Technisches Museum Wien macht Pionierleistungen von Frauen sichtbar
Frauen haben in der Geschichte immer wieder mit Pionierleistungen zum technischen Fortschritt beigetragen, in der öffentlichen Wahrnehmung wurden sie aber vielfach auf die Rolle der "Assistentin" reduziert. Das Technische Museum in Wien (TMW) widmet solchen "Patenten Frauen" schon seit 2004 eigene Führungen. Zu Jahresbeginn wurde der darauf basierende Band "Wäre Ada ein Mann..." präsentiert.
Technik galt und gilt teilweise noch bis heute als Männerdomäne, wichtige Beiträge von Frauen blieben in der Technikgeschichte lange Zeit unsichtbar und wurden kaum anerkannt. "Wäre Ada ein Mann, hätte sie das Potential für einen mathematischen Erfinder, vielleicht sogar einen, der es zu hohen Auszeichnungen bringen könnte", hatte etwa der englische Mathematiker Augustus de Morgan für Ada Lovelace (1815-1852) nur "vergiftetes Lob" übrig. Sie sollte später als "die erste Programmiererin" bekannt werden.
Die Leistungen der Tochter des exzentrischen Poeten Lord Byron, die TMW-Wissensvermittlerin Beatrix Hain in dem Buch als eines von elf historischen Role Models vorstellt, sind umso bemerkenswerter, als im viktorianischen England nur männliche Adelige studieren durften und Lovelace ihr Wissen nur über das häusliche Umfeld, in Salons und auf Soireen erwerben konnte.
Eine der Förderinnen der jungen Ada Lovelace war die damals für eine Frau außergewöhnlich bekannte Astronomin Caroline Herschel (1750-1848). Diese hatte mit ihrem Bruder Wilhelm Herschel einen kongenialen Partner, der den Bau von Riesenteleskopen vorantrieb, während Caroline sich der Himmelsbeobachtung widmete und die Ergebnisse beider akribisch dokumentierte.
Bereits zu Lebzeiten Anerkennung gab es auch für die Atomphysikerin Marie Curie (1867-1934), die als erster Mensch mit zwei Nobelpreisen geehrt wurde. Auch Curie konnte als Frau in ihrer Heimat Polen zunächst nur an geheimen "Fliegenden Universitäten" Hochschulbildung erhalten, erst 1891 konnte sie an der Sorbonne ein offizielles Studium beginnen. Bei ihrer späteren Forschung wurde Marie von ihrem Mann Pierre unterstützt, der dafür auch seine eigene wissenschaftliche Arbeit hintanstellte.
Atomphysikerin Lise Meitner (1878-1968) gilt laut Hain wiederum als klassisches Beispiel für den sogenannten "Matilda-Effekt": Ihre Leistung sei systematisch verdrängt, geleugnet und stattdessen männlichen Kollegen zugerechnet worden. In Meitners Fall profitierte Otto Hahn, mit dem gemeinsam Meitner in 30 Jahren Forschungsarbeit der Nachweis der Transurane gelang. In der Zusammenarbeit war sie als Physikerin für das Analytische, er als Chemiker für das Experimentelle, so schreibt Hain: "Sie, die 'Mutter der Atombombe', und er, der Nobelpreisträger für Chemie!"
Neben den elf historischen Pionierinnen - darunter etwa auch noch die ersten österreichischen Pilotinnen Lilly Helene Steinschneider-Wenckheim (1891-1975) und Bozena Lagler (1888-1941) - zeigt der Band auch "Karriereblitzlichter" von Frauen wie der Pilotin Gabriele Metz, die aktuell in (angeblichen) Männerdomänen erfolgreich sind. Dazu kommen ein Beitrag über Video und Geschlecht sowie über Frauenstimmen aus dem Archiv der Österreichischen Mediathek.
Service: "Wäre Ada ein Mann... - Frauen in Technik, Naturwissenschaften und Medien", Hg. Technisches Museum mit Österreichischer Mediathek, Edition TMW, 151 Seiten, 22,80 Euro