Internationale Kontakte als Erfolgsbonus
Für einen Schulwettbewerb kann sich die Bilanz durchaus sehen lassen: Laut der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) wurden im Rahmen des heuer zum 25. Mal ausgetragenen Wettbewerbs "Jugend Innovativ" seit den Aufzeichnungen (1989) 15 Patente erteilt und sechs Gebrauchsmuster am Österreichischen Patentamt registriert. Das mag sich zwar in Relation zu den insgesamt mehr als 6.000 Einreichungen bescheiden ausnehmen, zeigt aber wohl recht deutlich, wie schwierig es ist, eine Idee in ein marktfähiges Produkt zu verwandeln. Dennoch profitieren ehemalige Gewinner bis heute von den internationalen Kontakten, die sie im Rahmen des Wettbewerbs knüpfen konnten, wie ein Rundruf der APA bei ehemaligen Finalisten ergab.
2001 machten die damals 19-jährigen Schüler der HTL Braunau, Thomas Aumeyr und Thomas Morocutti, mit einem selbst entwickelten UV-Bestrahlungsgerät Furore. Die CURE (Controlled Ultraviolet Radiation Equipment) genannte Erfindung behandelt bei Hautkrankheiten nur betroffene Hautpartien mit UV-Licht und spart gesunde Stellen aus. Nach dem Sieg bei „Jugend Innovativ“ durften sie sich auch über den mit 5.000 Euro dotierten ersten Preis beim „13th European Contest for Young Scientists“ in Bergen (Norwegen) freuen und am „London International Youth Science Forum“ teilnehmen.
Nach der Rückkehr aus Bergen versuchten die Schüler, das Projekt zu patentieren und die Forschung voranzutreiben. Weil mit Siemens jedoch auch ein Großkonzern auf diesem Gebiet tätig war, verlief die Patentierung und somit die wirtschaftliche Umsetzung aufgrund mehrerer Einsprüche im Sand. „Wir hätten auf dem rechtlichen Weg kein Leiberl gehabt“, beschrieb Aumeyr gegenüber der APA das Ende des Projekts.
Dennoch nimmt der Wettbewerb für ihn einen ganz besonderen Stellenwert ein. „Es hat mir die Augen geöffnet in puncto was international alles möglich ist“, so Aumeyr, der während seines Physik-Studiums am europäischen Kernforschungszentrum CERN beschäftigt war und nun unmittelbar vor dem Abschluss seiner Doktorarbeit an der Royal Holloway University in London steht. „Man kann europäisch etwas machen und muss nicht in einem kleinen oberösterreichischem Dorf steckenbleiben. In dieser Hinsicht hat es mir sehr viel gebracht.“
Zwei Mal im Finale
Gleich zwei Mal ins Finale von Jugend Innovativ hat es die Oberösterreicherin Martina Hafner, ebenfalls von der HTL Braunau, geschafft. 2004 belegte sie gemeinsam mit Magdalena Wolf mit der löschbaren Christbaumkugel „Oktopus“ Platz drei, 2007 kam sie mit dem Projekt „Biogas aus Maisstroh“ national und beim European Union Contest for Young Scientists in Valencia (Spanien) jeweils auf Rang zwei. Mit zwei Teilnahmen am London International Youth Forum (2004 und 2008) sowie an der Erfinder-Messe Nürnberg (2004) konnte auch sie internationale Forschungsluft schnuppern.
Mit dem Abstand von einigen Jahren fällt die Bilanz für die Teilnahme an Jugend innovativ durchgehend positiv aus. „Es ist ein sehr gutes Training. Man hat ja als Schüler keinen wirklichen Plan was wissenschaftliches Arbeiten eigentlich bedeutet. Und man lernt auch mit Misserfolgen umzugehen“, erklärte Hafner im Gespräch mit der APA. Dies helfe der Diplomandin am Institut für Chemische Technologie Anorganischer Stoffe der Johannes Kepler Universität Linz auch heute noch.
Um effizienter „Biogas aus Maisstroh“ gewinnen zu können, entwickelte die Schülerin ein neues Behandlungsverfahren für zellulosereiche Stoffe. Anfänglich habe die Gemeinde Braunau konkretes Interesse an der Errichtung einer Biogas-Anlage gezeigt, konnte den Plan wegen Finanzierungsproblemen jedoch nicht umsetzen. Obwohl es kein Patent auf das Verfahren gibt, würden sich nach wie vor Interessenten melden, so Hafner.
Die guten internationalen Kontakte und Erfolge überwiegen im Rückblick die Tatsache, dass trotz sehr positiven Feedbacks aus der Realisierung der Projekte bisher nichts wurde. Einerseits sei man als Schüler mit der geschäftlichen Komponente schnell überfordert, andererseits liege das Problem oft in der öffentlichen Perzeption außerhalb der Wettbewerbe: „Was Schüler entwickeln, wird nicht ernst genommen. Da heißt es dann oft: Ihr seid ja keine wirklichen Wissenschafter.“
Enteiste Flugzeuge
Die Enteisung von Flugzeugen machten sich Michael Kaiser und Johannes Kienl von der HTL Eisenstadt mit dem Projekt „Ice Protection“ zur Aufgabe, mit dem sie 2005/2006 die Kategorie „Engineering“ bei Jugend Innovativ gewannen. Weitere Erfolge folgten auf dem Fuß: Der erste Platz beim EU-Contest for Young Scientists in Stockholm, ein Reisepreis zum Europäischen Patentamt und Sonderpreise bei den Staatspreisen „Consulting“ und „Innovation“. „Vom internationalen Umfeld und vom Networking kann ich noch immer zehren“, sagt Kaiser, der heute bei der deutschen Fluglinie Lufthansa als Co-Pilot arbeitet.
Für das Projekt machten sich die Schüler die thermisch induzierte mechanische Expansion von Metallen zunutze. Sie bringt die unterste Eisschicht zum Schmelzen und leitet sie auf einem dünnen Wasserfilm ab. Das System sollte sich durch ressourcenschonenden, verlässlichen Einsatz und eine kostengünstige Bauweise auszeichnen: „Es würde einen Bruchteil der Energie benötigen mit gleicher wenn nicht höherer Effektivität.“
Gemeinsam mit einer Partnerfirma wurde ein Patentantrag für das Verfahren gestellt. Unglücklicherweise ging das Ingenieurbüro in Insolvenz, während die beiden Projektentwickler ihren Präsenzdienst leisteten. Das auf den Inhaber laufende Patent ging nach der Scheidung auf dessen Frau über. Die Projektanten schlugen in der Zwischenzeit ihre Berufslaufbahn in Deutschland ein und einigten sich nach dieser Verkettung von unglücklichen Umständen darauf, „es sein zu lassen“.
„Beruflich hat es mich zurzeit noch nicht weiter gebracht, es kann aber durchaus sein, dass das in Zukunft noch ein Thema wird“, so Kaiser, der interessierten Schülern nahelegt, auf jeden Fall bei dem Wettbewerb mitzumachen. „Die Möglichkeiten, wenn man gute Ideen hat, sind mannigfaltig.“
(Von Mario Wasserfaller/APA-Science)