Ein Praktikum als Türöffner in die Forschung
Ein Praktikum ist für viele Jugendliche und junge Erwachsene der erste Kontakt mit der Berufswelt, aber auch mit dem Thema Forschung. Katharina Krombholz hat in dieser Hinsicht eine mustergültige Karriere durchlaufen: Vom Studium über ein fachspezifisches Praktikum bis zur IT-Sicherheitsforscherin und Universitätslektorin. Warum man es mit "Kastldenken" nicht weit bringt und wieso Forschung einfach Spaß macht, erzählte sie im Interview mit APA-Science.
Die gebürtige Salzburgerin ist bei SBA Research beschäftigt, dem nach eigenen Angaben größten österreichischen Forschungszentrum, das sich exklusiv mit IT-Sicherheit beschäftigt. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich "Usable Security", also wie man komplexe Sicherheitslösungen und Technologie zum Schutz der Privatsphäre nutzerfreundlich machen kann. Außerdem beschäftigt sie sich mit digitaler Forensik und ist Universitätslektorin an der Technischen Universität (TU) Wien, der FH Campus Wien und der FH Technikum Wien.
Die Tür zur Forschung hat ihr ein Praktikum im Rahmen des "FEMTech"-Programms geöffnet. Bei SBA Research, hat sie sich mit dem Thema Privatsphäre in sozialen Netzwerken beschäftigt. "Die Ergebnisse meiner Arbeit sind dann sowohl in meiner Diplomarbeit als auch in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht worden", erklärte Krombholz gegenüber APA-Science.
Spaß am Forschen
Für das Praktikum empfohlen wurde sie von ihrem Diplomarbeitsbetreuer an der TU Wien, wofür sie ihm nach eigener Aussage noch heute dankbar ist. Denn auf diesem Weg eröffnete sich eine bahnbrechende Erkenntnis: "Für mich persönlich war die wichtigste Erfahrung, dass mir Forschung unglaublich viel Spaß macht. Das wusste ich bis dahin nämlich noch nicht, und ich hätte mir sowas auch selbst nicht zugetraut."
Was ein Talent eigentlich genau ist und womit man den Begriff konnotiert, darüber scheiden sich die Geister. Für Krombholz hat ein Talent jedenfalls immer zwei Seiten - einerseits eine Person mit einer Begabung oder einer "unbändigen Faszination" für etwas, und andererseits die Gesellschaft, die dieses Talent erkennen und fördern müsse. "Ich glaube, dass jeder Mensch ein Talent sein kann und sehr viel unerkanntes und ungenutztes Potenzial vorhanden ist", sagt sie. Daher sei es von großer Bedeutung, dass ausreichend Möglichkeiten zur Förderung und Anerkennung geboten werden.
Und diese Förderung sollte nach Möglichkeit viel früher beginnen, als das derzeit der Fall ist, denn das mache sich längerfristig bezahlt. Im Bereich der Forschung brauche es angesichts der eingeschränkten Karrierewege in Österreich mehr Förderung als Praktika. Denn unklare Perspektiven und prekäre Beschäftigungsverhältnisse führten dazu, "dass gute Leute lieber im Ausland arbeiten wollen". Krombholz scheint nicht zuletzt aufgrund von eigenen Auslandserfahrungen der Stellenwert von Forschung in der Politik anderenorts viel höher zu sein als in der Alpenrepublik.
Plädoyer gegen das "Kastldenken"
Dass Talente sich nicht entfalten können, liege oft auch an zu starren Strukturen, so Krombholz, die sich schon in der Schule gegen das "Kastldenken" gewehrt hat: "Meiner Meinung nach wurden uns viel zu viele langweilige, standardisierte Lösungswege oder Bücherwissen vermittelt und der Raum für Kreativität war mir zu klein." Diese eng gefasste Philosophie mache auch vor der Uni nicht halt. Die junge Wissenschafterin hat an der TU Medieninformatik studiert und registrierte selbst in kurzem Zeitabstand negative Entwicklungen, was Freiräume betrifft: "Als ich mit dem Bachelorstudium begonnen habe, hatte ich noch eine relativ große Anzahl an Wahlmöglichkeiten am Studienplan. Mittlerweile ist alles penibelst durchstrukturiert und man lässt Studierende nicht mehr selbst überlegen, was sie gerne lernen möchten."
Mit den Paradigmen, kreativ zu sein, außerhalb vorgefertigter Lösungswege zu denken und die Komfortzone zu verlassen, würden aus dem Bildungssystem viel mehr sichtbare Talente hervorgehen, ist die Wissenschafterin überzeugt. Doch selbst wenn die Rahmenbedingungen stimmen und das Umfeld unterstützend und fördernd einwirkt, ist eine wissenschaftliche Karriere niemals ein Selbstläufer. "Als Wissenschafterin forscht man oft sehr intensiv an komplexen Problemen, und der Weg zu einer erfolgreichen Publikation ist oft steinig und hart", betont die IT-Sicherheitsexpertin. Umso mehr könne man die Früchte der Arbeit genießen. Und wenn man als Nebeneffekt auch noch die Welt bereisen könne, dann mache dieses Leben einfach "Riesenspaß".