder ein Programm handelt. Vielmehr geht es um eine Idee, ein Konzept.
Moon Village bedeutet nicht die Aufstellung eines Bebauungsplans, Herstellung einiger Einfamilienhäuser, von Geschäften, einer Kneipe und eines Dorfgemeinschaftshauses.
Der Begriff "Village" verweist dabei vielmehr auf den zentralen Gedanken: Eine Dorfgemeinschaft entsteht, wenn mehrere Menschen sich an einem Ort zusammentun, ohne konkrete Zukunftspläne und Festlegung aller Details, sondern durch die offene Zusammenführung von Interessen und Fähigkeiten. Dieses Prinzip ist die Grundlage für das Moon Village Konzept:
Moon Village ist offen für jeden Interessenten, egal ob privat oder öffentlich, "Dorfbewohner" aller Nationalitäten sind herzlich willkommen. Auch die mögliche Form der Beteiligung ist nicht festgelegt: Robotische und astronautische Aktivitäten sind gleichermaßen erwünscht. Bezüglich der Aktivitäten sind wissenschaftliche und technologische Ausrichtungen genauso möglich wie Ressourcennutzung, sogar Tourismus ist denkbar. Gerade das offene Konzept erlaubt die Beteiligung vieler Nationen, ohne die auf der Erde bestehenden unterschiedlichen Vorstellungen auf den Mond zu transportieren. Auch die Problematik eines gemeinsamen Dockingports als unabdingbare Voraussetzung entfällt.
Der Mond ist aus wissenschaftlicher Sicht sehr interessant, als Archiv der frühen Erdgeschichte aber auch als Basis für ein Radioteleskop auf der Mondrückseite, um ohne die Störungen von Menschen erzeugter Signale tief ins Universum schauen zu können. Während die Erforschung von Planeten und Monden in der Vergangenheit immer durch Raumsonden geschah, die sämtliche Ressourcen und erforderlichen Infrastrukturen mitbrachten, könnten im Rahmen des Konzepts auch Methoden entwickelt und getestet werden, um durch verschiedene Technologien, z.B. Additive Manufacturing, die Nutzung der vor Ort vorhandenen Ressourcen zu ermöglichen.
Da es offensichtlich ist, dass der Mensch in Zukunft auch weiter in das Sonnensystem mit astronautischen Missionen vordringen wird, kann Moon Village auch als ideale Testumgebung und "Sprungbrett" dienen. In diesem Verständnis ist zum Beispiel auch der Plan "Journey to Mars" der NASA zu nennen, der ganz wesentlich auf Zwischenschritte setzt, bevor Menschen unseren nächsten Nachbarplaneten besuchen können.
Wie die Reaktionen der Fachwelt und der Öffentlichkeit weltweit schon jetzt belegen, hat das Moon Village-Konzept das Potenzial, durch Faszination und Inspiration eine besondere Motivation für Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften (MINT) zu wecken, die weit über die Raumfahrt hinausgeht. Es wird nun darum gehen, die verschiedenen Interessenten zu einer gemeinsamen Interessensgemeinschaft zusammenzuführen, um ein Mindestmaß an Abstimmung und Ausnutzung von Synergiepotenzialen zu erreichen.