PEEK: Künstlerische Forschung als "dritter Weg"
Seit 2009 fördert der Wissenschaftsfonds FWF die künstlerische Forschung mit dem Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK). Aktuell werden für acht Projekte insgesamt 2,5 Mio. Euro vergeben, das ist die bisher höchste Fördersumme. Von der Qualität der Einreichungen her hätte man laut Programm-Manager Eugen Banauch aber diesmal fast drei Mal so viele Projekte fördern können.
Aus 73 Einreichungen, deren Gesamtfördervolumen knapp 23 Mio. entsprochen hätte, hat die internationale Jury acht Projekte ausgewählt, gab der FWF vergangenen Dezember bekannt. Auch die Anzahl der geförderten Vorhaben markiert somit den Höchststand seit der Programmeinführung. Von diesen rund zehn Prozent bewilligter Projekte möchte man mittelfristig in Richtung einer Bewilligungsquote in Richtung 25 bis 30 Prozent gelangen, erklärte Banauch im Gespräch mit APA-Science: "Was die Qualität der Einreichungen betrifft, wäre sich das diesmal schon fast ausgegangen."
Abgewickelt werden die Anträge ähnlich wie das sonstige FWF-Begutachtungsverfahren, nur zusätzlich um das sogenannte PEEK-Board mit Spezialisten aus den unterschiedlichsten Bereichen der künstlerischen Forschung und einer breit gestreuten Expertise erweitert - von der bildenden Kunst, Choreographie über Musik, Literaturtheorie bis zu Textwissenschaften.
Kein Mittelweg, sondern "dritter Weg"
"Ganz wichtig ist, dass es nicht um Kunstprojekte per se geht, andererseits aber auch keine Forschung über Kunst ist. Es ist auch kein Mittelweg, sondern ein dritter Weg", konkretisiert Banauch die Ansprüche des FWF. Dieser "dritte Weg" lasse sich ganz gut evaluieren. "Da geht es darum, dass in einem Projekt, das sehr wohl eine neue Epistemologie, eine neue Methode, einen neuen Ansatz als Ziel haben soll, auch künstlerische Methoden zum Zug kommen oder dass Künstler in ihrem Kunstschaffen auch zu dieser Methodenentwicklung beitragen können", so der Experte.
Banauch verwendet den Begriff der "künstlerischen Grundlagenforschung" ganz bewusst, "und zwar als Grundlagenforschung, die sich eben anderer Mittel als die klassisch wissenschaftliche Forschung bedient, zum Teil sind das auch ästhetische Mittel und Praktiken." Zusätzlich sei "Arts-based Research" - auf diese Formulierung hat man sich in der Präambel des PEEK-Programmdokuments festgelegt - selbst als so etwas wie eine "Wissenschaftsdisziplin mit einem Bündel von Feldern" zu sehen.
"Beurteilbarkeit und Intersubjektivität"
Großer Wert wird bei alledem auf klassische wissenschaftliche Kriterien wie "Beurteilbarkeit und Intersubjektivität" gelegt: "Da gibt es kein Forschen für ein bestimmtes Kunstwerk, und dann verschwindet dieses Forschen wieder im Niemandsland. Wenn bei einem PEEK-Projekt ein Kunstwerk herauskommt, finden wir das gut. Aber das hat nur dann einen Sinn wenn es einen Proof of Concept beinhält, das soll dann veranschaulichen, dass diese Methode, diese Praxis auch funktioniert und anwendbar ist - idealerweise auch für andere." Diese Praxis zieht sich laut dem Programm-Manager durch das ganze PEEK-Programm durch. "Wir brauchen diese Begriffe, sonst könnten wir ja nicht von einem objektivierbaren Peer-Review-Verfahren sprechen", sagt Banauch.
Die Vorgabe, künstlerische Projekte durch ihre Vertextlichung objektivierbar zu machen, ist eine Zusatzschwierigkeit, die man bei den PEEK-Verantwortlichen sehr früh erkannt hat. Darum gibt es nun auch die Möglichkeit, über den schriftlichen Antrag hinaus audiovisuelles Material abzuliefern und so die Praxis, die Vorarbeit bzw. die Herangehensweise für die Gutachter zu veranschaulichen. "Das wird auch in Anspruch genommen, schätzungsweise ein gutes Drittel macht das."
Stärkung der Community
Was sie künstlerische Forschung in der näheren Zukunft betrifft, wird es noch zu einer weiteren Stärkung der Community kommen, die sich in Österreich gefunden und konsolidiert habe, glaubt Banauch. Wurde die mangelnde Internationalisierung der heimischen Akteure anfangs noch stark bemängelt, sei das nun ein Kritikpunkt, der gar nicht mehr vorkomme. "Da haben sie nicht nur nachgezogen sondern stehen wirklich an der Spitze was die internationale Zusammenarbeit betrifft", so Banauch. Nebenbei sei auch die Qualität der Arbeiten deutlich gestiegen.
Daran habe auch das Bewilligungsverfahren des FWF selbst seinen Anteil - auch oder gerade wenn ein Projekt nicht gefördert wird. Durch die internationale Begutachtung würden "Qualitätssignale" in die Community zurückkommen. So käme es nicht selten vor, dass einmal abgewiesene Projekte im Jahr darauf erneut eingereicht und dann sehr wohl gefördert werden: "Das ist eine direkte Auswirkung auf die Qualitätssteigerung."