"E-Learning im österreichischen Schulwesen"
Missverstanden, vorverurteilt, verteufelt, hochgejubelt ... E-Learning im Schulwesen ist bis heute ein bewegendes Thema. Einerseits, weil in weiten Kreisen noch immer falsche Vorstellungen darüber herrschen, was wir in Bezug auf Schulunterricht tatsächlich unter eLearning verstehen, andererseits, weil immer wieder populistisch entmutigende Stimmen aufhorchen lassen, die im Einsatz von Computern für Lehre und Unterricht den Beginn ehebaldigst eintretender Demenz wittern.
Vielleicht sollten wir zuerst erklären, was wir meinen, wenn im österreichischen Schulunterricht von E-Learning gesprochen wird. Tatsächlich meinen wir nämlich "Blended Learning" und verstehen darunter einen optimalen Mix aus "konventionellem" Unterricht und dem Einsatz der jeweils aktuellen "Neuen Medien". Das bedeutet weder reines Selbstlernen, noch besteht irgendeine Gefahr, dass die LehrerInnen abgeschafft werden könnten, wie immer wieder missverständlich befürchtet. Vielmehr soll dieses "Blended Learning" den Einsatz des Computers (oder eines adäquaten anderen elektronischen Geräts) zur Selbstverständlichkeit machen. Der Einsatz neuer Medien soll zur kritischen Auseinandersetzung mit eben diesen einladen, eine gewisse Selbststeuerung soll Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der SchülerInnen fördern und vor allem sollen Lernen und Unterricht Spaß machen.
Notebook-Klassen, Laptop-Klassen
Die Entwicklung beginnt in den späten 1990ern, mit der Einführung der ersten Notebook-Klassen. Einige engagierte Unterrichtende, mutige SchuldirektorInnen und aufgeschlossene Eltern machten es möglich und beschritten völlig neue Wege. Schon bald zeigte sich, dass auch finanziell weniger Begüterten - dDank kluger Unterstützung durch Elternvereine - ohne Einschränkung der Zugang zu Information und Wissen ermöglicht werden konnte. Erste Studien belegten eindeutige Verbesserungen der Lernqualität (Evaluierung des österreichweiten Modellversuchs "e-Learning und e-Teaching mit SchülerInnen-Notebooks", Univ.-Prof. DDr. Christiane Spiel, 2003). Dass auch die SchülerInnen von Anfang an begeistert waren, braucht nicht extra betont zu werden.
E-Content - Entwicklung
Eine Notebookklasse ist nicht dasselbe wie eine Klasse, in der alle SchülerInnen ihr eigenes Notebook mitbringen. Natürlich muss der Unterricht an den Einsatz dieses Werkzeugs angepasst werden (und nicht mehr, aber auch nicht weniger ist ein Computer: ein Werkzeug). So entwickelte sich der Unterricht weg von einer frontalen Form zu flexibler Unterrichtsgestaltung, und die Rolle des/der Unterrichtenden mutierte vom ausschließlich Vortragenden hin zum Coach. Natürlich unterlagen damit auch die Unterrichtsmaterialien großen Veränderungen. Zusätzlich zum Schulbuch gab es erste digitale Lehrmaterialien unterschiedlichster Art, von kleinsten Einheiten zur Wissensvermittlung bis zu umfangreichen Kursen, die über mehrere Wochen oder sogar Semester reichen. Innovative Schulbuchverlage, oft aber auch engagierte Unterrichtende kreierten zum Beispiel solchen "E-Content".
Lernplattformen
Lernplattformen sind hilfreiche Unterstützung im "Blended Learning", um Lehrmaterialien bereit zu stellen, vor allem aber auch zur Verwaltung und Abwicklung von Aufgaben, zur Wissensüberprüfung und Notentransparenz. Gut gestaltete "Moodle-Kurse" zählen inzwischen zu den qualitativ besonders geschätzten Lehrmaterialien. Dies beweist auch der seit 2003 jährlich verliehene "Lörnie Award", eine Auszeichnung für digitale Lehrmaterialien, die "von Unterrichtenden für Unterrichtende" erstellt werden. Immer wieder sind solche Lernplattform-Kurse unter den Gewinnern.
Mobile Lernbegleiter
Seit den ersten Notebook-Klassen ist die Entwicklung nicht stehengeblieben. Kleinere Geräte zu niedrigeren Preisen mit höherer Akku-Leistung begünstigten eine weitere Verbreitung von eLearning in der Schule. Die Idee "BYOD" (Bring Your Own Device) tat ein Übriges, um auch die Smartphones der SchülerInnen positiv in den Unterricht zu integrieren.
Unterstützung der Unterrichtenden
Natürlich darf bei all diesen Entwicklungen die Pädagogik nicht zu kurz kommen. Zahlreiche eng verwobene Netzwerke von Unterrichtenden, Schulen und Initiativen des bm:ukk unterstützen interessierte LehrerInnen bei ihrer Unterrichtsgestaltung, bieten Beratung, Inspiration und Best-Practise Beispiele. Gerade auf dem Gebiet der LehrerInnen-Aus- und -Fortbildung und an den Pädagogischen Hochschulen wird besonders auf die Weiterentwicklung von Methodik und Didaktik geachtet.
Medienkompetenz
Es gibt keine Branche, in der nicht zumindest Grundkenntisse im Einsatz von Computern und Neuen Medien erforderlich sind. Anstatt diese auszuschließen, ist es für die Entwicklung der SchülerInnen unumgänglich, dass der Umgang mit Computer und Medien bereits in der Schule selbstverständlich ist. Bewusster Umgang mit Hard- und Software, mit Internet und Social Web fördern Kompetenz-orientierten Unterricht und garantieren den Erwerb von Bildung und Fähigkeiten, mit denen unsere SchülerInnen für die Zukunft bestens gerüstet sind.